Das Gluecksarmband
als er ihr in die Augen sah und in ihrem Blick nur äußerste Verwirrung und absoluten Unglauben entdeckte.
Kam sein Antrag wirklich so überraschend?
Bevor er ein Wort sagen konnte, hielt Karen das gefaltete Zeitungsblatt hoch. «Greg, was bedeutet das hier?»
«Und ich dachte, du wärst darin unschlagbar», sagte er. «Brauchst du bei deinem Rätsel Hilfe?»
Er machte zwei Schritte auf sie zu, dann griff er in die Tasche, holte die kleine Schachtel heraus und ließ sich auf ein Knie nieder.
Karens Mund öffnete sich.
«Greg …», sagte sie atemlos.
«Ich wollte etwas Besonderes für dich machen, um dir zu zeigen, wie sehr unsere Beziehung mir am Herzen liegt, wie sehr ich mich für uns einsetzen will. Ich weiß, dass die Veränderungen schwer für dich sind, aber wir haben schon so viel zusammen durchgemacht – insbesondere in diesem Jahr – und ich weiß, dass wir alles durchstehen können. Karen, wenn das Kreuzworträtsel nicht deutlich genug ist, dann lass mich noch einmal die Frage stellen: Würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden, und mich zum glücklichsten Mann auf Erden machen?»
«Greg», sagte sie leise und schüttelte den Kopf. «Es tut mir leid. Nein, ich kann dich nicht heiraten.»
«W-w-wie bitte?», stotterte er, während er immer blasser wurde.
Karen ergriff seine Hände und half ihm wieder auf die Füße.
«Greg, bitte setz dich. Wir müssen reden.»
29
M olly bereitete den Tisch für das Weihnachtsessen vor. Er war mit ihrem zusammengewürfelten Porzellan und ihrem Sammelsurium an Gläsern gedeckt, und leider ließ sich nicht leugnen, dass er große Ähnlichkeit mit einem Flohmarktstand hatte und alles andere als elegant war. Sie zündete gerade die Kerzen in dem Gesteck in der Mitte an, das nur aus einem kleinen Ilexkranz mit ein paar roten Beeren bestand, als sie spürte, wie Danny sich neben sie schob. «Wow, das sieht toll aus, Mom!»
Sie nahm ihn in die Arme. «Findest du wirklich?»
«Ja, total cool, wie ein richtiger Weihnachtstisch!»
Molly drückte ihren Sohn fest an sich – ihr kleiner Mann, er freute sich an allem.
«Danke, mein Schatz.»
Es klopfte an der Wohnungstür, und er rannte los, um aufzumachen.
«Mom!», rief er aus dem Flur, «Nana ist da! Und noch eine fremde Frau.»
«Okay … es geht los», murmelte Molly und begab sich zur Wohnungstür, um ihre Gäste zu begrüßen.
Eileen erstickte Danny fast in ihrer großmütterlichen Umarmung, und dann schob sie ihre Freundin in die Wohnung. «Das ist Madame Vera Treynovitch», verkündete sie stolz. «Vera, das ist meine liebe Familie.»
«Schön, Sie kennenzulernen», sagte Molly und zog die Brauen hoch.
Freundlich reichte sie der uralten, grauhaarigen Dame die Hand. Vera hatte eine Brille mit riesigen Gläsern auf, fast wie eine Taucherbrille. Unter ihrem kurzen Pelzmantel, der nicht aussah, als könne er sie warmhalten, trug sie einen noch kürzeren schwarzen Rock, Leggings und eine breite lila Stola. Ihre Hände steckten in langen Lederhandschuhen.
«Vielen Dank für die Einladung.» Sie schüttelte Molly die Hand.
Verwirrt schaute Molly über den Kopf der Frau hinweg ihre Mutter an. «Kein Problem. Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?»
Das gestattete Vera ihr gern, und dann schälte sie sich ihre Handschuhe von den Händen. Dabei berührten ihre bloßen Finger kurz Mollys Hand. «Nochmals besten Dank … Oh!»
«Was ist?», fragte Molly nervös. «Alles in Ordnung?»
«Ja – es ist bloß …» Sie schaute Eileen an. «Ich bin hellsichtig, und wenn ich Ihre bloße Haut spüre …» Vera griff sich dramatisch an die Brust.
Eileen verbarg ihr Lächeln, als Danny sie ins Wohnzimmer zog, um ihr sein neues iPad zu zeigen.
Verstört versuchte Molly, Vera sanft ihre Hand zu entziehen, doch die alte Dame hielt sie fest.
«Sie werden jemanden kennenlernen, groß … dunkelhaarig –»
«Und bestimmt auch gut aussehend?», rief Kate vom Sofa aus.
Plötzlich fasste Vera Mollys Hand noch fester. «Ja», japste sie. «Ja, gutaussehend, aber … ich kenne ihn … ich kenne ihn, und er glaubt, er wäre für eine andere bestimmt, aber …»
Hilfesuchend sah Molly zu Kate hinüber, die aber nur die Achseln zuckte und hinter Veras Kopf das universelle Zeichen für plemplem machte.
«Er ist mit einer anderen zusammen … aber da gibt es ein Rätsel …»
«Tut mir leid. Ich habe wirklich keine Ahnung, was Sie meinen könnten», sagte Molly höflich.
«Ja, ein Rätsel – ganz
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