Das Gluecksarmband
Hoffnung für seine Zukunft. Mein Sohn war zu gut, zu phantasievoll und zu neugierig, um in einem kleinen Büro eingesperrt zu sein. Er war einfach nicht der Typ dazu, er war kein steifer Schreibtischtäter, und mit dem Verkauf seines Fotos hatte er das wieder einmal bewiesen.
«Schatz, bitte den Fahrer doch, hier schon zu halten. Ich möchte den restlichen Weg zu Fuß gehen und mir die Schaufenster in der Gallery Row ansehen», sagte ich und tippte meinem Mann auf die Schulter.
Besorgt wandte er sich zu mir um. «Traust du dir das auch wirklich zu? Fühlst du dich so gut?»
Ich machte eine Handbewegung. «O ja, mir geht es prima. Ein bisschen Bewegung wird mir guttun.»
Es war verständlich, dass er sich Gedanken um mich machte, schließlich hatte ich erst kürzlich wieder mit der Chemo begonnen, und ich musste zugeben, dass sie mich schlauchte.
Aber ich wusste, dass ich sie durchstehen konnte. Ich war nach wie vor fest davon überzeugt, dass ich noch ein gutes Stück Leben vor mir hatte. Ich musste noch zahlreiche Träume verwirklichen, und es gab vieles, was ich noch erfahren wollte.
«Gut, wenn du unbedingt willst.» Er wandte sich an den Fahrer. «Entschuldigen Sie, könnten Sie hier anhalten? Wir gehen das restliche Stück zu Fuß.»
Das Taxi hielt, und wir gaben dem Fahrer einen Zwanziger und sagten, er solle den Rest behalten. Es war ein warmer Abend, und man konnte spüren, dass Manhattan sich gerade auf den Sommer einstellte. Die Touristen schienen in Scharen herbeizuströmen, und die Einheimischen hatten die Stadt noch nicht verlassen, um die kühlere Seeluft der Hamptons zu genießen. Die Bars und Restaurants an den Straßen hatten Türen und Fenster aufgestoßen, und die Gäste trugen Sommerkleidung, aßen und tranken vergnügt und genossen die warmen Abende und die Fröhlichkeit, die damit einherging.
Ich war glücklich, dass ich dazugehörte. Die vergangenen Monate waren anstrengend gewesen, daher hatte ich es bitter nötig, heute Abend auszugehen. Und die Tatsache, dass die Arbeit unseres Sohnes in einer Galerie ausgestellt wurde, war an sich schon aufregend genug.
Hand in Hand gingen wir langsam die Twenty-Fifth-Street hinunter. Gerüche nach Pasta, Pizza und anderen Gerichten, die in den zahllosen Restaurants ringsherum zubereitet wurden, lagen in der Luft. Ich atmete tief ein. Aber ich wusste, dass mein Mann ein wachsames Auge auf mich hatte.
«Alles in Ordnung, Sweetheart?»
Ich lächelte und verdrehte scherzhaft die Augen. «Ja, Herr Doktor, mir geht’s wirklich gut.»
«Hey, jetzt wirf mir nicht vor, dass ich mir Sorgen um dich mache. Zufällig liebe ich dich nämlich.»
Er zog mich an sich und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Als er mich wieder losließ, wischte ich ihm mit einem Finger Lippenstift aus dem Mundwinkel.
«Die Farbe steht dir gut …»
Lachend legte er mir den Arm um die Schultern. «Weißt du, ich habe mir überlegt … wir beide könnten doch eine kleine Reise zur Mayo Clinic unternehmen. Um eine weitere Meinung zu deiner Behandlung einzuholen.»
Ich blieb stehen und schaute ihn an. «Schatz, wir haben doch schon drei Meinungen, von Ärzten, die zu den besten Onkologen der Welt zählen. Ich vertraue auf ihr Urteil.»
«Ich möchte bloß nicht zu schnell und unüberlegt irgendwas unternehmen.»
Ich schüttelte den Kopf. «Das würde ich nie tun, und schon gar nicht, wenn es um Leben und Tod geht. Das verspreche ich dir. Aber ich glaube, wir sollten uns danach richten, was meine Ärzte sagen. Und wenn sie meinen, dass die Chemotherapie die richtige Behandlung für mich ist, dann folge ich ihrem Rat.»
«Aber die Chemo hat dich damals so mitgenommen. Ich werde nie verstehen, wieso eine medizinische Behandlung Gift für den Körper sein kann. Zukünftige Generationen müssen denken, wir waren verrückt gewesen.»
Ich zuckte die Achseln, denn ich stimmte ihm zu. Wenn wir heute zweihundert Jahre zurückblicken, halten wir die Methode des Aderlasses auch für absolut barbarisch. «Na ja, jede Generation entwickelt etwas Neues, aber wir können uns nur auf das verlassen, was wir im Moment haben.» Ich hob die Hand an sein Gesicht. «Ich bin nicht so eitel, dass ich Angst davor hätte, meine Haare wieder zu verlieren, und die Ärzte wissen, was sie tun. Also lass uns einfach abwarten, ob diese Behandlung anschlägt, ja?»
Schweigend gingen wir weiter, aber sein Griff wurde fester, als habe er Angst, dass ich vor seinen Augen verschwinden könnte.
Ich
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