Das Glück wartet in Virgin River
zu lächeln fügte er hinzu: „Arme Isabel.“
„Hat sie Schwierigkeiten mit dem Pferd?“
„Kann sein, aber vermutlich wird sie eher Schwierigkeitendamit haben, dass ich mich weiterentwickelt habe. Daran bin ich selbst schuld, Nathaniel. Ich habe immer geglaubt, mit Isabel müsse man Geduld haben. Geduld und Verständnis. Aber damit habe ich es ihr nur ermöglicht.“
„Was hast du ihr ermöglicht?“, fragte Nate.
„Ich habe sie immer als Frau gesehen, die Liebe und Zustimmung braucht. Eine Frau, der man die Sicherheit geben muss, dass ihr keine Liebe entzogen wird, dass sie dauerhaft ist. Aber mit ihr stimmt einiges nicht. Isabel wurde von einem missbräuchlichen Mann erzogen, und das Ausmaß dieses Missbrauchs kann ich mir nicht einmal vorstellen. Es gibt Dinge, über die sie nicht reden konnte. Allerdings weiß ich, dass sie als Kind zu rau behandelt wurde. Es war der permanente Liebesentzug. Von Frederik mal ein freundliches Wort zu hören, war ihr unmöglich, selbst nachdem sie als erwachsene Frau sehr erfolgreich war. Und erst jetzt geht mir langsam auf, dass sie eine Seite in sich hat, die … die dem Mann sehr gleicht, der sie erzogen hat. Nicht, dass ich das oft zu sehen bekommen hätte, aber ihre vielen Bedürfnisse können sie dazu verleiten, sich wie eine egoistische intolerante Person aufzuführen, die sich selbst bemitleidet. Als ich L. A. verlassen habe, hätte ich deutlicher klarstellen müssen, dass ich sie und unsere Beziehung für immer hinter mir lasse. Wie gesagt – meine Schuld.“
„Intolerante Person? Eine intolerante Person, die einen amerikanischen Ureinwohner heiratet?“
„Genau. Und so wie Isabel eine intolerante Person ist, ist ihr Vater ein ausgemachter Rassist. Den beiden hat es gefallen, einen eingeborenen Hufschmied und Stallmanager zu haben. Das fanden sie interessant. Ich war ein Gesprächsthema, vor allem, als ich Isabel geheiratet hatte. Und das hat sich wiederum gesteigert, als ich nach der Scheidung weiterhin ihren Stall betreut habe. Hierherzukommen war für mich ein Schritt, der schon längst überfällig war.“
„Das war aber mal ein glücklicherer Ort hier“, meinte Nathaniel. „Neuerdings ist hier niemand mehr glücklich. Was werden wir wegen Lilly unternehmen?“
„Wir?“
„Es ist ja nicht so, als wärt nur ihr, du und Lilly, unglücklich. Meine Annie ist richtig geknickt, und Lilly weigert sich, über das ganze Chaos zu reden. Annie hat gerade die perfekte Partnerin für ihren Reitunterricht gefunden und große Träume, was sie gemeinsam für die jungen Mädchen tun könnten … da müsst ihr beide euch streiten. Ich selbst hatte auch mal einen sehr viel zufriedeneren Assistenten. Und der arme Gabe – er läuft herum, als hätte er Angst zu niesen. Also, was werden wir unternehmen?“
„Nathaniel, ich entschuldige mich. Wenn ich mich vor langer Zeit ernsthaft mit Isabel auseinandergesetzt hätte, wäre jetzt alles anders. Nach unserer Scheidung habe ich mit Isabel noch lange weitergemacht. Schließlich war ich mal mit ihr verheiratet, und in meinem Leben gab es sonst keine Frau. Ich habe nicht gesehen, was es schaden könnte. … Isabel war hier, als Lilly vorgestern das Futter brachte, und irgendwie hat sie es gewusst. Ihr war klar, dass Lilly meine …“ Er holte tief Luft. „Isabel hat dafür gesorgt, dass Lilly nun weiß, dass wir bis vor Kurzem unsere Beziehung fortgesetzt hatten, obwohl wir schon seit zwei Jahren geschieden sind.“
Einen Augenblick wirkte Nathaniel geschockt. „Das hast du also damit gemeint, als du gesagt hast, du wärst zwar geschieden, aber dadurch hätte sich nicht sehr viel geändert.“ Er fuhr sich mit der Hand über den Nacken. „Lieber Himmel!“
„Es ist alles meine Schuld. Alles. Es tut mir leid. Alle Menschen, die mir wichtig sind, habe ich unglücklich gemacht. Vielleicht, wenn ich mit Isabel wirklich Schluss gemacht hätte oder Lilly gegenüber etwas aufrichtiger gewesen wäre, bevor Isabel hier auftauchte …“ Er schüttelte den Kopf. „Ich tue, was ich kann, Nathaniel, aber bis dahin kann ich es nur bedauern. Ich übernehme die volle Verantwortung.“
Nathaniel sah ihn lange an. „Meine Güte, Junge, da hast du aber was vor dir.“
„Was du nicht sagst.“Jack war schon ziemlich daran gewöhnt, dass es in der Bar zur Abendessenszeit ruhiger war als sonst. Wenn seine engen Freunde nicht vorbeischauten oder keine Jäger hereinkamen, war wirklich nicht viel zu tun. Nach wie vor versuchte Mel
Weitere Kostenlose Bücher