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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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Kehle betrachtete Molly die Sanduhr. Allmählich verstand sie deren Bedeutung. Auch die Zeit des Kummers ging vorbei, die Tage, an denen sie und ihre Mutter ungekämmt herumgelaufen waren, die Nächte, in denen sie sich auf dem Flur getroffen hatten, weil sie beide nicht schlafen konnten. Die Morgen, an denen sie in der Küche murmelnd den Lieblingsstuhl ihres Vaters gemieden und dann getrennt in ihren Zimmern gefrühstückt hatten. Die Nachmittage, an denen sie im Wohnzimmer aneinander vorbeigeschlichen waren und wiederum seinen Sessel gemieden hatten. Und sich vor allem aus dem Weg gegangen waren.
    Optimismus erwachte in Molly … Sie würde ihren Vater unendlich vermissen. Ihr Leben lang. Und das musste Seamus gewusst haben, er musste gewusst haben, wie einsam und verloren sie sich ohne ihn fühlen würde.
    Und deswegen wusste sie im Herzen, dass ihr Vater dahintersteckte. Irgendwie hatte er noch dafür gesorgt, dass sie das Armband bekommen würde, wenn sie es brauchte.
    Molly legte es an. Das Gewicht war angenehm, so als hielte jemand ihre Hand – als hielte jemand sie fest.
    Danke, Dad
, sagte Molly im Stillen zu ihrem Vater. Sie wusste, dass sie dieses letzte Geschenk von ihm wie einen kostbaren Schatz hüten würde, ihr Leben lang.

3
    G reg Matthews trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum. Nervös stellte er sich vor, was gleich geschehen würde, was er tun würde. Seit halb acht heute morgen saß er im Büro und ging alles noch einmal durch. Er wollte sichergehen, dass er es nicht bereuen würde. Inzwischen war es zehn und damit Zeit, die Sache hinter sich zu bringen.
    Es war doch die richtige Entscheidung, oder?
    Greg schaute sich in seinem Kabuff um. Er arbeitete nun schon seit acht Jahren als Börsenmakler bei Foster, Cummings und Tyler, einem erstklassigen Wall-Street-Unternehmen mit Sitz in Lower Manhattan, und dennoch hatte er kaum genug Platz, um bequem zu sitzen. Sein Bürostuhl hätte ausgetauscht werden müssen. Das wusste Greg, weil sich seit etwa zwei Jahren im Bereich seiner Lendenwirbelsäule immer wieder Schmerzen einnisteten. Um sie loszuwerden, bezahlte er teures Geld an eine Masseurin, doch sobald er dann wieder ein paar Tage auf seinem Bürostuhl gesessen hatte, kehrten die Schmerzen zurück.
    Das Büro befand sich in einem düsteren Gebäude an der Vesey Street, und auch die Beleuchtung und seine Kabine waren düster. Greg hatte das Büro immer gehasst. Er hatte im Parketthandel an der New Yorker Börse begonnen und sich in diese Kabine hochgearbeitet. Aber es war einfach nicht zu leugnen, dass die Arbeit ihm kaum Freude bereitete, sondern ihm nur ein dickes Bankkonto verschaffte.
    «Jetzt oder nie, Matthews», sagte er leise. «Zeit, beim Chef vorbeizuschauen.»
    Zögernd hob Greg den Kopf und schaute über die Trennwand. Er ignorierte die lärmenden Aktivitäten seiner Kollegen und blickte geradeaus über das Meer aus Kabinen direkt ins Büro seines Chefs. Dort saß an einem polierten Mahagonischreibtisch wie ein König auf seinem Thron der stattliche Dave Foster.
    Greg hatte schon lange gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Und die jüngsten Ereignisse hatten ihm nur allzu deutlich vor Augen geführt, dass das Leben kurz war und es keine Zeit zu verlieren galt. Jetzt ging es auf Weihnachten zu. Ein Jahr näherte sich dem Ende, ein neues würde beginnen. Der Gedanke, dass er im nächsten Jahr immer noch in dieser Kabine sitzen würde, war ihm unerträglich. Und bei der Vorstellung, wieder einmal Feiertage zu ignorieren, überlief ihn ein Schauder. Um seiner Familie willen bedauerte er, dass er diesen Entschluss nicht schon früher gefasst hatte.
    Dabei machte er seinen Job gar nicht schlecht. In seinen acht Jahren als Börsenmakler hatte er ein ganz hübsches Sümmchen verdient: Geld, mit dem er große Reisen, ein schönes Haus in der Stadt, teure Essen und das ganze Zeugs finanziert hatte.
    Aber jetzt war er einfach ausgebrannt. Am Ende des Tages hatte er rote Augen, weil er so lange auf den Bildschirm gestarrt hatte, und sein Puls war beschleunigt, weil er die Investments für sich und seine Kunden verfolgt hatte. Und seine Freizeit … nein, Freizeit hatte er nicht. Abhängig von seinen Transaktionen musste er manchmal schon zwischen drei und fünf Uhr morgens unterwegs sein und kam erst spätabends nach Hause. Und wenn er eine Karriere wie die seines Vaters anstrebte, würde es mindestens noch zehn Jahre so bleiben. Sein Vater hatte selbst eine Maklerfirma aufgebaut. Aber

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