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Das Glücksbüro

Das Glücksbüro

Titel: Das Glücksbüro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Izquierdo
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ein.
    Der Vorspann lief schon!
    Legenden der Leidenschaften . Albert sah nicht viel fern, die Nachrichten, ein paar Dokumentationen, vor allem über Flora und Fauna. Aber er sah jeden Tag Legenden der Leidenschaften . Die erste Schogette verschwand in seinem Mund und breitete sich süß und schmelzig aus: Er war endlich zu Hause angekommen. Fasziniert verfolgte er die täglichen Abenteuer des armen Hausmädchens Flora, das in einem sehr reichen Haushalt Dienst tat und dort, inmitten von Intrigen, Amouren und Ränkespielen, so seltsam deplatziert wirkte. Der Geist, den jeder sah und niemand wahrnahm. Sie war … etwas Besonderes. Ja, das war sie.
    Wie immer verging die Zeit viel zu schnell und es endete wie jeden Tag mit einem sehr spannenden Cliffhanger. Albert konnte es kaum abwarten, wie es morgen wohl weiterging. Hoffentlich geschah Flora nicht Böses!
    Erst jetzt zog er seine Schuhe aus, stieg in gemütliche Pantoffeln und zog sich eine kuschelige Hausjacke über. In einer Ecke stand ein halbvoller Wäschekorb, auf dem Tisch lag noch die Zeitung vom vorherigen Tag. Er verließ sein Zimmer, lauschte an der Tür noch einmal in das Archiv hinein, aber alles war ruhig.
    Ein paar Meter weiter gab es eine zweite feuerfeste Tür, die nur mit einem kleinen Hochspannungsschildchen versehen war. Er schloss sie auf, betrat einen Technikraum und füllte eine Waschmaschine, die dort stand. Während sie lief, saß er auf einem Hocker vor dem Bullauge und las die Zeitung.

6.
    Es war schon dunkel, als der Hunger ihn mit einem handbeschriebenen Zettel in den Fingern in die Kantine trieb. Er hatte den köstlichen Duft schon in der Nase, noch bevor er in den Schränken und Schubladen zusammensuchte, was er brauchte: einen Schmortopf, Zwiebeln, Butter, Speck, Mehl, Cognac, Muskat, Rotwein, Pfeffer, Salz, Champignons. Es war alles da, nur das Entscheidende nicht, so sehr er auch danach suchte: Hühnchen.
    Seine Suche nach dem Geflügel bekam nach einigen Minuten etwas Verzweifeltes, da er sich auf sein Abendessen so gefreut hatte. Irgendwann gab er auf. Dieser Bummelant von einem Küchenchef! Er suchte dessen Zimmer auf, schaltete den Computer an, trug das Passwort ein und ging noch einmal die Bestellungen der letzten Tage durch. Da! Hühnchen! Es stand groß und deutlich in der Liste, aber es war ganz offensichtlich nicht gekommen oder wieder einmal vergessen worden.
    Albert tippte erneut Hühnchen in die Bestellliste ein. Musste er hier denn alles alleine machen? War es zu viel verlangt, wenn man seinen Beruf, den man irgendwann einmal aus einem bestimmten Grund ergriffen hatte, so korrekt wie möglich ausübte? Schließlich wurde der Mann doch bezahlt! Konnte da sein Arbeitgeber nicht verlangen, dass er sich einbrachte? Albert seufzte: Alles Fluchen half nicht. Er würde heute kein Coq au Vin mehr bekommen.
    Später saß er wieder alleine in der Kantine. Bei Kerzenschein kaute er missmutig auf einem Strammen Max herum. Für einen Moment fragte er sich, ob er dem Küchenchef einen Streich spielen sollte, aber er ließ davon ab: Solange Mike die Mär vom Wolf durchs Amt trug, wollte er kein Aufsehen provozieren. Dennoch musste er sich überlegen, wie er dem Arbeitsethos in der Küche auf die Sprünge helfen konnte, denn auch das tägliche Essen ließ mittlerweile zu wünschen übrig. Eine Kantine war kein Gourmettempel, aber er hatte das Gefühl, dass die Schaffenskraft des Küchenchefs nachließ. Vielleicht hatte er persönliche Probleme, war deprimiert oder einsam? Vielleicht brauchte er nur neue Motivation, um wieder an alte Leistungen anzuknüpfen? Albert nahm sich vor, die Situation genau zu beobachten, um dann möglicherweise ganz sacht an ein paar Stellschrauben zu drehen. Schließlich nützte es allen, wenn das Essen gut war. Gutes Essen hob die Arbeitsmoral und steigerte die Produktivität. Selbst in einem Amt.
    Er hinterließ die Küche genauso sauber, wie er sie vorgefunden hatte, und vertrat sich noch ein wenig die Beine. Im Labyrinth der Treppen und Gänge kannte sich Albert aus wie niemand sonst, und Bewegung war bei einer vorwiegend sitzenden Tätigkeit von großer Bedeutung. Albert gab sehr acht auf seine Gesundheit. Ausgewogene Ernährung, tägliches Treppensteigen und lange Spaziergänge durch die Weiten der Verwaltung trugen dazu bei, dass es niemanden gab, der gestärkt vom täglichen Sport so konzentriert und effizient arbeitete wie Albert.
    Im obersten Stock, am Ende eines langen Flurs an der Westseite des

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