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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Ambros, und der Kaspar war sofort bereit, das andere Haus zu nehmen. Stube und Kammer waren die einzigen Wohnräume unter dem alten Schindeldach. Spinnen hatten graue Netze in die Ecken gewoben und der Kalk an den blaugetünchten »Wänden bröckelte. Eine Maus schoß aus einem Loch im Fußboden und verschwand hinter dem ziegelgemauerten Herd. An den blinden Fensterscheiben wärmten sich in der späten Sonne dicke Fliegen auf. Die rauchgeschwärzte Holzdecke war so nieder, daß der lange Ambros Keppl mit dem Kopf fast an die Balken stieß.
    Der Förster machte die Fenster auf, und die warme Maienluft drängte in die Stube.
    »Könnt morgen schon anfangen mit dem Herrichten«, meinte er.
    Das zweite Haus, nur einen Steinwurf entfernt, glich in allem dem einen, und zu jedem der Häuser gehörte ein Holzschüpfl und ein Ziegenstall. In allen Räumen war der Modergeruch des »Winters, und das mächtige Balkenwerk auf den Steinfundamenten schien eben erst aus einem tiefen Schlaf geweckt. Die Schindeldächer schienen sich knisternd zu blähen und erwachend die frische Waldluft einzuatmen, die durch die offenen Fenster kam.
    Ihre Anwesenheit auf der trostlosen und einsamen Waldblöße hatte die tödliche Stille des Winterschlafes verdrängt, und nun gab auch der Röhrenbrunnen zwischen den Häusern seinen Laut, wurde ihnen bewußt, daß auf dem Kirschbaum ein Vogel zwitscherte und der Bergwind leise über das dürre Schmielengras und um die alten Wände strich.
    Forschend versuchte der Förster in den Gesichtern der zwei Holzhauer zu lesen, die nur Nachdenklichkeit und wenig Begeisterung zeigten.
    »Ist es nicht schön hier auf der Gschwend? Ein solch ruhiges und herrliches Fleckerl wird man kaum mehr finden. Da seid ihr die eigenen Herren, und ganz aus der Welt ist es auch nicht. Wenn ihr etwas brauchen solltet, dann ist zu mir hinunter nicht weit. Das Telefon hab ich auch, wenn ihr einmal einen Arzt oder eine Hebamme braucht.«
    »Ist ganz schön hier«, stotterte der Kaspar Thums und bekam einen roten Kopf, »ich sag ja nix, aber —«
    Der Ambros sah ihn verwundert an, und sein langes Gesicht war voller Ärger: »Was aber?«
    Da riß es den Förster herum, denn drüben am Hoch-ruck peitschte ein Schuß auf und hallte nach im Wald und im Dobl, durch den der Teufelsbach talwärts rauschte.
    »Verdammte Schweinerei! Also, ihr wißt jetzt Bescheid, kommt morgen in der Frühe zu mir herauf.« Mit langen Schritten entfernte er sich über die Blöße und verschwand im Walde.
    Die Zurückgebliebenen sahen sich an, und der Kaspar fragte:
    »Was ist jetzt das gewesen?«
    »Da heroben ist allerhand los, mein ich«, zwinkerte der Ambros, »da wird es gut sein, wenn wir keine Augen und Ohren haben. Was sagst du zu der Gschwend?«
    Der Kaspar zog den Kopf zwischen die Schultern. »Mir ist, als tät mich frieren — im Sommer ist es da bestimmt recht schön.«
    »Und alleweil ist net Winter! Gehen wir!«
    Schweigend und jeder seinen Gedanken nachhängend, gingen sie über die Guglwies hinunter nach Stinglreut. Die Sonne stand schon tief.
    »Mir geht die Försterin net aus dem Kopf«, sagte nach einer langen Weile der Kaspar. »Was werden die Unsrigen zu der Einschlicht sagen? Ob meine Burgl das vertragen kann? Gestern bin ich noch den ganzen Abend beim Sagmüller gesessen, und sie hat getan, als tät sie sich freuen auf das Leben da heroben.«
    »Die Meinige ist da heroben aufgewachsen und die Burgl wird es auch packen. Darum brauchst du dich net zu kümmern«, wies ihn der Ambros zurecht.
    Und wieder nach einer längeren Wegstrecke ließ der Kaspar seine Gedanken laut werden.
    »Bin halt ein armer Tropf und hab rein gar nix. Die Basl ist ja gut; schenkt mir eine Bettstatt und ein Bett, hat sie gesagt.«
    »Einen Tisch und einen Kasten wird der Sägmüller schon haben, und für den Anfang reicht das«, belehrte ihn der Ambros. Sie hatten schon das Dorf vor sich, als sich der Kaspar wieder meldete:
    »Wenn ich so denk, dann ist das gar net so dumm, was der Vater heute gemeint hat. Wär was verdient dabei. Die Krone steht gut, und unsere Papierfetzen sind bald eh nix mehr wert. So eine Nebeneinnahme —«
    »Streng dich net an und denk net soviel — und red net von diesen Geschäften!« fuhr ihn der Ambros grob an. »Muß doch einmal mit der Burgl reden, daß sie dir die Flausen austreibt! Hast kaum noch ein Heimatl und möchtest es gleich wieder verspielen, was? Alsdann, morgen früh beim Förster. Gute Nacht!«
    Mit einem

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