Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
hatte er sein Frühstück verputzt. Die Kellnerin räumte den leeren Teller ab, wobei Elena auffiel, dass sie ihre Bluse inzwischen ordentlich in die Hose gesteckt hatte. Sie lächelte dem Mädchen zu. Die Kellnerin lächelte zurück.
»Es gibt allerdings eine Reihe von Bedingungen«, sagte Julian.
»Ich bin ganz Ohr.«
»Die letzte Entscheidung über die Karte liegt bei mir. Und ich will einen Profi für die Beschreibungen.«
»Kein Problem.«
»Sie haben die Oberhand über das Küchenpersonal, was logisch ist, aber der derzeitige Manager bleibt, und ich fürchte, äh, dasselbe gilt auch für den Koch.«
»Den Alkoholiker?«
»Ja.«
»Interessante Wahl«, bemerkte sie. »Wieso wollen Sie ihn behalten?«
»Wegen seiner Fleischpastete. Und weil der Laden irgendwann einmal Profit abgeworfen hat, trotz all der Probleme. Er ist sogar mit dem James-Beard-Award ausgezeichnet, das heißt, er muss Talent haben.« Julian schürzte die Lippen und richtete seinen Blick auf einen Punkt in der Ferne – möglicherweise auf die Vision dessen, was eines Tages Realität sein könnte. »Aber wenn ich ehrlich sein soll, ist es eher eine Bauchentscheidung. Es könnte klappen, aber auch schiefgehen.«
Elena spießte eine leuchtend rote Erdbeere auf und betrachtete staunend ihre perfekte Reife, die fleischige, von winzigen Kernen übersäte Oberfläche. Sie schmeckte leicht körnig und zugleich nach sonnigem Sommermorgen. »Mmm.« Sie spießte eine zweite auf und hielt Julian die Gabel hin. »Probieren Sie mal.«
Ohne Zögern beugte er sich vor und schloss die Lippen darum, wobei sie einen Blick auf seine Zunge erhaschte. »Exzellent.«
Sie bot ihm eine weitere an, die er mit den Fingern von der Gabel pflückte. »Der Koch in Aspen – im Moment ist er Küchenchef, richtig?«
Julian nickte. Er wusste genau, worauf sie mit dieser Frage
anspielte. Der Küchenchef würde degradiert werden. Und würde sie folglich vom ersten Moment an hassen.
»Das könnte ein etwas feindseliges Klima schaffen.«
»Es ist eine Herausforderung, das stimmt«, räumte er ein, doch in seiner Stimme lag nicht einmal der Hauch einer Entschuldigung.
»Wie heißt er überhaupt?«
»Ivan Santino.«
Sie schrieb sich den Namen auf und schob den Zettel in die Tasche. Sie wollte gewappnet sein, wenn sie ihm gegenübertrat. Irgendeiner in der Branche wusste garantiert etwas über ihn.
Sie schwieg einen Moment, entschlossen, sich weder von ihrer gespannten Erwartung noch von ihrer Angst zu einer vorschnellen Reaktion verleiten zu lassen. Ohne jede Eile nahm sie noch einige Bissen von ihrem Omelett, genoss die würzige Schärfe des Schweizer Käses, die Glattheit des Spargels. Sie brach ein Stück Toast ab und schob es sich in den Mund.
Julian war der Inbegriff kontrollierter Energie. Sein Gesicht gefiel ihr, seine schwarzen Augen, die dichten Locken, aber mehr als alles andere gefiel ihr, dass er so dasitzen konnte, vollkommen reglos, die Hände um seine Kaffeetasse gelegt, und abwarten, bis sie ihre Gedanken zu Ende gebracht hatte.
Und ihr gefiel auch, dass er um eines Kindes willen zu einem so großen Schritt bereit war. »Was ist mit Ihrer Tochter, wenn ich etwas so Persönliches fragen darf?«
Er hob eine Schulter. »Sie ist vierzehn und mit Leuten zusammen, von denen ich glaube, dass sie zu schnell für sie sind.«
»Und Aspen ist langsamer als Los Angeles?«
»Nein. Aber es ist kleiner, so dass ich sie besser im Auge behalten kann.«
»Das ist gut«, sagte Elena. Und sie meinte es auch so. Nachdem sie aufgegessen hatte, legte sie ihre Serviette beiseite und griff nach ihrer Teetasse. »Wie sieht es mit der Bezahlung aus?«
Die Summe, die er nannte, lag ein Drittel über ihrem bisherigen Verdienst. »Und da die Wohnungssituation in Aspen sehr schwierig ist, werden wir dafür sorgen, dass Sie eine geeignete Unterkunft bekommen. Ein möbliertes Apartment wahrscheinlich.«
»Ich habe einen Hund«, sagte sie. »Ich brauche Platz für ihn. Grünfläche.«
»Bringen Sie ihn ruhig mit. Jeder in Aspen hat einen Hund.«
Sie dachte an ihren zweijährigen Findling, einen flauschigen Chow-Chow-Labrador-Mischling mit dem Kopf eines Bernhardiners. »Aber wahrscheinlich keinen wie Alvin.«
Julian grinste, so dass sie zum ersten Mal seine Zähne sehen konnte. Die Frontzähne waren leicht schief. Es gefiel ihr, dass er sie trotz all seiner Millionen nicht richten ließ. »Alvin?«
»Nach Alvin und den Chipmonks . Kennen Sie den Film?«
Er lachte.
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