Das Gluecksarmband
Fundraising für die Kinder in Afrika macht, für sauberes Wasser in Südostasien, für die Brustkrebsforschung oder für was auch immer …»
Molly spitzte die Ohren. «Brustkrebsforschung, haben Sie gesagt?»
«Ja, unter anderem.»
Sie dachte an die kleine rosa Schleife, die als Anhänger am Armband hing. Reiner Zufall?
«Ist Ms. Mead vielleicht auch in einer Organisation tätig, die Brustkrebspatientinnen unterstützt?», erkundigte sie sich. «Da ist nämlich noch ein Anhänger am Armband …»
«Ach so, verstehe», sagte Jessica, als Molly ihren Gedankengang erläutert hatte. «Das könnte die Suche schon ein bisschen vereinfachen. Ich kann ja mal sehen, ob es Brustkrebs-Events gab, wo das kleine Ei als Preis ausgesetzt war. Lassen Sie mich mal machen.»
«Wirklich, ich kann Ihnen gar nicht genug danken.»
Molly beendete das Telefongespräch mit neuer Hoffnung im Herzen. Heute in der Mittagspause wollte sie schnell zu der Galerie gehen und sehen, ob sie dort mehr über das Hufeisen herausfinden konnte.
Sie lächelte. Mit etwas Glück würde sie das Armband bald seiner inzwischen wahrscheinlich total verzweifelten Eigentümerin zurückgeben können.
14
G reg hing in der Warteschleife, weil Suzanne Lee, die Journalistin von der
New York Times
, gerade auf der anderen Leitung telefonierte. Billy hatte recht gehabt: Diese Frau als überspannt zu bezeichnen, war noch stark untertrieben.
Er hob den Tennisball auf, den er über den Wohnzimmerboden an die Wand gegenüber gerollt hatte, und kullerte ihn erneut los.
Endlich hörte er Suzannes scharfe, nüchterne Stimme. «Also, haben Sie das verstanden? Was ich möchte? Es soll nicht wie Macy-Werbung aussehen, ist das klar? Nicht dieser billige Weihnachtskitsch, okay? Ich will das klassische New York, das New York alten Stils. Sie gehen also zum Rockefeller Center, zum Wollman Rink und zum Plaza.» Suzanne machte eine Pause. «Schreiben Sie mit?»
Greg schaute auf die Notizen, die er seit Beginn des Gesprächs hingekritzelt hatte. «Ja.»
«Schön, und ich brauche ein Foto von Tiffany an der Fifth, und ich will auch eins von einer Bäckerei, einer traditionellen –»
«Da weiß ich eine gute.» Ohne zu überlegen schnitt Greg ihr das Wort ab.
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen.
«Glaser ist auf der Upper East Side, ein deutscher Bäcker, seit über hundert Jahren …» Unsicher brach Greg ab.
«Okay, prima!»
Suzanne Lee legte auf, und Greg fragte sich, wann er die Fotos abgeben und wie er sie ihr schicken sollte. Doch als er das Mitarbeiterverzeichnis durchblätterte, entdeckte er neben ihrer Telefonnummer eine E-Mail-Adresse. Er würde sofort anfangen – es klang, als gehöre Suzanne zu den Menschen, die alles immer schon gestern haben wollten. Die Frau war offenbar gerade total im Stress. Oder stand sie vielleicht immer so unter Strom?
Greg schaute auf seine Notizen. Das Rockefeller Center und das Plaza Hotel wollte er abends fotografieren. Sie wirkten besonders festlich, wenn sie beleuchtet waren. Heute würde er seine Ausrüstung reinigen, die Dunkelkammer aufräumen, die Flüssigkeiten checken und ähnliche Arbeiten erledigen. Die Bäckerei und den Wollman Rink konnte er morgen früh aufnehmen. Anschließend würde er sich eine Weile in der Wohnung seiner Eltern aufhalten. Und morgen Abend dann vielleicht die Nachtaufnahmen.
Er beschloss, Suzanne die Aufnahmen immer gleich zuzumailen, wenn er sie im Kasten hatte. Auf diese Weise konnte sie ihm sagen, ob er auf der richtigen Fährte war oder nicht. Vermutlich sah sie das mit einem Blick.
Aber jetzt plante er erst mal einen Ausflug, um an der zweiten Phase seines neuen Berufsstarts zu arbeiten. Er hatte etwas vor, das Karens Vertrauen in ihn hoffentlich stärken würde.
Mit entschiedenen Schritten ging Molly durch den Schneematsch in der Twenty-Fifth Street, sehr darauf bedacht, ihre schwarzen Reitstiefel nicht allzu schmutzig zu machen. Sie musste zugeben, dass sie sich am Morgen wohl falsch angezogen hatte. Im Stillen dankte sie dem Scotchguard, das sie auf die Stiefel aufgetragen hatte, gleich nachdem sie sie im Sommer bei einem Ausverkauf von Century 21 erstanden hatte.
Sie schaute die Straße entlang und dann noch einmal auf den Zettel mit der Adresse. Eine Galerie reihte sich an die andere.
«Hier müsste es sein.» Molly blickte an dem unauffälligen Gebäude hinauf. Nichts wies so deutlich auf eine erstklassige Galerie hin, wie ein unauffälliger brauner
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