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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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der Erfolg – der ihm auf sämtliche Einladungslisten für schicke Galaveranstaltungen und andere wichtige Ereignisse geholfen hatte –, reizte Greg nicht mehr. Er fand, dass seine Arbeit nur aus endlosen, frustrierenden Bemühungen bestand, Geld für Kunden zu beschaffen, die ohnehin schon genug besaßen.
    Greg biss sich auf die Lippe. Er hoffte auf Verständnis, vor allem vonseiten seines Vaters. Als er an seine Mutter dachte, musste er lächeln. Sie würde seinen Schritt ganz bestimmt gutheißen. Hatte sie ihn nicht seit jeher ermutigt, seine Träume zu leben und etwas zu tun, was er leidenschaftlich gern tat?
    Hinzu kam, dass Karen und er nach drei gemeinsamen Jahren endlich anfangen konnten, sich auf das zu konzentrieren, was im Leben wichtig war.
    Ja, die Zeit war reif für diese Entscheidung. Er nahm ein paar Papiere und stapelte sie ordentlich. Sein Magen fühlte sich an wie verknotet. Vielleicht hätte er doch vorher mit jemandem darüber sprechen sollen.
    Greg schüttelte den Kopf. «Nein, es ist mein Leben.» Und er dachte wieder an seine Mutter.
    Seit er denken konnte, hatte Cristina ihn inspiriert. Dabei war er kein Muttersöhnchen. Nein, durchaus nicht. Seine Mutter sagte immer, als sie vor sechsunddreißig Jahren herausgefunden hatte, dass sie ein Kind bekommen würde, habe sie auf einen Jungen gehofft, weil sie ihn zu einem Mann würde erziehen können. Sie hatte ihn immer Stärke, Rechtschaffenheit und Unerschrockenheit gelehrt. «Wenn es um deine moralischen Grundsätze und deine Ideale geht, darfst du unter keinen Umständen Kompromisse eingehen», hatte sie immer gesagt, «denn sie machen dich zu dem, der du bist.»
    Sie war immer der Auffassung gewesen, das Leben sei zu kurz, um es mit Arbeit in einem Büro zu verbringen. Trotzdem hatte sie Gregs Entscheidung, als Börsenmakler zu arbeiten, respektiert. Auch noch, als sie erfuhr, dass das Hobby, das er seit seiner Kindheit gepflegt hatte, zu einer echten Leidenschaft geworden war.
    Die Fotografie.
    Greg liebte New York sehr, und er hatte zahllose Stunden und Tage damit verbracht, durch die Stadt zu schlendern und alles zu fotografieren – vom Alltagsleben in den einzelnen Stadtbezirken bis hin zu den großartigen Gebäuden in Manhattan, die mit dem Himmel zu verschmelzen schienen. Alles war ihm lieb und teuer. In diesem Jahr hatte er sogar eine Aufnahme vom Flatiron Building verkauft, an eine Galerie in Manhattan. Seine Mutter war unglaublich stolz auf ihn gewesen, und auch er selbst betrachtete diese Arbeit als große Leistung. Der Verkauf hatte sein Selbstvertrauen wieder gestärkt.
    Und dann hatte er in der vergangen Woche Polizisten vom neunten Revier auf ihrer nächtlichen Streifenfahrt durch Queens begleiten dürfen. Greg hatte den Antrag schon vor Monaten gestellt gehabt, weil er hoffte, dramatische Ereignisse einfangen zu können.
    Er war begeistert gewesen. Die Polizisten hatten nicht nur Leben gerettet, sondern in einigen Fällen auch Leben wieder in die richtigen Bahnen gelenkt.
    Greg waren einige ganz besondere Aufnahmen gelungen. Von einer erleichterten Mutter, die dankbar ihrer dreijährigen Tochter in die Augen blickte, die sich gerade von einem Asthmaanfall erholte. Von einem betrunkenen Teenager, der aus einem Fahrstuhlschacht gezogen wurde, in den er hineingetorkelt war. Und von einem älteren Mann im Rollstuhl, der in die Kirche seines Viertels gefahren wurde, weil er in seiner Wohnung keine Heizung hatte. Diese Schnappschüsse gehörten in die Mappe «Menschen in der Stadt», an der er zur Zeit arbeitete. Eine Serie über die Bauarbeiten im Zentrum hatte er gerade beendet. Dabei hatten St. Paul’s Church und die Arbeiten am Freedom Tower und an den anderen neuen Gebäuden am Ground Zero im Mittelpunkt gestanden. Greg hatte die Stadtlandschaft immer sehr gern fotografiert, aber in letzter Zeit hatte er es mit den Gebäuden dann doch ein bisschen übertrieben, fand er, und er hatte sich darauf gefreut, wieder Gesichter vor die Linse zu bekommen.
    Als er heute morgen am Zuccotti Park vorbeigegangen war, wie immer im Anzug und mit Aktentasche, war seine Entscheidung endgültig gefallen. Die unterschiedlichsten Menschen mischten sich dort und unterhielten sich, ganz wie im alten Rom. Ein Geschäftsmann und eine Frau mit Dreadlocks und einem Baby im Tragetuch vor der Brust tauschten Ideen aus. Ein Student diskutierte angeregt mit einem Bauarbeiter in der Frühstückspause. Greg war frustriert, weil er seine Kamera nicht

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