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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Krach und ein Poltern, als schlüge dort jemand das ganze Geschirr in Trümmer.
    »Bist narrisch worden?« brüllte der Wirtssepp zur Küchentüre.
    Das Gerassel hörte auf, und sie hörten nun die Resl belfern und schelten.
    »Jetzt spinnt sie wieder«, ärgerte sich der Sepp und, zur Küche gehend, murrte er: »Froh bin ich, wenn ich sie einmal aus dem Haus habe.« Die Türe aufstoßend, rief er grob:
    »Damischer Teufel, hat es dich wieder erwischt?«
    Energisch fuhr sich die Resl mit der Schürze über die Augen und deutete ihm an, daß er die Türe zumachen solle. Dann zischte sie ihn an:
    »Geh nur her! Für dich hab ich auch was! Eine Neuigkeit, die dich net freuen wird: der Kaspar heiratet!«
    »Höchste Zeit«, meinte er unfreundlich.
    »Ja, Schnecken! Eine andere heiratet er!«
    »Hast es ihm halt zu dumm gemacht. Wundern tut mich das gar net. Jetzt kannst du schauen, wo du einen andern auftreibst. Ist aber höchste Zeit, weil ich auch bald heiraten möchte, und zu dir geht mir kaum eine ins Haus.«
    »Bääh«, zeigte sie ihm die Zunge. »Was willst denn du für eine heiraten? Bis jetzt hast ja noch keine.«
    »Um das brauchst du dich net zu kümmern — aber wenn du es wissen willst: Zur Walburga brauch ich nur ein Wort zu sagen —«
    Gellend lachte sie auf: »Die Walburga? Die heiratet ja den Kaspar, damit du es weißt!«
    »Du bist ja blöd!«
    _ »Und du bist noch blöder«, giftete sie, »weil du dir einbildest, die Burgl wartet, bis es dir gefällig ist, etwas vom Heiraten zu sagen!«
    Er warf sich in die Brust: »Das ist ja zum Lachen! Ich bin der Reibenwirt! Möcht schon sehen, ob mir einer die Hochzeiterin ausspannt!«
    »Sie sind ja schon bei der Gemeinde ausgehängt, und am Sonntag werden sie von der Kanzel verkündet«, jammerte die Resl. »Was willst du denn da noch machen! Gestern haben der Keppl Ambros und der Kaspar schon die Häusl auf der Gschwend angeschaut und sind mit dem Förster droben gewesen.«
    Jetzt erst begriff der Reibenwirt, und sein breites Gesicht lief rot an.
    »So eine Lumperei! Ausgehängt sind sie schon? Pah, was geht das mich an, das ist alleweil noch rückgängig zu machen! Hol mir die grüne Joppe herunter und den Hut!«
    Eilfertig lief sie davon und kam mit dem Gewünschten.
    »So, und jetzt schau du, daß du mit dem Kaspar wieder ins reine kommst, das mit der Burgl besorge ich — und zwar gleich. Daß ich net lache! Der Reibenwirt läßt sich net überfahren!«
    Ein Zigarrl zündete er sich an und stolzierte wie einer, der einem kleinen Abenteuer entgegenging, mit einem protzigen Lächeln aus dem Haus. Den Hut mit dem Birkhahnstoß und die grüne Joppe mit den Hirschhornknöpfen trug er nur zu festlichen Gelegenheiten, und diese Stunde schien für ihn eine solche zu werden. Auf dem Dorfplatz grüßte ihn boshaft freundlich die Holzbäuerin, und eine Häuslerin sprach ihn mit harmloser Scheinheiligkeit an, wo er denn so eilig hingehe.
    »Zum Maikäfersuchen!« fuhr er sie an und stelzte der Kirche zu und den Steig am Kirchenberg abwärts, den Teufelsbach entlang, zur Sägemühle. Die Stinglreuter wußten also schon alle, was los war, und sie meinten wohl, daß sie jetzt den Reibenwirt ins Gespött bekommen könnten. Da kannten sie den Wirtssepp schlecht!
    Es paßte, daß der Sägmüller gerade vor seinem Sägestadel stand. Der Reibenwirt würgte seinen Ärger hinunter, setzte ein gleichgültiges Gesicht auf, aber trotzdem klang es herrisch und überheblich, als er den Vater der Walburga ansprach:
    »Hätte mit dir was zu reden, Müller«, sagte er ohne Gruß.
    »So?« Der alte Mann im verstaubten Sägergewand unterdrückte ein Schmunzeln.
    »Damit ich es gleich sage und net lang herumrede: Heiraten möcht ich!«
    »Hab nix dagegen, und mich geht’s auch nix an«, meinte der Müller bedächtig.
    »Ach was! Deine Burgl heirate ich! Sie wird doch schon was verlauten haben lassen, daß ich auf sie ein Auge habe.«
    »So?« Nun konnte der Müller das Zucken um seinen Mund doch nicht mehr verhalten. »Davon weiß ich nix. Mußt schon mit ihr selber reden. Da ist sie!« Und auf die Burgl deutend, die gerade aus dem Wohnhaus kam, verschwand er schnell im Sägestadel und hantierte am schnarchenden Sägegatter, das die Sägen gemächlich auf und ab zog und sich in einen Fichtenstamm fraß.
    Etwas unsicher geworden, wandte sich nun der Wirt dem Mädchen zu, das ihm resolut entgegenfragte: »Willst du was von mir?
    _»Ja«> gab er sich einen Ruck und versuchte sein

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