Das Gluecksarmband
seinen Worten zufolge hatten sie ihn daran erinnert, was wirklich wichtig war, und nun wollte er für seinen Sohn da sein. Eine Weile hatte Nick sein Wort gehalten, bis dann das Leben seinen guten Vorsätzen in die Quere gekommen war …
Trotzdem, bis Molly ihn anrufen und bitten würde, sich um Danny zu kümmern, während sie zur Arbeit ging, war es noch ein weiter Weg.
«Ach, das wäre natürlich ganz toll, solange er noch nicht wieder zur Schule muss. Aber ich verspreche dir, dass ich vor Ende der Woche wieder da bin, ja? Bestimmt ist dann eine Menge zu tun, weil viele Leute in letzter Minute noch was für Silvester suchen. Wo wir gerade davon sprechen, hat Jessica eigentlich ein Kleid gekauft?»
«Ja, sie hat schließlich sogar zwei genommen.»
«Super. Das Rote und das von Givenchy?» Molly war ein bisschen betrübt, weil sie Anna Bowerys wunderschönes Kleid nun nie mehr wiedersehen würde. «Es stand ihr wahnsinnig gut, und sie wird viele Gelegenheiten haben, es anzuziehen. Aber ich glaube, ich werde es trotzdem vermissen.»
«Wo du gerade Jessica erwähnst – gibt es was Neues über das Armband?», fragte Carole.
«Also …» Molly wusste nicht recht, ob sie Carole von ihrer Theorie über den Anhänger mit dem Datum und über den vermutlichen Treffpunkt am Silvesterabend berichten sollte. Mehr war es ja nicht – bloß eine Theorie, und dazu noch eine ziemlich weit hergeholte, wenn sie es recht überlegte.
«Ich werde die Listen abgleichen, die Jessica mir mitgebracht hat», erzählte sie Carole. «Und mal sehen, ob mir dabei etwas auffällt. Vielleicht rufe ich auch diesen Galeriebesitzer an und frage ihn, ob er inzwischen irgendwas rausgekriegt hat.»
«Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück. Bestimmt findest du etwas heraus», verabschiedete sich Carole. «Und das Gute ist, dass du auf diese Weise was zu tun hast, während du Krankenschwester spielst.»
Molly lachte, bedankte sich noch einmal herzlich bei ihrer Chefin und legte auf. Sie nahm ihre Tasche und zog den Papierpacken heraus, den sie einige Tage zuvor eilig hineingestopft hatte. Die Listen waren komplett durcheinandergeraten. Sie versuchte, die Bögen zu ordnen, aber es war hoffnungslos.
Da stieß sie auf das erste Blatt einer Liste mit Besuchern einer Benefizveranstaltung, die jedes Jahr am 31 . Dezember stattfand. War es vielleicht so einfach? Stand die Frau, die das Armband verloren hatte, irgendwo auf dieser Liste? Und würde sie am Silvesterabend wieder bei der gleichen Veranstaltung aufkreuzen?
Gleiche Zeit, gleicher Ort?
Aber selbst, wenn das der Fall war, was sollte Molly dann tun? Ebenfalls zu dem Benefiz am Silvesterabend gehen und sich draußen vor die Tür stellen und alle Gäste fragen, ob sie ein Armband verloren hatten? Wahrscheinlich würde der Sicherheitsdienst sie wegjagen.
Mist, dachte Molly entmutigt. Es war höchst unwahrscheinlich, dass sie bis Silvester etwas herausbekam – zumal es bis dahin nur noch ein paar Tage waren.
31
Ich lehne den Kopf zurück gegen den Berg aus Kissen, den Maria so gekonnt auf meinem Bett aufgetürmt hat. Ich bin unruhig, und die «kühle Stelle», nach der ich so dringend suche, erweist sich als unauffindbar. Ich beschließe, an etwas Kaltes zu denken – vielleicht hilft das ja. An das Meer vor den Hamptons; an einen leckeren Eisbecher von Serendipity; an Schnee.
Was gäbe ich darum, mich jetzt in den Schnee legen zu können! Ich überlege, wann ich das letzte Mal einen Schnee-Engel gemacht oder zarte Schneeflocken auf der Haut gespürt habe. Sehnsüchtig schaue ich zum Fenster hinüber. Es ist mein einziger Gefährte in diesem Raum.
Nur wenige Meter entfernt, auf der anderen Seite der Scheibe, ist New York, und ich stelle mir vor, wie der Wind in diesem Moment durch die Fifth Avenue fegt, wie der Duft von heißer Schokolade aus einem Café weht und wie die Eisläufer am Rockefeller Center ihre Runden drehen. Ich stelle mir vor, dass ich mich an diesen Orten befinde, oder zumindest wünsche ich mir, ich könnte die Wange gegen das kalte Glas drücken, das für mich die ganze Stadt darstellt. Eine Stadt, die ich schon mein Leben lang so genau kenne.
Ich schüttle den Kopf, denke an vergangene Zeiten, bevor das alles angefangen hat. Ich wünschte, ich könnte all meine Klagen zurücknehmen – dass mir zu warm oder zu kalt war, dass ich mich langweilte oder zu viel zu tun hatte. Ich wünschte, ich könnte all das noch einmal zurückholen und einfach zufrieden im
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