Das Glück wartet in Virgin River
Kampf stehen wir gemeinsam durch.“
Colin saugte kräftig an dem Eis, dann schluckte er. „Dafür gibt es die Schwestern.“
„Für diese netten Schwestern warst du schon jetzt eine ganz schöne Last. Deshalb wollen sie extra für dich jemanden einfliegen … aus Samoa. Ein großer Kerl, langer Pferdeschwanz auf dem Rücken, gebaut wie ein Kühlschrank. Du wirst ihn mögen … er ist nett.“
„Hau. Ab.“
„Schließ die Augen oder tu wenigstens so.“
„Ist es denn nicht schon schlimm genug? Glaubst du, mir fehlt jetzt auch noch ein Familientreffen Riordan?“, grummelte Colin.
Luke beugte sich auf seinem Stuhl vor. „Wo wärst du denn, wenn ich in irgendeinem Krankenhausbett unter einem Haufen Verbänden läge?“
„Hoffentlich mit einer vollbusigen Nymphomanin an einem Sandstrand.“
Luke schüttelte den Kopf. „Du bist wirklich reizend, weißt du das?“ Er erhob sich und drehte sich um.
„Du gehst?“, rief Colin ihm nach.
„Ich will nur dafür sorgen, dass man dir noch ein paar Medikamente verpasst. Oder Klebeband für deinen Mund. Schön liegen bleiben.“
Luke ließ sich Zeit auf dem Weg zum Schwesternzimmer. Aber der eigentliche Grund, weshalb er sich von Colin abwenden musste, war der, dass ihm die Tränen der Erleichterung in die Augen gestiegen waren. Es tat so gut, ihn wieder an Bord zu haben. Und es war ein echtes Wunder, dass er noch mal eine Chance mit ihm erhalten sollte.
Die fünf Brüder Riordan standen sich alle nahe, die einen mehr, die anderen weniger. Ihre jeweilige Verbindung beruhte auf ihrem Alter oder gemeinsamen Interessen ebenso wie aufbestimmten Charakterzügen. Luke war der Älteste, und nach ihm kam Colin. Vielleicht war das die Erklärung dafür, weshalb sie ständig mit den Köpfen aneinandergeraten waren. Immer hatten sie zueinander in Konkurrenz gestanden. Aber vielleicht galt das auch nur für Colin, der schon immer derjenige war, der am ehesten auf Distanz ging und mit keinem von ihnen Kontakt hielt. Aber wie alle anderen Brüder auch – wenn es etwas zu feiern gab, wie etwa eine Hochzeit oder wenn bei Unfall oder Krankheit ein Notruf geschaltet wurde, war Colin zur Stelle. Gut möglich, dass er als Letzter kam und als Erster wieder ging und auch derjenige war, der am ehesten – meist mit Luke – einen Streit vom Zaun brach, aber er kam.
Wenn Luke sich anstrengte und tief genug in seinen Erinnerungen grub, hatte er den Eindruck, dass ihre Reibereien in der Zeit um Seans Geburt herum begonnen hatten. Sean war in acht Jahren als vierter Junge zur Welt gekommen, und es war damals, als Colin das Abscheulichste tat, was er tun konnte – er schoss in die Höhe und überragte Luke auf einmal um etwa acht Zentimeter, ein Vorteil, den er sein ganzes Leben lang halten konnte. Aktuell brachte Luke es immerhin auf respektable ein Meter zweiundachtzig und war recht muskulös, aber Colin war ein fast ein Meter neunzig großer Riese mit kräftigen Armen und langen Beinen. Und als wäre das nicht genug der Kränkung, hatte Colin es sich von diesem Zeitpunkt an zur Lebensaufgabe gemacht, immer ein wenig besser in der Schule zu sein als Luke, und später auch immer ein wenig mehr Erfolg bei den Mädchen zu haben. Und das Sahnehäubchen auf dem Kuchen war, dass Colin seinem älteren Bruder in die Army folgte, erst die Ausbildung zum Warrant Officer machte, anschließend die Flugschule besuchte und – wie nicht anders zu erwarten – ein wenig weiter kam als Luke. Nicht viel, aber trotzdem.
Lukes Einstellung war immer, dass er alles konnte, egal wie gut. Und Colin konnte alles immer ein wenig besser. Falls er es doch einmal nicht besser machte , war er immer noch größer und sah besser aus.
Nun, jetzt lag Colin da, mit Brandwunden und gebrochenenKnochen. Luke schämte sich, dass es so weit kommen musste, um den Entschluss in ihm reifen zu lassen, einen Neuanfang mit Colin zu wagen. Eigentlich müssten sie die besten Freunde sein, denn sie hatten so viel, das sie verband! Zwanzig Jahre Dienst in der Armee, beide als Hubschrauberpilot, und beide hatten sie großen Erfolg bei den Frauen.
Sicher, für Luke gehörte das alles jetzt der Vergangenheit an, und das war gut so. Kein Mensch konnte sich mehr wünschen als ein Leben wie das, das er mit seiner jungen Frau führte.
Aber so weit war Colin noch nicht. Und für ihn musste es auch keineswegs gelaufen sein. Selbst wenn der Genesungsprozess, der jetzt vor ihm lag, schwierig sein mochte, er könnte wieder zu seinen Black
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