Das Gluecksarmband
Schmuckgeschäft», sagte Danny gelangweilt.
Sie stupste ihn an der Schulter. «Ja, aber ich kenne ein tolles Kino in der Nähe. Vielleicht läuft da gerade … ein Film von den Marx Brothers.»
«Wirklich? Jaa!» Danny vollführte ein albernes Freudentänzchen auf dem Gehsteig.
Molly schob ihn Richtung Eingang. «Aber zuerst hier rein, okay?»
Sie drängten sich an Touristen vorbei, die vor dem kultigen Firmennamen für Fotos posierten, und flüchteten sich dann in die Drehtür, die in die Ausstellungshalle im Erdgeschoss führte.
Nachdem sie an den ersten Vitrinen voller funkelnder Juwelen vorbeigeschlendert waren, strebte Molly auf ein ruhiges Fleckchen hinten im Raum zu und ließ Danny auf eigene Faust umherstreifen. Sie nahm Blickkontakt zu einem nett aussehenden Verkäufer auf und lächelte ihn strahlend an.
«Hallo, könnten Sie mir vielleicht helfen?»
«Aber natürlich. Was kann ich für Sie tun?», antwortete er freundlich. Molly sah, wie er verstohlen ihre Vintage-Handtasche und den schicken Blazer mit dem Waffelmuster begutachtete, der unter ihrem geöffneten Mantel hervorlugte. Tasche und Blazer waren beide von Chanel und boten einen etwas anderen Anblick als die «I ♥ New York»-Sweatshirts der Touristen, die sich gerade im Laden aufhielten.
Molly atmete tief durch und holte das Bettelarmband aus der Tasche. «Ich habe dieses Armband gefunden …»
Die Geschichte war rasch erzählt. «Es ist mir wichtig, dass ich es der Eigentümerin schnell zurückgebe. Ich weiß, dass ich mein eigenes Armband furchtbar vermissen würde. Sehen Sie den Schlüssel mit dem herzförmigen Griff hier? Da ist das Logo von Tiffany eingeprägt. Können Sie mir vielleicht etwas mehr darüber sagen?», schloss Molly. «Das könnte mir helfen, die Eigentümerin zu finden.»
Der Verkäufer beugte sich über das Armband, um den Anhänger zu inspizieren. «Samuel» las Molly auf seinem Namensschildchen. «Ja, Sie haben recht, der ist von uns – ein Tiffany-Schlüssel. Er gehört zu unseren beliebtesten Produkten», fügte Samuel mit einem Lächeln hinzu. «Aber das heißt auch, dass dieser Anhänger ein Massenprodukt ist, daher bezweifle ich, dass ich Ihnen helfen kann.» Er drehte sich zu seinem Computer um und tippte rasch etwas ein. «Weltweit haben wir Hunderttausende davon verkauft – über zehntausend allein hier in New York.»
«Zehntausend …», wiederholte Molly geknickt. «Dann ist wohl ausgeschlossen, dass Sie eine Liste der Käufer …» Molly brach ab und lächelte Samuel niedergeschlagen zu. «Ach, einen Versuch war’s wert. Vielen Danke für die Info.»
«Augenblick – darf ich das Armband noch mal sehen?»
«Klar.» Molly legte das Schmuckstück wieder auf die Vitrine.
Samuel nahm es hoch und ließ die Anhänger durch die Finger gleiten. Bei einem hielt er inne. Er drehte ihn mehrmals, dann holte er eine Juwelierlupe hinter dem Tresen hervor. Während er den Anhänger durch die kleine Lupe wie durch ein Monokel begutachtete, nickte er, als wolle er sich selbst etwas bestätigen.
«Dieser hier –» Er hielt ein ganz mit Juwelen besetztes Ei hoch, das mit einem goldenen Band umwickelt war – «ist eine sehr markante Goldschmiedearbeit.»
«Okay …» Mollys Miene hellte sich auf.
«Es ist ein wertvolles Stück aus Gold und Diamanten. Wirklich eine außergewöhnlich schöne Arbeit.»
Molly blieb die Spucke weg. Gold und Diamanten? Sie betrachtete das Ei. Zwischen den anderen kleinen Anhängern war es ihrem ungeschulten Auge bisher gar nicht aufgefallen. Wenn sie sich überlegte, dass sie ein Armband mit einem so kostbaren Anhänger mit sich herumtrug …
«Ach du meine Güte! Sind Sie sicher?»
Samuel nickte. «Absolut sicher. Aber da es leider keine Kreation von Tiffany ist und ich auch den Stempel des Goldschmieds nicht identifizieren kann, werden Sie wohl anderswo weitersuchen müssen. Vielleicht bei einem unserer … Konkurrenten.» Samuel sagte das, als habe er etwas Übles im Mund.
Molly musterte den Anhänger und überlegte, wo er wohl herstammte – Cartier oder vielleicht Harry Winston … Sie dachte an die vielen luxuriösen Juweliergeschäfte in der City – oder allein schon an der Fifth Avenue. In diesen Läden würde man den Verkauf von derartig teuren Schmuckstücken doch sicherlich dokumentieren, oder?
«Sie können den Stempel des Goldschmieds wirklich nicht erkennen?», fragte sie Samuel.
«Leider nicht. Es kann gut sein, dass der Anhänger auf Bestellung
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