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Das Glücksbüro

Das Glücksbüro

Titel: Das Glücksbüro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Izquierdo
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gleichgültig zu sein, in welchem Zustand das Essen die Küche verließ.
    Albert lächelte.
    Das war ein gutes Zeichen. Der Chefkoch war auf dem Weg der Besserung, erste Lebenszeichen flackerten auf. Es bestand berechtigte Hoffnung, dass er wieder zu alter Form zurückfand. Und das bedeutete vor allem eines: besseres Essen!
    Jetzt war es an der Zeit, die Sache ins Rollen zu bringen. Mit etwas Glück würde die Natur den Rest besorgen. So in der Art eines Impulserhaltungsgesetzes, bei dem ein erster Stoß nicht verpuffte, sondern seine Energie an einen anderen weitergab. Wenn es den Kollegen auch gleichgültig war, Albert war der Meinung, dass ein Zuhause niemals fertig war, dass es immer etwas gab, was man tun konnte, um den Komfort zu verbessern. Und tatsächlich ging es in erster Linie um ihn selbst, nicht um die anderen, denn er wollte, dass sein Amt das leistete, was es theoretisch zu leisten imstande war.
    Anna war mittlerweile an der Essensausgabe angelangt und bestellte: »Das Fleisch bitte medium, statt Brokkoli hätte ich gerne einen grünen Salat, nur mit Essig und Öl, und in meinem Wasser ein Spritzerchen Zitrone!« Sie hielt ihr Tablett der Küchenkraft auffordernd unter die Nase.
    Die Küchenhilfe klatschte ihr das Essen auf den Teller. Und zwar das, was alle bekamen. Und als sie sich über die lieblose Behandlung beschweren wollte, kam er ihr zuvor und schnauzte laut: » NÄCHSTER !«
    Auch Albert bekam auf diese Weise sein Essen und rümpfte die Nase: Man konnte wirklich keinen Besuch hierhin zum Essen einladen. Da musste man sich ja schämen! Höchste Zeit, dass sich ein paar Dinge änderten.
    Anna war nach wenigen Schritten stehengeblieben und sah in die riesige, vollgestopfte Kantine, in der es so laut wie in einer Bahnhofshalle war. Sie drehte sich zu Albert um und sagte: »Hier mag ich nicht essen.«
    »Aber hier essen alle«, protestierte Albert.
    Sie lächelte, als hätte sie in diesem Moment einen Einfall gehabt, und rief: »Lassen Sie uns ein Picknick machen!«
    Albert runzelte die Stirn: »Ein Picknick?«
    »Ja, auf einer Wiese! Mit Blumen und blauem Himmel.«
    Sie sahen auf eine wundervolle Wiese hinab, mit duftenden, bunten Blüten und einer sanften Brise, die die Halme wiegte. Der Himmel war perfekt blau, Vögel zwitscherten und ein sanftes Rauschen unterstrich die Stille. Die Wiese fiel in ein Tal hinab und hinter dem Tal erhob sich majestätisch eine zerklüftete Gebirgsgruppe. Strahlender Sonnenschein machte die Luft weich und die Farben umso kräftiger. Man hätte meinen können, alles wäre wie ein frisch bezogenes Bett aufgeschüttelt und glatt gestrichen worden und duftete nach Kräutern und Tannen. In Wirklichkeit war es aber nur eine Sinnestäuschung, weil es tatsächlich nach Ordnern, Staub und altem Papier roch.
    Die Berglandschaft schimmerte aus einem Farbfernsehgerät, das auf einem transportablen Rack in einem kleinen Abstellraum stand. Damit die Farben der Stimmungen und Landschaften- DVD , die gerade lief, besser zur Geltung kamen, hatte Albert das Deckenlicht gelöscht und nur eine kleine Schreibtischlampe auf dem Boden eingeschaltet. Dort saßen auch er und Anna und hielten ihr Picknick.
    Ansonsten gab es nicht viel zu sehen in dem Raum, außer einem Overheadprojektor, einer zusammengeklappten Leinwand, ein paar Regalen mit Papier und Ordnern, ein paar Kabeln und Steckdosenleisten.
    Anna wurde ihr Grinsen gar nicht mehr los, denn Albert hatte in stoischer Ruhe alles aufgebaut, was sie sich gewünscht hatte. Und das, obwohl draußen noch Winter und ihr Wunsch überhaupt nicht zu erfüllen gewesen war. Er sprach auch jetzt nicht, sondern kaute auf seinem Essen herum und stierte in die schöne Landschaft auf der Mattscheibe, ganz offenbar zufrieden mit sich und der Welt.
    Sie sagte: »Als ich Picknick sagte, dachte ich eigentlich an etwas Romantischeres …«
    Albert nahm kommentarlos die Fernbedienung und schaltete um: Kaminfeuer.
    Rot knisternd, wie an einem schönen kalten Winterabend. Wenn die Wangen von Tagesfrische und köstlichem Rotwein glühten. Wenn man in einem gemütlichen Ohrensessel saß, mit einer warmen Decke um die Beine, und sich vom Tänzeln der kleinen Flammen hypnotisieren ließ. Wenn man mit einem geliebten Menschen alleine war und nichts schöner sein könnte als eben dieser Moment.
    Ein Kaminfeuer.
    Romantisch.
    So stand es auch auf der DVD .
    Neben Bergwelt. Ursprünglich.
    Und offenbar gab es auch noch Meer. Stürmisch.
    Albert schaltete die

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