Das Gluecksarmband
sie dann auf den Tresen fallen. «Aber die Kleine ist hübsch.»
Greg schüttelte den Kopf. Es war so typisch für Gennaro, Arbeit und Vergnügen miteinander zu verbinden. Er war ein Frauenheld wie im Bilderbuch.
«Eine potenzielle Kundin?», fragte Greg.
«Nein, nein, gar nicht. Ziemlich aussichtslose Sache, was sie da vorhat, so eine Art Kotelettjagd. Sie will irgendeiner Frau ein verlorenes Armband zurückgeben. Und sie glaubt, dass es sich um eine Künstlerin handelt, mit der ich vielleicht geschäftlich zu tun gehabt habe.»
Greg lachte über Gennaros Bemühen, seltenere Ausdrücke zu benutzen. «Es heißt Schnitzeljagd, ist abgeleitet von –»
«Wie bitte?»
«Schon gut.»
«Leider hat sie sich für kein einziges der Werke hier interessiert. Ist doch nicht zu fassen, oder? Sie war nur auf der Suche nach der Eigentümerin von dem komischen Armband, das sie da hatte. Ich muss sie anrufen, um ihr zu helfen, verstehst du? Aber vielleicht kann ich sie ja zum Essen rumkriegen, und dann interessiert sie sich womöglich auch noch für was anderes, was?» Gennaro zwinkerte seinem Freund zu, um ihm ganz klar zu machen, was dieses «andere» sein konnte. «Apropos Frauen, wie geht’s denn der schönen Karen?»
«Genau darüber wollte ich mit dir sprechen.»
«Über deine süße Freundin?
Fantastico
, ich bin ganz Ohr. Ich würde sie dir mit Vergnügen abnehmen.»
«Nein, nein, so meine ich das nicht.» Greg lachte. «Ich wollte dir erzählen, dass ich an der Wall Street gekündigt habe. Ich will jetzt nur noch fotografieren. Und ich hoffe, dass ich ein paar meiner Arbeiten verkaufen kann, denn ich habe vor, Karen bald einen Heiratsantrag zu machen.»
Gennaro schüttelte den Kopf. Anscheinend sah er da keinen Zusammenhang.
«Kapiere ich nicht. Was hat dein Heiratsantrag damit zu tun, ob du deine Arbeiten verkaufst?»
Greg erklärte ihm, dass er Karen von seinem Entschluss, die Firma zu verlassen und sich mit dem Fotografieren selbständig zu machen, erst nach der Kündigung erzählt hatte. Und dass die Atmosphäre bei ihnen
a casa
seitdem ein wenig gespannt war.
«Ich möchte ihr den Antrag bald machen, aber vorher will ich ihr beweisen, dass ich in meinem neuen Beruf schon was auf die Beine gestellt habe. Damit sie Vertrauen in meine Entscheidung bekommt und auch wirklich ja sagt.»
Wieder schüttelte Gennaro den Kopf. «Weißt du, als mein Vater damals sein Geschäft eröffnet hat, hatte er nur ganz wenig Geld. Er hat es einfach riskiert, aber meine Mutter hat ihn immer unterstützt. Bis zum Ende.» Gennaro erschrak, als er Gregs kummervolles Gesicht sah. Sofort war ihm klar, dass er die falschen Worte gewählt hatte.
«Ach, mein lieber Freund, das tut mir leid. Ich habe von deiner Mutter gehört … entschuldige bitte.»
Greg lächelte traurig. «Danke. Ja, es ist wirklich schwer, aber … vermutlich muss man einfach Bewältigungsstrategien entwickeln.»
«Ihr Amerikaner mit euren Bewältigungsstrategien.» Gennaro lächelte. «Nein, ich wollte damit einfach sagen, dass meine Eltern sich sehr geliebt haben. Genauso wie deine Eltern. Und ich hoffe, dass die Liebe zwischen Karen und dir nicht von ein paar Fotos abhängt.»
«Bestimmt wird alles gut», erwiderte Greg. Ihm war ein wenig unbehaglich zumute. «Ich wollte einfach mal hören, ob du vielleicht was Neues gebrauchen kannst.» Er deutete auf die Wände der Galerie.
Niedergeschlagen zuckte Gennaro die Achseln. «Ach, Gregorio, mein Freund, ich kaufe im Moment nichts. Bei dieser Wirtschaftslage läuft es nicht gut, und schon gar nicht jetzt vor Weihnachten. Ich habe hinten noch stapelweise Bilder liegen, die ich aufhängen muss.»
Greg seufzte. Er betrachtete die Kunstwerke, die fast jeden Quadratzentimeter der Wände bedeckten. «Klar, das verstehe ich. Aber danke, dass du dir Zeit für mich genommen hast – und falls du mal wieder was brauchen solltest, denke bitte an mich, ja?»
Gennaro schien zu überlegen. «Also, ich kann dir nichts versprechen, aber maile mir doch ein paar Sachen zu. Vielleicht können wir bei der nächsten Ausstellung im neuen Jahr hier was zusammen machen. Gehst du dieses Jahr eigentlich zum Benefiz?»
Gennaro meinte den jährlichen Silvesterball zugunsten des St. Jude’s Kinderkrankenhauses. Das war ein großes gesellschaftliches Ereignis, und Greg und seine Familie unterstützten diese gute Sache normalerweise durch ihren Besuch.
Greg seufzte. Er hatte noch nicht richtig darüber nachgedacht. «Weiß noch
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