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Das Glücksbüro

Das Glücksbüro

Titel: Das Glücksbüro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Izquierdo
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engen Situationen noch hätte einsetzen können.
    Die Tür zur Küche flog auf, Albert konnte im Hintergrund den Koch und Frl.   Glücklich sehen, die früher einmal Traurig geheißen hatte. Ihr war seit Wochen nichts mehr auf den Boden gefallen, kein Knopf abgerissen oder Schnürsenkel abhandengekommen. Sie lachte unentwegt, und ihre Leistungen waren so gut, dass der Koch gar nicht mehr ohne ihre Hilfe auskam. So wie auch sonst nicht, denn die beiden strahlten einander an, wenn sie sich sahen, und verstanden sich blind in den täglichen Pflichten und den nächtlichen Liebkosungen. Es war, als wären sie immer schon eins gewesen.
    Albert und Wehmeyer suchten sich ein ruhigeres Eckchen im hinteren Teil der Kantine. Wehmeyer erklärte ihm sofort die Lage, verscheuchte Platzsuchende von ihrem Tisch und redete beschwörend auf Albert ein.
    »Sie müssen damit aufhören, Herr Glück!«
    Albert genoss den Lachs, der butterweich auf seiner Zunge zerfiel und zusammen mit ein wenig Erdnusspesto eine interessante Geschmackskomposition ergab.
    »Wie sind die Nudeln?«, fragte Albert.
    Wehmeyer blickte ihn einen Moment irritiert an, dann antwortete er: »Hervorragend. Ganz ausgezeichnet.«
    Wie zum Beweis schob er eine Gabel davon in den Mund, und für einen Moment schien er seine Sorgen vergessen zu haben, er lächelte sogar, als ob er gerade einer schönen Erinnerung nachhing. Dann jedoch kehrte der Ernst zurück und er schluckte alles hastig herunter, was ihm gerade noch so gefallen hatte.
    »Ich beschwöre Sie, Herr Glück. Hören Sie damit auf!«
    »Ich verstehe nicht, Herr Wehmeyer. Ich tue doch nichts Ungesetzliches.«
    Wehmeyer nickte: »Das weiß ich, Herr Glück. Sie würden nie etwas Ungesetzliches tun. Darum geht es auch gar nicht.«
    Albert schaute ihn fragend an: »Worum dann?«
    Wehmeyer sah sich kurz um, als fürchtete er heimliche Zuhörer, und zischte dann verschwörerisch: »Direktor Sommerfeldt hat Sie auf dem Kieker.«
    »Das macht nichts.«
    Wehmeyer seufzte tief, dann sagte er: »Doch, das macht was. Denn wenn Sie nicht damit aufhören, dann werde ich nicht Direktor dieser Behörde.«
    »Das wäre bedauerlich.«
    »Allerdings.«
    Wehmeyer verkniff es sich, mit den Augen zu rollen. Offenbar kümmerte niemanden in diesem Amt Wehmeyers Karriere. Sahen sie denn nicht die vielen Möglichkeiten, wenn er nur endlich Sommerfeldt ablösen könnte? Sah denn niemand das El Dorado, das am Horizont schimmerte? Musste er die Kollegen denn erst schriftlich anweisen zu erkennen, was für ein toller Direktor er sein würde? Das war doch zum Verzweifeln!
    »Hören Sie, Herr Glück«, setzte er erneut an. »Ich möchte Ihnen ein Angebot machen …«
    Albert sah ihn aufmerksam an.
    »Ich nehme Schulzes Kündigung zurück. Auf dem kurzen Dienstweg. Auf dem ganz kurzen, quasi.«
    Albert legte sein Besteck neben den Teller und sah nachdenklich auf seine Hände, was bei Wehmeyer große Hoffnung aufkommen ließ: Hatte sein letzter Trumpf tatsächlich gestochen? War Mike Schulze Albert Glück wichtig genug, um mit dem Quatsch aufzuhören, den er da gerade veranstaltete? Obwohl er Mike Schulze genauso wenig mochte wie Wehmeyer selbst?
    »Ich könnte ja ein wenig Urlaub machen …«, antwortete Albert, und es klang, als würde er mit sich selbst sprechen.
    »Hervorragend!«, rief Wehmeyer so erleichtert, dass die Kollegen in der Nähe von ihren Tellern aufsahen. Sogleich senkte er die Stimme, klang aber immer noch euphorisch: »Machen Sie Urlaub. Am besten Ihren Jahresurlaub. Das ist doch eine gute Idee! Wenn ich erst Direktor bin, können Sie meinetwegen mit Ihren Sachen weitermachen. Sind wir im Geschäft?«
    Wehmeyers Hand war vorgeschnellt, und er hielt sie ausgestreckt direkt unter Alberts Nase.
    Albert nickte und schlug ein.
    Sie hatten einen Handel. Einen, der beide gewinnen ließ. Wehmeyer war so glücklich darüber, dass er seine Nudeln mit großem Appetit in sich hineinstopfte, sich zurücklehnte und zufrieden darauf herumkaute. Eher zufällig fiel sein Blick auf Alberts Füße: Er hatte nicht die blank polierten, schwarzen Schuhe an, die er sonst immer trug, sondern quietschbunte Turnschuhe, die bei längerem Betrachten Sehstörung verursachen konnten. Er fragte sich, was Albert wohl erst im Urlaub tragen würde, wenn er hier schon so zum Dienst erschien.
    Dann sah er aus dem Fenster und nickte: Der blöde Koch war wirklich gut geworden! Schön, dass es noch so etwas wie Arbeitsethos gab.

48.
    Es war schon nach 18  

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