Das Glück von Brins Fünf
Gleiters; wir entfernten die Schienen und schwenkten ihn herum. Roy rief mich und rannte zum gebrochenen Flügel im Gras, um ihn anzuheben; der Gleiter beschrieb mühelos einen Halbkreis.
„Zurück zur Scholle des festen Hauses?“ fragte Taucher.
„Hier könnten wir heimlicher an ihm arbeiten“, schlug Roy vor.
„Nein“, rief ich aus. „Nein, beim Feuer, das die Welt verbrennt! Es besteht Gefahr … der Beobachter … der Ausgestoßene!“
Sie lächelten, aber nicht spöttisch. Plötzlich schnalzte Harfner Roy mit der Zunge und schritt zum niedrigen Baum des Beobachters. Ich erstarrte und fragte mich, ob dieses Geschöpf zurückgekehrt wäre.
„Jetzt nur Ruhe bewahren. Ich habe den Eindruck, daß wir diesen Beobachter kennen“, sagte er und zupfte an seiner Kinnlocke.
„Ja … aber woher?“ fragte Taucher.
Der Harfner machte ein Zeichen, das „Entdeckung!“ bedeutete. „Der Wirbler! Der Anführer … wie hieß er doch?“
„Petsalee, der Gastgeber der Geister“, rief ich aus. Ich dachte wieder an Mooreen, die arme Irre, die Beeth Ulgan verzaubert hatte.
„Armer Teufel. Zumindest ist er Tiath Gargan entronnen“, sagte Taucher. Aber jetzt war der Harfner zutiefst beunruhigt, und ich begriff, warum. Wir versuchten, es Taucher verständlich zu machen.
„Er war ein Geisterheld, ein Ausgestoßener, das stimmt zwar …“, sagte der Harfner, „aber er war auch der Anführer. Vielleicht besaß er etwas Substanz, einen Beutel von Opfergaben oder die Gabe der Wahrsagung. Und wir wissen, daß er Pentroy in die Hände fiel!“
„Meinst du, daß er gehenkt wurde? Daß es sein Geist war?“ spottete Taucher.
„Nein! Aber er hat ein Leben gekauft“, sagte Harfner Roy.
Das war eine Alternative zum Tod, eine zwar schändliche, wie es hieß, aber eine mögliche. Einer verurteilten Person wurde manchmal gestattet, sich das Vasallentum zu erkaufen … ein niedriger Diener zu werden, wie der Salven-Clan in alten Zeiten. Taucher verstand es.
„Daher ist Petsalee vielleicht Tiath Pentroys Vasall?“
„Sein Spion! Sein sprechender Vogel“, flüsterte ich.
Taucher nahm das sehr ernst. Er und Roy packten die Seile, und wir kehrten über die Morgenfelder zurück. Wir machten einen weiten Bogen um den Pferch und den Felsen, dann schoben und zogen und schlitterten wir den Gleiter unter die verstreuten Bäume auf der Scholle des Hauses. Wir gingen sofort hinein und erzählten unsere Abenteuer.
Brin und Mamor pflichteten Roy bei, um Taucher von dem Risiko zu überzeugen. Petsalee war höchst verdächtig und eine echte Bedrohung für unsere Sicherheit. Er war einer der wenigen, der die Fäden zwischen Beeth Ulgan und unserem Glück weben könnte. Mamor war ganz dafür, das Ufer abzusuchen und den elenden „Geisterhelden“ zu fangen, aber wir hielten ihn davon ab. Die Alte Gwin hielt an ihren alten Fäden fest; sie konnte nicht glauben, daß so ein heiliges Wesen „ein Leben kaufen“ und zum Verräter werden könnte.
An diesem Tag begannen wir erst spät mit unserer gewöhnlichen Routine, wenn das Leben in einem festen Haus je als gewöhnlich bezeichnet werden konnte: Weben, Kochen, Spielen, Schlafen. Taucher suchte überall Holz und Stoff, um den Gleiter zu reparieren. Ich war so still und arbeitete so gut am Mattenwebstuhl, daß Gwin meine Brust abtastete, um festzustellen, ob ich Fieber hatte. Ich klapperte noch am Nachmittag weiter, während Gwin döste und Roy in ein anderes Zimmer ging, um eine Harfensaite auszuwechseln. Narneen war fortgelaufen, um Taucher und Mamor bei der Arbeit am Gleiter zuzuschauen. Ich sah, daß Brin ihr schönes Werk auf dem großen Webstuhl verließ und die Treppe zum Nachtgemach hinaufstieg. Ich folgte ihr, und wir knieten zusammen bei den Bündeln der neuen Arbeiten und den Lagern nieder.
„Was bedrückt dich, Dorn Brinroyan?“
„Glaubst du mir, daß ich die Wahrheit sage?“
Die Geschichte lastete auf mir; sie war unecht geworden, als wäre sie jemand anderem zugestoßen. Da saß Brin, rund, sanft und groß, in dem goldbraunen bauschigen Gewand; in der Wärme des Nachmittagslichts sah ich sie auf ebenso besondere Art, wie ich Tiath Gargan auf dem schwarzen Schiff gesehen hatte. Ich sah sie für immer: Brin, meine Beutelmutter. Wir waren nicht ganz allein, denn inzwischen quäkte und bewegte sich das versteckte Kind an seinem Platz. Sie hörte mich an und schaute mir ins Gesicht.
„Ich glaube dir, Kind.“ Sie setzte ihr Aussortieren noch einige Augenblicke
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