Das Glücksprojekt
Wohnmobil umbauen, damit verreisen, einen Internetshop aufmachen, Briefmarken sammeln, Möbel restaurieren, einen Film nachspielen und per Videokamera aufnehmen, Zaubern lernen, eine Stripkurs machen, Segeln, Meditieren, Marmelade selbst kochen, ein Kleid oder Kissenbezüge oder eine Küchenschürze nähen, einen Schal stricken, ein Ölbild malen, einen Kürbis anpflanzen, ein Schmuckstück entwerfen und fertigen lassen, in einer Band spielen, Scrabble spielen, einen Prinzen aus Fimo kneten, campen mit Lagerfeuer, ein Floß bauen, Wandern, Schattenspiele lernen, Enten füttern, Flaschenpost verschicken, ein Haus renovieren, Fanpost schreiben, Lieblingsgedichte auswendig lernen, einen Pullover stricken, den Nichten eine eigene Gutenachtgeschichte schreiben, in der sie die Hauptrolle spielen, eine Patchworkdecke nähen, Kajak fahren, Kochen, Blumen stecken, ein Geheimversteck bestücken, um es in x Jahren wieder auszubuddeln, Segelflugstunden nehmen, einen Berg besteigen, Rosen züchten, Flaschenboote bauen, hinter Glas malen, alte Uhren reparieren, die Route 66 entlangfahren, die besten Sonntagstorten backen, Erich Fromm lesen, Skifahren, in der Kirche beten, mit Speziallack Weinreben und Blumenranken an den Badewannenrand malen, Fotoalben anlegen, in einem Chor singen, die Seidenstraße entlangfahren, Wassermelonen anpflanzen, in den Streichelzoo gehen, einen Streichelzoo aufmachen …
Liebe
Nicht immer recht haben müssen
Loben, loben, loben
Döff-Tage
Liebe ist die schönste Sache der Welt, heißt es. Die stärkste Macht auf Erden, die sogar den Tod überdauert. Zwei Menschen, die eins sind, deren Seelen sich berühren, die auf immer und ewig und blablabla. Ich frage mich bei so salbungsvollen Worten immer, ob deren Schöpfer auch abends die getragenen Socken ihrer Liebsten vom Boden aufsammeln.
L. und ich formen seit sieben Jahren eine eheähnliche Lebensgemeinschaft und er ist nach wie vor mein Lieblingsmensch – auch wenn er seine getragenen Socken im Schlafzimmer verteilt, statt sie in die Wäsche zu werfen. Er ist mein Mr. Right, der Richtige, der Prinz ohne Schimmel. Dass Prinzen eben auch alte Socken liegen lassen, hat mir vorher keiner gesagt. Das ist auch so ein ganz großes Mysterium: Liebe und Beziehungen sind mit der wichtigste Teil in unserem Leben, aber man kriegt sie nicht beigebracht. Alles muss man im Selbstversuch herausfinden. Ich frage mich, ob es nicht gescheiter wäre, die eine oder andere Schulstunde in Biologie über den Schwänzelflug der Honigbiene einzutauschen in Aufklärungsstunden über die Liebe. Zumindest die Grundlagen:
Prinzen sind auch nur Menschen.
Verliebtsein hält nicht an, das ist ganz natürlich.
Man kann den anderen mal an die Wand klatschen wollen, auch das ist ganz natürlich.
Das mit dem Sex lässt auch nach.
Streiten ohne scheiße zu sein, Basiskurs.
…
Solche Dinge eben. Dann würden vielleicht nicht Generationen von jungen Dingern zu Tode erschrecken, wenn sie bemerken, dass ihr Prinz furzt. Bildlich gesprochen. Oder, und das ist das nächste Level: Dass sie selbst, egal, was ihnen ihr Vater immer erzählt hat, keine Prinzessin sind. Davon bin ich nämlich in jungen Jahren immer ausgegangen. Und so glänzte ich vor mich hin und wartete darauf, dass einer kommen, mich auf Händen davontragen und glücklich machen würde.
Mich glücklich zu machen, ist aber ausschließlich mein Job und L. würde mir auch den Schuh aufblasen, wenn ich diesen Anspruch an ihn stellte. Langjährige Partner erfüllen jedoch einen anderen, wie ich finde, außerordentlich wichtigen Part, den sie manchmal für meinen Geschmack etwas zu gut machen: Sie sind Spiegel unserer Macken, Fehler und Defizite. Jede Beziehung, vorausgesetzt, sie hält länger als drei Stunden, manövriert uns unweigerlich an unsere ganz persönliche Sollbruchstelle. Sie zeigt uns, was wir nicht können, wo wir merkwürdig sind und blöd reagieren. Das klingt negativ, ist es aber nicht. Im Gegenteil, unser Partner gibt uns die Möglichkeit, solche Fehler zu erkennen, uns zu fragen, woher sie kommen (falls uns das interessiert), Verhaltensmuster zu ändern und daran zu arbeiten. Sagen wir mal, er gibt uns die Möglichkeit, unsere reizende Erscheinung abzurunden. Der häufigste Fehler ist die Annahme, man müsse nur den Richtigen finden, das fehlende Stück, den, der einen ergänze, damit man eine abgerundete Sache sei:
Das ist natürlich Quatsch. In Wirklichkeit muss man sich als Dreieck irre anstrengen, damit man
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