Das Glück von Brins Fünf
fort und fragte dann: „Glaubst du, daß dies die Macht deiner Gedanken ist? Bist du zum Zeugen gezeichnet, wie der junge Gordo?“
Ich schüttelte etwas betrübt den Kopf. „Nein, es ist alles außerhalb meiner selbst. Oder es ist die Macht, die wir alle als Kinder haben. Der Schöpfer der Maschinen arbeitet mit seinem Willen. Es hätte vielleicht auf jeden von uns gewirkt … womöglich mit Ausnahme von Taucher.“
Brin seufzte. „Gwin wartet auf einen aus unserer Fünf geborenen Zeugen. Sie weist auf Narneen hin.“
Ich empfand einen Stich des Neids, aber ich erinnerte mich an gewisse Dinge. „Narneen könnte eine Zeugin sein. Sie spürt Dinge eher als jeder von uns.“
„Also wir wollen sie nicht auf falsche Gedanken bringen.“
Wir lächelten einander zu, und die Last fiel von mir; ich fühlte mich wieder behaglich. Ich bemerkte zum erstenmal, was Brin von unseren Bündeln aussortiert hatte. Es war der schöne Prunkstoff, fünf Yard im Quadrat, bestickt mit Vögeln und Blumen.
„Ja“, sagte Brin, „es ist an der Zeit. Dein Verwandter wird zu schwer für mich.“
Eine solche Erregung bemächtigte sich meiner, daß ich die Stille des goldenen Nachmittags brach; ich eilte von Zimmer zu Zimmer, um es jedem zu erzählen.
Das Kind hatte an diesem Abend nach dem Essen seinen ersten Auftritt. Wir baten Taucher, einen Namen zu finden. Er saß am Rande des Prunktuchs und beobachtete, wie unser neuer Verwandter seine Glieder krümmte und Babylaute von sich gab. Er gestand ein, daß Kinder seiner Rasse anders waren: dicker, sagte er, und nicht so hellwach. Er nannte viele merkwürdige Namen und suchte nach einem, der sich sowohl in der einen als auch in der anderen Sprache aussprechen ließ. Roy ist so ein Name. Er sagte einen Namen Tomas; Gwin und Brin lächelten.
„Tomar“, kicherte die Alte Gwin. „Tomar …“
Es ist ein guter Name, denn er hat zwei Bedeutungen: „großer Mut“ oder „großer Schelm“. Da hätten wir es also – der Neuling wurde Tomar, und Brin webte seinen Namen auf ihre eigene Runen. Er wurde gemessen, bewegt, eingewickelt und in Narneens alten Henkelkorb gesteckt, mit grünen Seidenschnüren an Händen und Füßen, so daß er sich hochziehen und ausstrecken konnte, wie es Babys tun.
„Wann wird er laufen können?“ fragte Taucher.
„Nur keine Eile“, sagte Brin, „in zehn bis zwanzig Tagen. Er kann sich Zeit lassen.“
„Wann fangen eure Kinder an zu laufen“, fragte Mamor.
„Ein Neugeborenes kann nicht laufen“, sagte Taucher.
„Nicht neugeboren“, sagte Gwin lachend. „Neu aufgetreten! Hört den Insler.“
„Das ist der Unterschied“, sagte Taucher.
Inzwischen war das Jahr zum Frühling fortgeschritten; und an den zwei Sonnen, die gemeinsam am Himmel weilten, wußten wir, daß es bald Neujahr war. Ich weiß nicht, wie der neue Plan entstand … heute scheint es mir verwegen. Wahrscheinlich stammte er von Taucher und Mamor, die ihre Krummholzstücke glätteten und in den Staub zeichneten. Es gibt bei der Frühjahrsmesse in Otolar einen Flugwettbewerb namens Vantroy oder des Vogel-Clans. Ein großer Preis besteht aus Silberstücken und reichem Gewebe. Brin und Roy, die als Kinder zu dieser Messe gegangen waren, hatten uns oft von der Rückkehr der seltsamen Fahrzeuge, der Bewunderung und dem Gelächter, sowie den Siegern erzählt … Einer, an den sie sich erinnerten, war ein Sproß der Dohtroys gewesen, der auf dem Sitz ihres goldenen Gleiters stand und Perlmuscheln der Menge zuwarf. Vielleicht war es diese glorreiche Erinnerung, die Brin dazu brachte, sich einverstanden zu erklären, daß Taucher daran teilnahm und sein Glück versuchte. Vielleicht erklärte sie sich auch einverstanden, um Mamor und Taucher einen Gefallen zu tun, in der Annahme, die ich heimlich teilte, daß der arme Gleiter niemals fliegen würde.
Taucher kannte solche Zweifel nicht. Er verbrachte den ganzen Tag an der Maschine, bückte sich, tätschelte sie, glättete sie oder schnitzte mit Roys Messer oder seinem eigenen schärferen an diesen sonderbaren Wölbungen des Krummholzes herum. Er ließ mich jedesmal, wenn ein Platterer vorbeiflog, einen Ruf ausstoßen, und wir musterten durch sein Fernrohr dessen Modell. Mir wurden die Modelle vertraut und ich rief: „Grüner Schlitzflügel“ oder „Antho-Breitschwanz“ oder „Pedalfächer“. Die Pedalfächermodelle gefielen ihm am besten, obwohl sein Gleiter tatsächlich „eine Maschine“ sein würde, was er nicht ganz fair
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