Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
irgendwann einmal vorhanden gewesen waren und sich dann verflüchtigt hatten. Elena spürte seinen Hunger, so tiefsitzend wie ihr eigener, schob das Gefühl jedoch beiseite.
»Die hätte ich gern als Haussuppe«, sagte Elena als Versuch, die Geister zu verjagen.
»Unter anderem. Ja. Was hätten Sie noch gern? Irgendwelche Vorschläge?«
»Ja«, sagte sie. »Jetzt serviere ich Ihnen die Schokolade und zeige Ihnen, was ich mir notiert habe.«
Julian beugte sich über die heiße Schokolade und sog den Duft ein. Sie roch nach Zimt und Chili. Als er daran nippte – langsam, als wäre sie wie schwerer Alkohol, der ihm die Sinne zu rauben drohte -, fühlte er sich mit einem Mal, als streife er die oberflächlichen Schichten der Masken und der Künstlichkeit ab, als lege er sein Inneres ungeschützt dar. Elenas Gesicht schlug ihn vollkommen in seinen Bann, schlicht und zugleich exotisch, die schmalen Augen und der Mund, die aussahen, als gehörten sie zu einem Geschöpf aus einem Märchen, ein Mund, so verführerisch rot und weich und voll; ihre Haut, hell, vermutete er, und die Schatten unter ihren Augen, die nur allzu leicht ihre Erschöpfung verrieten.
Sie unterhielten sich über die Speisekarte, über ihre Vorstellungen, über Zutaten und ihre Philosophie. »Speisen sollten schön sein, frisch und gesund.« Sie streckte die Hand aus und umfing etwas mit der Handfläche, etwas Üppiges, Unsichtbares. »Sinnlich«, fügte sie hinzu.
Er nickte.
»Ich möchte mich an meine Wurzeln halten, an die Küche des Südwestens. Authentisch, aber trotzdem mit Stil.« Sie beugte sich mit ernster Miene vor. »Ich bin sicher, wir schaffen die Verbindung zwischen klar, sexy, lässig und authentisch.«
»Das glaube ich auch.«
Sie legte den Kopf schief. »Und ich möchte so viel Bio-Lebensmittel wie möglich verwenden. Das macht es zwar teurer, und es ist auch nicht bei allem möglich, aber den Versuch ist es allemal wert.«
»Damit habe ich kein Problem.«
»Gut.«
»Haben Sie sich schon etwas für die Karte überlegt?«
»Ein paar Gerichte, aber ich würde gern Ivan einbinden, damit er sich als Teil des Teams fühlt. Patrick und Mia kommen dieses Wochenende, dann können wir zusammen die Speisekarte entwerfen.«
Er hatte das Gefühl, ein ganzes Jahr hier sitzen zu können und sich von ihrer heißen Schokolade verzaubern zu lassen. Doch nach einer Weile nickte er. »Gut.« Der Gedanke an seine Tochter, die nicht über einen längeren Zeitraum unbeaufsichtigt sein sollte, ließ ihn aufstehen. »Ich muss zu meiner Tochter zurück, aber an dem Termin morgen werde ich teilnehmen. Um zwei Uhr nachmittags, sagten Sie, richtig?«
»Genau«, antwortete sie und stand ebenfalls auf. »Dann lerne ich die Küchencrew kennen, aber es wäre mir lieber, wenn Sie ein bisschen später dazukämen. Geben Sie mir bitte eine Stunde allein mit ihnen.«
»Kein Problem.« Er schüttelte seine Hemdsärmel herunter. »Wie wäre es um halb vier?«
»Perfekt.«
»Wann kommen Ihre Leute?«
»Patrick kommt am Vormittag an. Er hat heute Nachmittag aus Denver angerufen. Mia trudelt im Lauf des Wochenendes ein.« Sie stieß einen kleinen Seufzer aus.
»Ärger?«
»Eigentlich nicht. Ich wollte meine Alliierten morgen bei mir haben, aber Mia kommt aus England und konnte nicht so schnell hier sein. Und Patrick ist -«, sie hielt inne. »Patrick ist eigentlich verlässlich, steckt aber in einer Onoff-Beziehung mit jemandem. Und letzte Woche war es on. Sein Partner kann sich nicht entscheiden, ob er nach Aspen ziehen will.«
»Ist der Partner auch aus der Branche?«
Sie runzelte die Stirn. »Ja, aber ich hoffe, er kommt nicht mit. Er ist brillant, und wenn er mitkommt, werde ich ihm einen Job anbieten, aber er ist auch ziemlich schwierig und fordernd und bereitet mir vielleicht mehr Kopfzerbrechen, als ich im Moment gebrauchen kann.«
»Erzählen Sie mir von Mia.«
»Sie ist Patissière. Unglaublich talentiert.« Sie grinste. »Manchmal ein bisschen unkalkulierbar – wenn sie erst einmal da ist, sollte es keine Probleme geben, aber man weiß nie genau, wann sie wirklich kommt. Könnte heute Abend sein, aber auch erst in drei Wochen.«
»Ich vertraue Ihnen voll und ganz«, sagte Julian. »Mailen Sie mir eine Kopie Ihrer Notizen, ja?«
»Ja.« Elena begleitete ihn zur Tür. Alvin sprang auf und trottete ihnen mit wedelndem Schwanz hinterher.
Julian bückte sich und massierte zuerst seine Ohren, dann seine Brust. »Gott, er ist einfach
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