Das Gluecksarmband
Weihnachten, mein Schatz. Ich glaube, es wird ein wunderschöner Tag.»
«Fröhliche Weihnachten», antwortete Karen verblüfft. Greg kam ihr irgendwie merkwürdig vor … als könnte er gleich an die Decke springen vor Freude. Das ängstigte sie ein wenig.
Sie machte sich von ihm los, schwang die Beine aus dem Bett und stellte die Füße auf den Boden. «Ich komme gleich. Will mich nur kurz etwas frischmachen.»
«Lass dir Zeit.» Greg ging wieder nach unten. Karen zog ihren Morgenrock an und sucht ihr iPhone. Rasch überflog sie die Nachricht und schob das es dann lächelnd in die Tasche.
Sie bürstete sich die Haare, wusch sich das Gesicht und nahm sich einen Augenblick Zeit, um es mit Crème de la Mer einzureiben. Nach ihren Unternehmungen ein paar Abende zuvor zeigte ihre Haut deutliche Spuren von Austrocknung.
Karen überlief ein Schauer, als sie daran dachte.
Als sie mit ihrem Aussehen zufrieden war, bereitete sie sich mental auf Greg vor.
Er war ja so aus dem Häuschen, dass man hätte meinen können, der Weihnachtsmann persönlich sei vorbeigekommen. Ja, Weihnachten machte Spaß, und ja, sie kriegte gern Geschenke – am liebsten teuren Schmuck in blauen oder roten Schachteln. Aber so was würde es dieses Jahr vermutlich nicht geben. Schließlich mussten sie ja jetzt aufs Geld achten.
Karen seufzte tief. Okay, sie wollte es hinter sich bringen.
Ihre Vorahnungen bestätigten sich, als sie ihre Päckchen unter dem Weihnachtsbaum entdeckte und ihr der akute Mangel an eleganten Geschenkkartons und –tüten auffiel. Zu sehen waren nur ein paar offensichtlich in Kaufhäusern verpackte Geschenke und ein schlichter weißer Umschlag.
Als erstes griff sie nach dem Umschlag, doch als sie die Karte darin las, sackte ihr die Kinnlade herunter. «Eislauf-Unterricht?» Entsetzt schaute sie Greg an.
Er lachte. «Ich weiß, normalerweise ist das nicht so unser Ding, aber ich habe im Central Park eine großartige alte Dame kennengelernt, und ich dachte, das ist mal was anderes – es macht Spaß und wir können es zusammen tun.»
Karen lächelte, bemüht, ihre Enttäuschung zu verbergen. Eine alte Dame im Central Park hatte ihm das vorgeschlagen? Herrgott, bald würde er Tauben züchten wollen …
Nachdem die beiden ihre recht bescheidenen Geschenke alle ausgepackt hatten – Parfüm und ein Hautpflegeset für Karen und Karten für ein Spiel der Yankees für Greg – saßen sie im Wohnzimmer und tranken Sekt mit Orangensaft, so wie sie es am Weihnachtsmorgen immer machten.
Dann holte Greg einen Müllbeutel für das zerrissene Geschenkpapier und brachte auch gleich die Zeitung mit. Er legte sie Karen in den Schoß.
«Hier ist deine Zeitung, Schatz. Ich weiß doch, dass du selbst am Weihnachtsmorgen nicht auf dein Kreuzworträtsel verzichten kannst.»
Karen lächelte und nippte an ihrem Sekt. «Ich muss ja zugeben, dass die Feiertagsrätsel mir immer besonders viel Spaß machen.»
Trotz des komischen Geschenks von Greg musste sie sich eingestehen, dass es ihr heute richtig gutging. Vielleicht färbte seine ausgelassene Stimmung ein bisschen auf sie ab. Vielleicht war es einfach der Sekt. Wie auch immer, sie würde sich entspannen und den Tag genießen.
«Mylady», sagte Greg und reichte ihr einen Stift. «Tun Sie, was Sie nicht lassen können.»
Karen stellte ihr Glas auf einem Beistelltischchen ab und zog die Beine unter sich. Sie schlug gleich den Unterhaltungsteil auf und blätterte ihn durch, bis sie gefunden hatte, was sie suchte. Nachdem sie das Blatt zu einem Viertel zusammengefaltet hatte, machte sie sich daran, die ersten Fragen des Kreuzworträtsels zu lösen.
Greg beobachtete sie beklommen. Er wusste, dass es nur ein paar Minuten dauern würde, bis sie die versteckte Botschaft entschlüsselt hatte. Plötzlich war ihm vor lauter Bangigkeit übel, und er beschloss, etwas zu tun, um sich die Zeit zu vertreiben. Er fing an, das Geschenkpapier aufzusammeln. Dabei behielt er Karen die ganze Zeit heimlich im Auge.
Er grinste verstohlen, als sie ein Kästchen nach dem anderen ausfüllte und sich mit konzentrierter Miene der Lösung des Rätsels näherte.
Währenddessen bückte Greg sich unter den Tannenbaum. Er ließ sich Zeit.
Als er ein erschrockenes Keuchen hörte, wusste er, dass es so weit war.
«O mein Gott …»
In der Erwartung, ein breites Lächeln zu sehen, eine hocherfreute Miene, die besagte: «Das ist ja großartig!», drehte er sich zu Karen um.
Doch sein Magen verkrampfte sich,
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