Das Glück wartet in Virgin River
herein, an jeder Hand ein kleines Händchen – David, der fast vier war, und Emma, inzwischen fast drei Jahre alt.
„Hey, ihr drei“, rief Jack und ging um den Tresen herum auf sie zu. Er bückte sich, um Emma aufzuheben, und half David mit einer starken Hand auf den Barhocker. „Seid ihr beiden heute schön brav gewesen?“
„Superbrav“, antwortete Mel. „Wir haben eine Neuanschaffung in der Praxis. Cameron hat für unsere Kids und seine Zwillinge im Garten eine Schaukel aufgestellt. Ich weiß gar nicht, warum wir nicht früher daran gedacht haben.“ Sie setzte sich auf den Hocker neben ihrem Sohn. „Also können wir jetzt ein bisschen Saft haben? Bitte?“, betonte sie und puffte ihren Sohn mit dem Ellbogen an.
„Bitte, Dad“, sagte er sehr erwachsen.
„Pitte!“, sagte auch Emma und klatschte in die Hände.
„Und vielleicht auch noch ein kleines Bier“, fügte Mel hinzu. „Weniger als die Hälfte. Dann fahr ich nach Hause und mach den Kindern etwas zu essen.“
„Wir haben Makkaroni mit Käse, die du nur aufwärmen musst“, bot Jack an. Mit Blick auf Denny fügte er hinzu: „Denny, das ist meine Frau Mel. Sie kocht nicht. Und Mel, dieser junge Mann ist gerade aus Afghanistan heimgekehrt. Denny Cutler.“
„Wie geht es Ihnen?“, sagte sie. „Willkommen zu Hause. Marine?“
„Yes, Ma’am. Wie geht es Ihnen?“
„Keine Ahnung, warum, aber Jack ist wie ein Magnet für Marines. Irgendwann landen sie alle hier.“
„Ich kann verstehen, warum“, sagte Denny, hob sein Glas und wandte sich an Jack: „Irgendwie hatte ich mir Sie nicht wirklich mit einer jungen Familie vorgestellt.“
„Das hat noch niemand, mich selbst eingeschlossen. Ich war vierzig, als ich Mel kennengelernt habe, und auch nicht annähernd an Ehe und Kindern interessiert. Aber irgendwie hat sie mich in die Falle gelockt.“
Sie lachte über ihn. „Das ist absolut gelogen. Ich bin um mein Leben gerannt.“
„Na gut, dann habe ich halt sie in die Falle gelockt. Wie auch immer, am Schluss hat sich einfach alles wunderbar zusammengefügt.“
„Also, Denny, sind Sie gerade hierhergezogen?“
„So ungefähr. Ich bin gekommen, um mir auf Empfehlung eines Freundes den Ort einmal anzusehen, und es gefällt mir hier. Aber es gibt da ein Problem. Ich wurde gerade erst entlassen. Ich brauche einen Job. Irgendeinen Tipp, was ich hier in der Gegend machen könnte?“
„Schwierig“, sagte Jack. „Bei der momentanen Wirtschaftslage sind Jobs rar gesät. Viele Leute sind arbeitslos.“
„Es muss ja auch kein großartiger Job sein. Ich bin nicht verheiratet, und es gibt kein Mädchen, das auf einen Ring wartetoder so. Vielleicht mache ich später noch eine Ausbildung. Aber ich könnte mir ein Zimmer mieten und mal für ein paar Monate abschalten. Ich habe etwas von meinem Spesengeld zurückgelegt, sodass ich mich über Wasser halten kann.“
„Ein paar Monate?“, fragte Jack.
„Falls ich beschließe, länger zu bleiben, werde ich mich nach einem Apartment, einer Einliegerwohnung oder so etwas umsehen. Aber im Augenblick würde es mir reichen, wenn eine nette alte Dame mir ein Schlafzimmer …“
„Wir könnten Ihnen ein Bett anbieten“, sagte Jack. „Wir haben ein Gästehaus, eine casita oder wie man es nennen will. Es ist für meinen Vater gedacht, wenn er uns besucht, aber wir haben auch im Haus noch ein Zimmer für ihn, falls er einmal unerwartet aufkreuzt. Ich meine, wenn es nicht auf Dauer sein soll.“ Jack zuckte mit den Schultern. „Und Sie sind ein Marine.“
„Wow. Das ist fast zu schön, um wahr zu sein.“
„Ich zeig Ihnen, wie Sie dort hinkommen.“ Jack nahm eine Serviette, auf die er die Wegbeschreibung notierte.
Spät abends, als Mel und Jack im Bett lagen und die Kinder schon schliefen, fragte sie ihn: „Besprechen wir solche Dinge nicht eigentlich vorher?“
„Mel, seine Mutter ist gestorben, und er hat erfahren, dass sein Vater nicht sein Vater ist. Dann ist er in den Krieg gegangen … Er ist ein Marine. Das können wir für ihn tun … es kostet uns nichts.“
„Und was ist, wenn das nicht so ganz stimmt? Wenn er niemals ein Marine war? Wenn seine Mutter lebt und es ihr prächtig geht? Wenn … Jack, erinnerst du dich noch an Annalee?“ Damit war eine schöne Trickbetrügerin gemeint, der Jack vor gar nicht allzu langer Zeit auf den Leim gegangen war. Ihm selbst war zwar kein Schaden entstanden, denn sie hatte es nicht auf Jack abgesehen, sondern auf jemand anderen. Aber
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