Das Glück wartet in Virgin River
durchmachen!“
„Er hat dich nicht betrogen!“, erwiderte Dane hitzig. „Er war mit einer anderen Frau zusammen, bevor er dich kennengelernt hat, bevor er sich mit dir eingelassen hat! Das ist kein Verbrechen!“
„Aber er hat mich belogen! Genau wie der Typ mich damals belogen hat!“
„Das muss jetzt mal ein Ende haben!“, rief Dane, und Lilly sah ihn verblüfft an. „Wie lange willst du diesen ausgelutschten alten Liebeskummer denn noch am Leben halten? Damals warst du ein kleines Mädchen! Jetzt bist du eine Frau. Werde erwachsen!“
Verwundert starrte sie ihn an und schüttelte den Kopf. „Das kann nicht dein Ernst sein …“
„Ich habe dich lieb, Lilly. Hör mir einmal zu! Du bist nicht der erste Mensch, dem das Herz gebrochen wurde. Du darfst auch gern ein Weilchen in Selbstmitleid schwelgen, aber diese alte Wunde hast du so lange geleckt, dass sie inzwischen eitert! Meine Güte, kein Wunder, dass du dich mit Clay nicht auseinandersetzen kannst, dir nicht erlauben kannst, die Wahrheit zu sehen. Das würde ja Stärke und Mut erfordern, und du fühlst dich wohler dabei, dich wie ein kleines Opfer zu verhalten, das man verprügelt hat!“
Sie entzog sich ihm, indem sie sich zurücklehnte und nur schweigend den Kopf schüttelte.
„Ein Opfer mit so viel Selbstmitleid, dass ein Schiff darin versinken könnte“, fuhr er fort. „Du musst darüber hinwegkommen, kleine Schwester. Wenn du Hilfe dazu brauchst, besorg sie dir. Denn wenn du daran festhältst, wirst du nicht nur Clay verlieren, bevor du überhaupt weißt, ob er es verdient hat, in die Wüste geschickt zu werden, sondern dir überhaupt niemals erlauben, einen guten Mann zu finden! Und wenn du alt und einsam stirbst, ist es einzig und allein deine eigene Schuld.“
Einen Moment hatte es ihr die Sprache verschlagen. IhreAugen wurden feucht, und eine Träne lief ihr über die Wange. „Wie kannst du es wagen!“
Er beugte sich zu ihr vor. „Ich wage es, weil ich dein bester Freund bin und dich liebe. Es wird Zeit, Lilly. Wenn du jemals in einer reifen Beziehung sein willst, wirst du dein mädchenhaftes Selbstmitleid aufgeben müssen. Du wirst die Schultern straffen und dich deiner Situation wie eine Erwachsene stellen müssen. Ich würde dir ja gerne versprechen, dass du, wenn du erst einmal den Richtigen gefunden hast, keine Probleme mehr haben wirst, nie mit Schwierigkeiten konfrontiert sein wirst und dich nie mit dem Mist auseinandersetzen musst, den der Kerl mit sich rumschleppt. Aber zum Teufel, kein Mensch kann auf Dauer eine ernsthafte Beziehung haben, ohne mit seinen eigenen Fehlern zum Chaos beizutragen. Es wird niemals einfach sein, Lilly! Die Menschen haben Schwächen! Niemand ist perfekt! Jeder macht Fehler! Und man muss stark genug sein, hinzuschauen und zu wissen, wann eine Lösung gefunden werden kann und wann nicht.“
Eine zweite Träne lief ihr über die andere Wange, und sie fühlte, wie ihr die Haare im Nacken juckten, als drohte ihr eine Gefahr. Ohne zu wissen, was sie tun oder sagen sollte, griff sie nach ihrer Handtasche, sprang vom Hocker und eilte zur Tür.
„Nur zu“, rief Dane ihr hinterher. „Lauf nur weg! Das ist das Einzige, wozu dein Mut reicht!“
Und schon rauschte sie zur Tür hinaus.
Dane stützte sich auf die Theke und senkte den Kopf. Er zitterte beinahe. Er war ein großes Risiko eingegangen … ein Risiko, das ihm seine beste Freundin kosten könnte. Er brauchte eine Minute, um sich wieder zu fangen und aufzurichten. Als er so weit war, sah er, dass seine vier Gäste ihn durch den Raum hinweg anstarrten. Nervös fuhr er sich durch die blonden Haare. „Tut mir leid“, erklärte er. „Ein Streit unter Liebenden.“
Luke Riordan war schon beim zweiten Klingeln am Telefon. Der kleine Brett war gerade erst eingeschlafen, und Luke war nicht in der Stimmung, das ganze Prozedere noch einmal zu durchlaufen.
„Hey“, meldete sich Patrick.
„Hey“, antwortete Luke. „Was gibt’s?“
„Nun, ich konnte zwei Tage bei Colin wohnen, aber das war’s dann auch schon. Er hat mich aufgefordert, zu gehen. Also … jetzt wohne ich ein Stück weiter die Straße rauf hinter Fort Benning in einem Gasthof.“
„Er ist nicht in der besten Stimmung“, bestätigte Luke. „Ich kann ihn verstehen. Sein Körper schmerzt, und die Reha bringt ihn um. Er hatte auch eine Menge Besuch. Mom war zwei Wochen dort …“
„Ich glaube, da könnten wir auch noch andere Probleme haben, Luke. Er wirft sich die
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