Das Gluecksarmband
angefertigt wurde, er ist so einzigartig – das sollte es wohl etwas einfacher machen, die Eigentümerin zu finden.»
«Nochmals vielen Dank», sagte Molly. Ihr schwirrte der Kopf. «Sie haben mir in jedem Fall weitergeholfen. Jetzt ist mir immerhin klargeworden, dass ich vorsichtiger sein muss, wenn ich das Armband bei mir habe. Wer weiß, wie viel es insgesamt wert ist?»
Samuel schien mit sich zu ringen und sagte schließlich: «Ich kenne eine Dame, die Ihnen vielleicht weiterhelfen könnte – jedenfalls könnte sie eine Ahnung haben, wo das kleine Ei herstammt.»
Molly lächelte breit. «Das wäre super!»
«Sagt Ihnen der Name Margot Mead etwas?»
Sie schüttelte den Kopf.
«In der High Society von Manhattan ist sie bekannt, und sie ist Stammkundin bei uns – wenn Sie wissen, was ich meine», fügte Samuel vielsagend hinzu. Offenbar schwamm diese Margot im Geld.
«Ja …?»
«Sie ist Sammlerin. Und sie liebt Schmuck. Wenn es eine Frau gibt, die Ihnen helfen könnte, einen so unverwechselbaren Anhänger zu identifizieren, oder die weiß, wer die Mittel hat, um so ein Schmuckstück zu erwerben – dann ist das Margot Mead. Sie hat viele Freundinnen, und glauben Sie mir, die kaufen eine Menge teuren Schmuck.»
Molly schaute sich das Ei noch einmal an. Es war wirklich ein wunderschöner Anhänger. Sie war erstaunt, dass ihr bisher nicht aufgefallen war, wie kostbar er im Vergleich zu seinen schlichteren Gefährten wirkte. War er vielleicht erworben worden, weil er an ein ganz besonderes Ereignis erinnern sollte – etwa an einen runden Geburtstag?
Sie bemerkte Danny, der sich zu ihr durchdrängte und ganz kribbelig wirkte. Ja, es war Zeit zu gehen. «Also, Samuel, ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe. Mal sehen, ob ich diese Margot ausfindig machen kann.»
«Sehr gern. Ich wünsche Ihnen viel Glück», sagte Samuel. «Es ist ein schönes Armband, und ich bin sicher, die Eigentümerin wird Ihre Bemühungen zu schätzen wissen.»
Molly wollte das Armband gerade in die Manteltasche stecken, als ihr einfiel, wie kostbar es war. Vorsichtig schob sie es, wie zu Anfang ihrer Suche, in die Innentasche ihrer Handtasche.
Margot Mead …
Das klang nach einer waschechten Society-Queen. Wie sollte eine gewöhnliche Verkäuferin wie Molly sich bloß eine Audienz bei einer so hochstehenden Persönlichkeit erschleichen?
9
G reg ging durch die Wohnung seiner Eltern an der Park Avenue. An der Schwelle zum Schlafzimmer blieb er stehen. Er hatte einen Kloß im Hals.
Hier war er als Kind mitten in der Nacht hingerannt, wenn er einen Albtraum gehabt hatte. Und wie oft hatte er auf dem großen Bett gesessen und zugeschaut, wie seine Eltern sich für irgendeine schicke Veranstaltung fertig machten.
Abendlicht erfüllte den Raum. Greg sah sich um. Jeder Gegenstand, jeder Stoff trug die Handschrift seiner Mutter. Sie liebte leuchtende Farben, vor allem Gelb. Oft erzählte sie, dass es in Alphabet City nur wenig Farbe gegeben habe.
Auf ihrer Kommode stand ein gerahmtes Foto. Er nahm es in die Hand. Es war eine Aufnahme von Jeff und Cristina vor ihrer Hochzeit. In ihrem hübschen gemusterten Kleid und mit Handschuhen und Hut sah seine Mutter wie ein Filmstar aus, fast wie Audrey Hepburn.
«Hab dich lieb, Mom», wisperte Greg, während er das Foto behutsam auf die Kommode zurückstellte.
Er schluckte einmal kräftig und ging ins Wohnzimmer zurück, wo sein Vater ihn erwartete.
«Alles in Ordnung, mein Sohn?», fragte Jeff Matthews und sah ihn besorgt an.
«Ja.» Greg nickte, dann trat er an den Barschrank und schenkte seinem Vater einen doppelten dreißigjährigen Scotch ein, seinen Lieblingswhisky.
Während Greg die Räume betrachtete, in denen er aufgewachsen war, wurde ihm klar, dass diese Wohnung ein wenig mit dem Scotch vergleichbar war: Sie war ihm sehr vertraut und hatte sich in den letzten Jahrzehnten kaum verändert.
«Hier, Dad, genau das, was der Arzt dir verordnet hat.»
Er reichte seinem Vater das Glas aus Bleikristall und ließ sich ihm gegenüber auf dem Sofa nieder. Seine Mutter hatte dieses Möbelstück ausgesucht, gleich nachdem sie diese klassische Vorkriegswohnung gekauft hatten.
Jeff nippte an der bernsteinfarbenen Flüssigkeit und verzog ein wenig das Gesicht, als der Whisky ihm brennend durch die Kehle rann.
«Na, das ist wohl das Letzte, was mein Arzt mir verordnen würde, mein Junge. Aber was soll’s, wer will denn schon auf den alten Kerl hören? Wenn es nach ihm ginge,
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