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Das Glücksprojekt

Das Glücksprojekt

Titel: Das Glücksprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Reinwarth
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irgendwo zwischen Wurst- und Käseregal. Daher der Döff.
    Sie mögen sich zu recht fragen, was ein Döff ist. Ein Döff (hochdeutsch: ein Darf ) ist eine plötzlich auftauchende Erlaubnis. Ein Ja, eine widerspruchslose Zustimmung, ein Glücksfall. Ein Döff kann auftauchen, wenn man gerne den letzten Pudding hätte, das Fernsehprogramm aussuchen will oder das Wohnzimmer himbeerfarben streichen möchte. Tage, an denen sich ein Döff an das andere reiht, sind meist Geburtstage. Das sind fast schon Bestimmertage. Im Gegensatz zu Geburtstagen, an denen die Döffs ziemlich einseitig verteilt sind, nämlich an das Geburtstagskind, werde ich einen gemeinsamen Döff-Tag einführen. An diesem Tag werden wir alles machen, was uns luxuriös, dekadent oder einfach nur erfreulich erscheint. Dinge, die uns Spaß machen und die wir sonst nicht tun. Eine Auszeit, jede Art von Verpflichtung ist verboten. Fast wie ein Fest, nur ohne die nervigen Sachen wie Gäste einladen, Essen vorbereiten, das Aufräumen danach und das Aufräumen davor. Wie Los Wochos von McDonald’s, nur bei uns zu Hause. Aktionstag Döff . So etwas wie ein Hochzeits- oder Kennenlerntag, nur ohne Restaurant und Geschenksuche. Und ohne die Angst, ihn zu vergessen. Und vor allem: Dann, wann wir ihn wollen oder brauchen. Denn wie das so ist mit den besonderen Tagen: Am Jubiläumsmorgen bekommt man sich so derartig in die Wolle, dass abends beide lustlos in ihrem Spargel rumstochern. Da hat dann der Gedanke »bis dass der Tod euch scheidet« so einen leicht drohenden Unterton. L. und ich sind nicht verheiratet, haben aber einen Kennenlerntag, allerdings ist uns das genaue Datum entfallen. Das ist nicht weiter schlimm, bedenklich finde ich hingegen, dass wir sehr verschiedene Erinnerungen an diesen denkwürdigen Tag haben. Aber egal, die Hauptsache ist doch, dass wir diesen Tag immer noch für einen Glückstag halten. Nach sieben Jahren haben wir aber auch die Romantik schon einige Male zwischen all dem Krempel (der Steuererklärung, dem Einkauf, dem Anruf bei der Mutter) suchen müssen. Wenn man nicht immer auf alles aufpasst. Und dafür ist mir der Döff eingefallen.
    Für den ersten Versuch beschränke ich den Döff-Tag auf einen Abend, dann sehen wir ja, ob die Idee so großartig ist. L. zumindest ist skeptisch.
    »Aber du wünschst dir nicht, dass ich dir vorsinge oder etwas in der Art, oder?«, fragt er beunruhigt. Ich schüttle den Kopf. »Nein, wir tun nur, was uns beiden Spaß macht. Wie wäre es, wenn wir zum Beispiel mal wieder gemeinsam in die Badewanne steigen?« L. überlegt. »Mit einer Flasche Cava vielleicht?« Ich nicke begeistert. »Ja, und danach könnten wir uns in den Bademänteln vor den Kamin legen!« Jetzt habe ich L. angesteckt. »Und dann gibt es Steak! Und ich besorge einen guten Brandy!«
    »Und wir heizen das ganze Haus auf Sommertemperatur!«
    »Wir grillen Marshmallows im Kamin!«
    »Gegenseitige Massagen!«
    »Mensch-ärgere-dich-nicht spielen!«
    »Einen Horrorfilm gucken!«
    »Wilder Sex!«
    Und das haben wir dann alles gemacht. Wenn auch nicht genau in der Reihenfolge. Als wir in unseren Bademänteln vor dem Kamin zwischen Marshmallows und Mensch-ärgere-dich-nicht-Figuren liegen, fühle ich mich so frei und verliebt wie lange nicht mehr. Wir befinden uns zwar in unserem Haus, aber alles ist anders. Normalerweise würden wir jetzt in der Küche sitzen, einer von uns beiden würde kochen und vermutlich würden wir uns von unserem Tag erzählen. Was in der Arbeit passiert ist, ob das Auto angesprungen ist, mit welchem Hundekumpel Schmitz gespielt hat und ob der Computer zum Reparaturservice soll oder ob sich das nicht mehr lohnt. So Zeug eben. Aber weil heute Abend alles anders ist, reden wir über andere Dinge. Man kann nicht mit einem Glas Champagner in der Badewanne liegen, während einem der Liebste die Füße massiert, und über Kundendienste plaudern. Auch die ewigen Geldsorgen sind kein Thema, und die Überlegungen, was wir L.s Vater zum Geburtstag schenken könnten, auch nicht. Ich fühle mich, als sei ich die Geliebte, die nur die Sternstunden mit ihrem Liebsten teilt. Ich weiß, morgen hat uns der Alltag wieder (die Steuererklärung, der Einkauf, der Anruf bei der Mutter), aber nächstes Wochenende ist wieder Döff-Tag. Da wünsche ich mir Torte zum Frühstück.
    »Im Bett! Und mit Zeitung!«, fügt L. hinzu.

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