Das Gluecksarmband
Sie sind Italienerin, richtig? Wir Italiener haben eben gute Gene. Italienische Frauen bleiben ihr Leben lang schön.»
«Finden Sie, dass ich wie eine Italienerin aussehe?» Molly deutete auf ihr rotes Haar und schaute dann auf die Uhr. So sehr sie Gennaros Flirten auch genoss, sie musste zurück zur Arbeit.
«Ist Ihre Assistentin da? Meinen Sie, sie könnte schnell die Veranstaltungen heraussuchen?», versuchte Molly den Galeristen wieder auf ihr Anliegen hinzuweisen.
«Nein, Sofia ist im Moment nicht da.» Molly verkniff sich ein Lächeln: Ganz klar, dass seine Assistentin eine
Sofia
war. Eine
Sally
oder eine
Jane
kamen für einen Mann wie Gennaro als Mitarbeiterinnen nicht in Frage. «Aber ich kann sie bitten, Sie anzurufen. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer?» Er lächelte verschmitzt, und Molly war sich ziemlich sicher, dass nicht nur Sofia bei ihr anrufen würde. Trotzdem reichte sie ihm ihre Visitenkarte.
«Da stehen meine Handynummer und meine E-Mail-Adresse drauf, falls Sofia etwas findet.» Molly betonte den Namen der Assistentin, in der Hoffnung, dass Gennaro den Hinweis verstehen würde.
Aber nein.
«
Fantastico
, Molly O’Neill, und wenn wir die Informationen für Sie haben, darf ich Sie dann zum Essen einladen? Dann können wir … äh … ausführlich darüber sprechen.»
Molly fand ihre nächsten Worte widerwärtig, aber sie wusste, dass sie nötig waren, wenn Gennaro seine Assistentin mit der Durchsicht der Veranstaltungen beauftragen sollte, statt ihre Visitenkarte in den Müll zu werfen, sobald sie die Galerie verlassen hatte.
«Klar, das wäre nett. Wenn Sofia mich anruft, können wir gleich was verabreden.» Sie lächelte kokett und hoffte, dass sie nicht übertrieb.
Mit italienischen Schürzenjägern wie Gennaro zu flirten, war nicht gerade ihre Spezialität, und überhaupt war sie seit der Beziehung mit Nick in dieser Hinsicht ganz aus der Übung. Außerdem hatten Nick und sie schon lange nicht mehr miteinander geflirtet.
«Ah,
bella
!
Fantastico.
Ich weiß genau das richtige Restaurant für uns, Sie werden sehen.»
«Ja, und vergessen Sie nicht, Sofia wegen der Veranstaltungen zu fragen. Es ist sehr wichtig, dass ich dieses Armband seiner Eigentümerin zurückgebe. Also, New Yorker Künstlerinnen, von denen Sie am achtzehnten Juni Arbeiten ausgestellt haben. Okay?»
«Sie haben mein Wort, Molly O’Neill.» Gennaro nahm ihre Hand und küsste sie. In diesem Moment bimmelte hinter ihnen die Türglocke, und Molly zog ihre Hand rasch zurück und verstaute das Armband wieder sicher in ihrer Handtasche. «Auf Wiedersehen,
bella donna.
Ah! Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe zu tun. Gregorio!», jubelte Gennaro über Mollys Schulter hinweg der Person zu, die gerade zur Tür hereingekommen war.
Sie drehte sich schnell um, zu schnell, denn sie stieß frontal mit einem Mann zusammen. Das musste wohl Gregorio sein.
«Aua, sorry.» Sie rieb sich die Nase, mit der sie gegen die sehr harte Schulter des Mannes geprallt war.
«Oh, entschuldigen Sie bitte, das tut mir leid. Alles in Ordnung?», fragte Gregorio in einem ganz unitalienisch klingenden New Yorker Akzent. Er schaute sie mit seinen dunklen Augen an, lächelte freundlich und strich sich eine Locke zurück, die ihm in die Stirn gefallen war.
«Ja, meine Nase wird sich bestimmt wieder erholen», erwiderte Molly scherzend. Über die Schulter hinweg sagte sie zu dem Galeriebesitzer: «Danke noch mal, Gennaro. Ich freue mich darauf, von Sofia zu hören. Und von Ihnen.»
«
Ciao
, Molly», rief Gennaro ihr nach. «Bis bald.»
Kaum war sie auf die Straße getreten, da meldete sich ihr Handy.
«Hallo, ist da Molly?», fragte eine klare Stimme am anderen Ende der Leitung.
«Ja.»
«Hier ist Jessica, die Assistentin von Margot Mead. Ich habe Informationen über das Diamantei für Sie. Passt es Ihnen gerade?»
Ja, dachte Molly vergnügt, jetzt passt es gerade ausgezeichnet.
15
G regorio! Na, was gibt’s, Mann!» Lachend begrüßte Gennaro seinen Freund in der Galerie.
Greg lächelte liebevoll über den Spitznamen, den Gennaro ihm gegeben hatte, als sie sich vor etwa einem Jahr kennengelernt hatten.
«Unkraut vergeht nicht, Mann. Ich hoffe, ich hab nicht gestört.» Er drehte sich zur Tür um, durch die die junge Frau gerade verschwunden war. «Sie ist ja ziemlich schnell rausgestürzt.»
Gennaro winkte ab. «Kein Problem. War nicht weiter wichtig.» Er warf noch mal einen Blick auf die Visitenkarte in seiner Hand und ließ
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