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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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Baby behandeln, aber das stimmte nicht. Ich war einfach seine Mutter, eine gute Mutter, denn ich hatte die Möglichkeit dazu. Ich musste kein Deli führen und hatte auch sonst keine Verpflichtungen. Ich durfte meine gesamte Zeit und Aufmerksamkeit meinem geliebten Jungen widmen. Ich konnte keine weiteren Kinder bekommen, Greg war schon ein kleines Wunder gewesen. Nach unserer Hochzeit war ich lange Zeit nicht schwanger geworden. Ich weiß noch, wie ich mit Father Mike darüber sprach. Er sagte, Gott sei gütig, und ich solle nicht immer zwanghaft daran denken.
    Jeff und ich befolgten seinen Rat, und ich entschied mich einfach, mir nicht mehr so viele Sorgen zu machen. «Que sera, sera» , wie Doris Day singt. Schauen die jungen Leute sich heute noch alte Filme an? Ich muss Greg fragen. Er hat sich hin und wieder zu mir vor den Fernseher gesetzt, um einen alten Film zu gucken. Cary Grant war natürlich mein Lieblingsschauspieler. Jeff erinnerte mich immer ein wenig an ihn. Ich muss Greg mal fragen, wenn er mich wieder besucht. Vielleicht können wir uns zusammen einen Film ansehen … wenn ich noch Zeit habe. Ich muss lachen. Wenn ich noch Zeit habe? Das klingt, als würde ich mich fertig machen, um ein Flugzeug zu kriegen.
    Merkwürdig, um Jeff mache ich mir mehr Sorgen als um Greg. Es ist normal, dass Eltern vor ihren Kindern gehen, das ist die natürliche Ordnung der Dinge. Und ich weiß, dass Greg trauern wird, aber sein Leben wird weitergehen.
    Doch der Gedanke an Jeff macht mich ganz unruhig. Ich überlege, ob ich ganztags eine Frau einstellen soll, die ihm hilft. Vielleicht möchte Maria mehr arbeiten, vielleicht würde sie ihm ganztags helfen – ich sollte sie mal fragen. Aber eigentlich hat sie diese Rolle schon übernommen.
    Ich kann es nicht ändern, ich sehe Bilder, wie Jeff abgelaufenen Joghurt isst und Botulismus bekommt. Er denkt nie an diese ganz natürlichen, lebensrettenden Vorsichtsmaßnahmen, zum Beispiel, dass man etwas nicht essen soll, wenn es merkwürdig riecht.
    Ich finde es sehr schade, dass meine Krankheit und alle ihre Begleiterscheinungen verhindern, dass wir in einem Bett schlafen – ja, wir schlafen nicht einmal mehr im gleichen Zimmer. Ich vermisse die starken Arme meines Mannes, die mich halten, vor allem nachts, denn dann fürchte ich mich am meisten und bin seltsamerweise auch am meisten wach.
    Aber darüber will ich im Moment nicht nachdenken. Das ist zu deprimierend.
    Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, ich habe gerade die Umrisse einer winzigen Schneeflocke nachgezogen. Es ist einer der ersten Anhänger, die ich von meinem Sohn bekommen habe. Ich habe die Weihnachtszeit immer geliebt, und wir haben Greg jedes Jahr mitgenommen, um uns anzusehen, wie die Lichter des Weihnachtsbaumes am Rockefeller Center angeschaltet wurden, auch noch, als er schon zur Highschool ging.
    Ich muss lächeln, wenn ich daran denke, wie mein großer, gutaussehender Sohn seinen wunderlichen alten Eltern zuliebe Jahr für Jahr mit ihnen den Baum bestaunte.
    Die Lichter gingen an, und er klatschte zusammen mit den anderen Zuschauern, einfach, um uns eine Freude zu machen.
    Doch zum Eislaufen nahmen wir ihn dann nicht mehr mit – das konnte ich ihm nicht mehr zumuten. Wenn der Baum im Lichterglanz erstrahlt war, «entließen» wir Greg, sodass er seine Freunde suchen und im Park auf Mülleimerdeckeln rodeln konnte. Ob er wohl eines Tages seine eigenen Kinder zum Anzünden der Lichter mitnimmt? Das hoffe ich sehr.
    Als sie mir sagten, sie könnten nichts mehr für mich tun und das Beste sei wohl ein Hospiz, war ich wütend. Und frustriert war ich auch. Ich räumte unser Konto fast leer und spendete das Geld an Brustkrebs-Stiftungen.
    Deswegen schenkte Dr. Chang mir die kleine Krebsschleife als Anhänger. Dr. Chang ist wirklich lieb. Sie ist noch sehr jung, sitzt aber schon im Vorstand einer der Stiftungen – dort erfuhr sie, dass wir eine große Summe gespendet hatten. Zum Glück hat sie mir gegenüber nicht total emotional reagiert, obwohl ihre Mutter auch an Brustkrebs gestorben ist, das weiß ich. Sie hat mir einfach etwas geschickt, wovon sie wusste, dass es mir gefallen würde. Eine kleine rosa Schleife als Anhänger für mein Armband. Ein Symbol für das Jetzt, das ich gerade erlebte.
    Sie war diejenige, die sich dafür einsetzte, dass ich nach Hause in unsere Wohnung verlegt wurde, wo Maria und Jeff mich pflegen. In der ersten Woche beklagte ich mich, weil das Morphium mich so schläfrig

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