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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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lange Schlange vor dem Schalter. Schlecht gelaunt warteten die Kunden darauf, dass die einzige – und anscheinend ziemlich genervte – Angestellte Zeit für sie hatte.
    Molly seufzte. Und sie hatte gedacht, so ginge es schneller …
    Aber es war ein notwendiges Übel. Mochte der Himmel verhüten, dass sie jemals ihr Glücksarmband verlor – aber falls es doch geschehen sollte, betete Molly, dass es einem Menschen in die Hände fiel, der versuchen würde, es ihr zurückzugeben.
    «Das gibt alles gutes Karma – besonders zu dieser Jahreszeit», murmelte sie, als sie sich hinten anstellte. «Die Vorweihnachtszeit ist die Zeit der guten Taten … und angeblich zahlt sich ja alles irgendwann aus.»
    Der Mann, der vor ihr stand, drehte sich um. Während er sie stirnrunzelnd von oben bis unten musterte, lächelte sie höflich.
    «Das soll sich auszahlen?», herrschte er sie an. «Dass man sich hier die Beine in den Bauch steht? Gibt’s denn da vorne was umsonst? Dieser ganze Weihnachtsblödsinn, da dauert alles ewig.» Er drehte sich wieder um, und Molly holte tief Luft.
    Sie zog das Armband aus der Handtasche und betrachtete es wohl zum hundertsten Mal, seit sie es gestern so zufällig entdeckt hatte. Sie drehte und wendete die einzelnen Anhänger und überlegte, ob die Eigentümerin sie wohl mit der gleichen Absicht gesammelt hatte, mit der sie selbst es tat, nämlich zur Erinnerung an einen bestimmten Moment oder ein besonderes Ereignis.
    Interessant, dass nun schon zum zweiten Mal in ihrem Leben aus heiterem Himmel ein geheimnisvolles Armband auftauchte.
    Wieder dachte Molly daran, wie sie ihr eigenes Armband erhalten hatte und wie sie nach der Bedeutung des ersten Anhängers geforscht hatte. Und nach dem unbekannten Absender.
    Noch ganz in Gedanken versunken schaute sie wieder auf. Wie schön, sie würde schon als Nächste drankommen. Weniger schön fand sie hingegen, dass der Wutbolzen vor ihr gerade die UPS -Angestellte herunterputzte.
    «Was soll das heißen, ihr könnt es bis dahin nicht liefern? Was ist UPS denn bloß für ein Scheißladen?», wetterte er.
    Die Angestellte hob die Hände. Sie wirkte erschöpft. «Es tut mir leid, Sir, wir lassen unsere Fahrer in der Adventszeit Überstunden machen, und –»
    «Aber das reicht nicht!», brüllte der Mann. Molly konnte nicht anders, sie schämte sich für ihn. Jemand hätte ihm sagen müssen, dass man mit Honig mehr Fliegen fängt als mit Essig. Während er weiterschimpfte, versuchte sie, an ihm vorbei den Blick der Angestellten aufzufangen. Die junge Frau sah aus, als sei sie den Tränen gefährlich nahe.
    «Ihr seid doch ein Haufen Schwachköpfe! Das ist das letzte Mal, dass ich hier war. Von jetzt an gehe ich zur Konkurrenz!» Der Mann warf die Arme in die Luft, und als er sich umsah, fiel sein Blick auf Molly. «Viel Glück, junge Frau. Von wegen, alles zahlt sich aus, so ein Scheiß!» Er hastete zum Ausgang und knallte die Glastür hinter sich zu. Molly beobachtete, wie die Angestellte mühsam um Fassung rang. Behutsam trat sie vor.
    «Alles klar?», fragte sie freundlich. «Vielleicht hilft ihm das Wetter draußen, sich abzukühlen.»
    «Danke. Ist ein langer Tag heute», sagte die Frau mit bebender Stimme.
    «Ja, das glaube ich», tröstete Molly sie. «So ist das einfach vor Weihnachten. Bei manchen Menschen bringt diese Zeit die guten Eigenschaften zum Vorschein, bei anderen die schlechten. Ich bin der Meinung, jeder sollte irgendwann im Leben mal im Einzelhandel oder in einem Restaurant arbeiten. Das ist eine gute Lehre, wie man andere behandeln sollte.» Molly lächelte der jungen Frau zu. «Lila» stand auf ihrem Namensschildchen.
    «Da haben Sie wirklich recht.» Endlich stahl sich ein Lächeln auf Lilas Gesicht. «Stimmt, der Vorweihnachtsstress gehört einfach dazu, und eigentlich ist alles in Ordnung. Wo arbeiten Sie denn?»
    «Im
Secret Wardrobe
, etwas abseits von der Bleecker Street. Deswegen bin ich auch hier. Ich hoffe, dass Sie mir vielleicht helfen können.»
    Lila nickte. «Klar, das Geschäft kenne ich. Allerdings kann ich es mir nicht leisten, da einzukaufen. Was kann ich denn für Sie tun?»
    «Ich kann’s mir auch nicht leisten», lachte Molly. Sie zog den Lieferschein zu dem Karton hervor, in dem sie das Bettelarmband entdeckt hatte. «Gestern Morgen haben wir eine Lieferung erhalten, insgesamt drei Kartons. Das hier ist der Beleg.» Sie reichte das Dokument über die Theke. «Das Problem ist, dass wir in einer Jacke, die

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