Das Glück wartet in Virgin River
dennoch, Jack hatte sich viel zu leicht von ihr einwickeln lassen, weil er einfach jedem gegenüber sehr aufgeschlossen war. „Und was, wenn er ein Serienkiller ist oder so?“
„Wir schließen die Türen zum Haus ab und behalten ihn eineWeile im Auge. Und sollte er ein Serienkiller sein …“, er ließ ein kehliges Lachen hören, und reflexartig spannten sich seine Muskeln in Schultern und Armen, „dann hat er sich das falsche Gästehaus ausgesucht.“
Mel seufzte und lehnte sich an ihn. Es war lange her, dass Jack sich in einem Kriegsgebiet aufgehalten und auf Wacht- oder Beobachtungsposten gesessen hatte, aber es gab Dinge, die ihm ewig blieben. Beim Flattern einer Feder würde Jack aufwachen, seine Reflexe waren so schnell wie eh und je, und er war stark.
„Du hast recht“, sagte sie und kuschelte sich an ihn. „Aber können wir beim nächsten Mal vorher darüber reden?“
„Aber sicher, Baby.“ Er schloss sie in die Arme. „Versuch zu entspannen. Ich mag ihn. Er ist ein netter Junge.“
Nachdem Lilly zwei Tage zu Hause geblieben war, ging sie wieder zur Arbeit in die Futterhandlung. Zum ersten Mal in ihrem Leben trat sie ihrem Großvater gegenüber sehr bestimmt auf. „Ich bin noch nicht so weit, über Clay zu reden, also lass mich damit in Ruhe. Und ich glaube, es wäre das Beste, wenn du Manny bittest, nächste Woche das Futter in die Klinik Jensen zu liefern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dazu noch nicht in der Lage sein werde.“
Anstatt nach der Arbeit zu reiten, versuchte sie beim Yoga Ruhe, Frieden und Gleichmut zu finden. Anschließend ging sie ins Loving Cup, wo Dane ihr so viel Loving bot, wie er konnte. Alle grauenhaften Einzelheiten hatte sie ihm bereits erzählt und weinte sich nun an seiner Schulter ein wenig länger aus, als ihr Stolz eigentlich zuließ, sodass es ihr schon peinlich war.
Aber in dem Café saßen nur wenige Gäste, und alle weit genug entfernt auf der anderen Seite des Raums, während sie ihren gewohnten Sitz an der Theke belegte.
„Nun“, sagte Dane lächelnd. „Du siehst jedenfalls ziemlich gut aus. Besser, als ich erwartet hätte.“
„Lüg nicht“, schimpfte sie mit ihm. „Ich habe herausgefunden, dass es ein bisschen hilft, wenn man sich beim Einschlafen einen Beutel tiefgekühlter Erbsen auf die Augen legt, aber manmuss schon absolut sicher sein, dass man wirklich aufgehört hat zu weinen, denn sonst kleben einem die Augenlider am Plastik fest.“
„Igitt.“
„Was glaubst du, wie lange wird das dauern? Diese hemmungslose, lächerliche, demütigende Heulerei?“
Dane senkte die Lider, und als er aufsah, war sein Blick besorgt. „Lilly, hast du schon mal daran gedacht, dich mit dem Mann hinzusetzen und ihn anzuhören, um entweder mit ihm ins Reine zu kommen oder offiziell Schluss zu machen? Bevor du weiteres Geld in Tiefkühlerbsen investierst? Ich meine, er bittet dich darum!“
„Er hat mich belogen, Dane …“
Dane zuckte mit den Schultern. „Für mich klingt es eher so, als hätte er dir ein paar Sachen nicht gesagt, aber das bedeutet doch längst nicht, dass er vorhatte, sie ewig vor dir zu verheimlichen. Schließlich seid ihr auch erst kurze Zeit zusammen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Er hätte das klären müssen, bevor seine Frau mich informieren konnte. Bevor ich mithören durfte, wie er ihr seine ewige Liebe versichert!“
„Nach allem, was du mir erzählt hast, hat er offensichtlich die Beziehung mit seiner Ex nicht ganz abgebrochen, nachdem die Scheidung durch war. Ist das ein Verbrechen? Damals hat er dich nicht einmal gekannt. Und soweit wir wissen, war er nicht mehr mit ihr zusammen, nachdem er hierhergezogen ist.“ Dane beugte sich über die Theke. „Ich glaube, so etwas kommt häufiger vor, als wir glauben. Nimm meine Schwester. Ihre Ehe war völlig zerstört, ihr Mann schlimmer, als du es dir vorstellen kannst. Trotzdem war sie noch ein paarmal mit ihm zusammen, nachdem sie sich getrennt hatten, bis wir dann endlich hierhergezogen sind und den Laden eröffnet haben. Alte Gewohnheiten lassen sich manchmal nur schwer ablegen …“
„Ach wirklich?“, fragte Lilly. „Und wie soll man dann wissen, wann sie endgültig den Geist aufgegeben haben?“
„Ich glaube, genau deshalb wäre es sinnvoll, darüber zu reden, oder zu streiten, oder was auch immer daraus wird.“
„Das kann ich nicht“, sagte sie in einem angestrengten Flüstern. „Kapierst du das denn nicht? Ich kann das nicht noch einmal
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