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Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness

Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness

Titel: Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara O'Neal
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sich die Servicetreppe, die ebenfalls nicht sonderlich professionell aussah – eine schmale Holzstiege mit einem Absatz in der Mitte -, aber immerhin hatte jemand sie mit hochklassigem Gummischutz überzogen. Elena hatte schon Schlimmeres gesehen.
    Zum Glück war der untere Küchenbereich wesentlich
größer, mit mehreren Stationen, einem begehbaren Kühlraum und einer Reihe moderner Spülmaschinen. Mit dem Geschirr ins Hintertreffen zu geraten, konnte im Handumdrehen den gesamten Küchenablauf ruinieren.
    Aber auch hier war einiges an Modernisierungsmaßnahmen notwendig. Wieder machte sie sich Notizen – Herde, neue Gummimatten, ein frischer Anstrich . Die alte Farbe, ein lustloses Industriegrün, war absolut grauenhaft.
    Alles in allem war es nicht ganz so schlimm, wie sie befürchtet hatte. Leise summend öffnete sie die Schubladen, überprüfte die Zahl der Töpfe und Pfannen, ehe sie einen schmalen Korridor hinunterging. Im hinteren Teil befand sich eine Art Personalraum. Elena spähte hinein, knipste das Licht an und machte einen erschrockenen Satz zurück, als sich eine Gestalt auf der Pritsche aufsetzte. Sie stieß einen spitzen Schrei aus.
    »Großer Gott«, knurrte der Mann.
    Er war hager mit drahtigem, zu einem Zopf im Nacken zusammengebundenem Haar. Er schwang die Füße auf den Boden und starrte sie aus blutunterlaufenen, aber leuchtend blauen Augen an. Sein Gesicht war lang und schmal, mit einem auffallend sinnlich breiten Mund, einer prominenten Nase und dichten schwarzen Bartstoppeln.
    »Was wollen Sie denn hier, verdammte Scheiße noch mal?«, grollte er. Trotz der unflätigen Worte war seine Stimme unglaublich – tief und volltönend. Er hob eine Hand, um seine Augen gegen das Licht abzuschirmen.
    »Dasselbe könnte ich Sie fragen.«
    »Ich schlafe. Besser gesagt, ich habe geschlafen.«
    »Vielleicht wäre Ihr Zuhause geeigneter als das hier.«
    Er musterte sie finster. »Sagen Sie‘s nicht: Sie sind die Prinzessin, die gekommen ist, um das Restaurant zu retten.«
    »Prinzessin? Wohl kaum.« Sie kreuzte die Arme und
lehnte sich gegen den Türrahmen. »Ich bin die Küchenchefin, die Mr Liswood engagiert hat.«
    »Mr Liswood?«, wiederholte er. »Sie meinen unseren neuen Boss mit der dicken Hose?«
    »Sie müssen Ivan sein«, sagte sie. Scheiße , dachte sie.
    »Bingo.«
    Er musterte sie herausfordernd, und sie fragte sich, was er von ihr erwartete. »Wieso schlafen Sie hier, Ivan? Haben Sie Unterkunftsprobleme?«
    Er schnaubte. »›Unterkunftsprobleme‹. Ganz toll. Bringt man euch solche Wörter in der Großstadt bei?«
    »Kein Grund, sarkastisch zu werden. Die Frage war ernst gemeint.«
    Einen Moment lang starrte er sie an. Der Alkoholdunst entströmte ihm in Wellen, und der Geruch – Männerschweiß, vermischt mit dem scharfen Aroma von Tequila – ließ Elena an Española denken, wo sich die Männer in einer eigens für diesen Zweck leer geräumten Garage zum Pokern eingefunden hatten. Am nächsten Morgen hatten alle ganz genauso gerochen, ausnahmslos, und wenn man schlau war, war man ihnen besser aus dem Weg gegangen.
    »Jeder in Aspen hat Unterkunftsprobleme, Herzchen«, sagte er. Doch selbst der Sarkasmus und die Bitterkeit taten seiner Stimme mit der samtigen Düsterkeit des geborenen Erzählers keinen Abbruch. Mühsam kam er auf die Füße und verharrte einen Moment. Mit seinem Hemd in der Hand stand er da und blickte auf sie herab – wie Rasputin, mit diesem schmalen Gesicht und den stechend blauen Augen. Sie wich zurück, wenn auch nur ein winziges Stück.
    Er warf ihr einen Seitenblick zu, als er sich an ihr vorbeischob. »Ich bin der beste Koch, der je gelebt hat«, erklärte er und schlenderte davon, wobei sie einen Blick auf die tätowierte Ranke erhaschte, die sich über seine knochige Wirbelsäule
wand. In diesem Moment nahm sie etwas wahr, ein Gefühl innerer Zerrissenheit, der Leere, das für einen Augenblick zwischen ihnen schwebte, das Violett tiefer, hässlicher Verletzungen. Gleichzeitig stieg ihr der Duft von Zitronen in die Nase. Zitronenriegel? Zitronenbaisers? Nein, nicht so süß.
    Sie würde schon noch darauf kommen.
    »Das ist leider unmöglich«, erwiderte sie, »weil dieser Titel schon mir gehört.«
    Er wandte sich um und sah sie mit einem hochgezogenen Mundwinkel an.
    »Ich sehe Sie am Freitagmorgen«, fügte Elena hinzu.
    Ihre Worte irritierten ihn, doch er quittierte sie mit einem Nicken, schwang sich sein Hemd über die Schulter und ging davon.
    Elena

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