Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
für heute Abend passt, deshalb brauchen Sie sich nicht verpflichtet zu fühlen, sie zu öffnen.«
Sie winkte ihn in die Küche. »Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass wir am Küchentisch essen. Aber es ist das gemütlichste Fleckchen.«
»Das ist wunderbar. Und es riecht so gut.«
Sie sog den Duft von Chili und Schweinefleisch ein, unter den sich der Hauch von Schokolade mischte. Der runde Tisch mit der groben roten Tischdecke aus Ecuador stand unter dem Fenster und war mit schlichten weißen Suppentellern, weißen Servietten und dicken weißen Kerzen auf einem rot-orangen Untersetzer gedeckt, den sie vor Jahren in einem Secondhand-Laden erstanden hatte. »Möchten Sie ein Bier?«
»Gern.«
Sie stellte die Blumen auf den Tresen und trat vor den Kühlschrank, aus dem sie zwei Flaschen Dos Equis nahm. »Ich trinke auch gern Wein«, sagte sie, »aber zu diesem Gericht passt Bier viel besser.« Sie öffnete beide Flaschen und reichte ihm eine davon. »Auf unser Abenteuer, Mr Liswood.«
»Auf unser Abenteuer«, echote er und nippte an der Flasche. »Aber Sie müssen aufhören, mich Mr Liswood zu nennen. Julian.«
»Ich werde es versuchen.« Elena bedeutete ihm, er solle sich auf einen der Barhocker setzen, während sie sich auf der anderen Seite aufstützte. Der Granit fühlte sich kalt unter ihren Ellbogen an. »Danke, dass Sie das Apartment so schön hergerichtet haben. Es ist perfekt.«
»Vielleicht ändern Sie Ihre Meinung noch, wenn Sie erst miterlebt haben, wie die Skifahrerhorden an den Wochenenden hier einfallen. Aber ich dachte mir schon, dass Ihnen die Küche gefällt.«
»Definitiv.« Im Hintergrund liefen Matt Skellengers klassische Gitarrenklänge – wunderschön, aber nicht zu aufdringlich -, während auf dem Herd die Suppe köchelte, ein Geräusch, von dem Elena manchmal nachts träumte. »Ist Ihre Tochter sicher hier gelandet?«
»Sie ist nicht freiwillig hergekommen«, sagte er. »Aber ja, sie ist hier.« Wieder nippte er an seinem Bier. »Reden wir lieber von Ihnen, Elena. Erzählen Sie mir, welchen Eindruck Sie von dem Objekt haben.«
»Ich habe mir ein paar Notizen gemacht.« Sie zog ihr Notizbuch heraus, schilderte ihre ersten Eindrücke, ging auf einige Ideen ein, die ihr in den Sinn gekommen waren, und nannte die dringlichsten Anschaffungen. »Außerdem habe ich Ivan kennengelernt.«
Er entspannte sich sichtlich. »Ah.«
»Er hatte sich im Personalraum verbarrikadiert und roch, als hätte er eine dreiwöchige Sauftour hinter sich. Und dann hat er mich darauf hingewiesen, er sei der beste Küchenchef, den die Welt je gesehen hat.«
Julian grinste. »Und?«
»Ich habe gesagt, das sei unmöglich, weil ich diesen Titel schon hätte.«
Sein Lachen war so fröhlich wie die Blumen, die er mitgebracht hatte. »Das ist der Grund, weshalb ich Sie engagiert habe. Sie haben Chuzpe.« Er nippte an seinem Bier und rieb sich den Bauch. »Wollen wir essen? Das riecht so gut, dass mir schon der Magen knurrt.«
Erschrocken sprang Elena auf. »Tut mir leid. Natürlich. Wir können uns ja beim Essen weiter unterhalten. Keine Ahnung, wo ich mit meinen Gedanken war.«
Seine Finger legten sich um ihr Handgelenk. »Nicht.«
»Was nicht?«
»Aufgeregt werden. Sich Sorgen machen, mit dieser Boss-Angestellten-Kiste anfangen. Ich hasse das.«
Sie konnte den Ärger förmlich riechen, als sie dastanden, so dicht beisammen, eingehüllt in den köstlichen Duft der Posole. Sie konnte die feinen Narben jugendlicher Akne auf seinen Wangen erkennen, inzwischen verblasst, damals aber
mit Gewissheit sehr ausgeprägt. Sie bemerkte die dünne Haut unter seinen Augen, dunkel vor Erschöpfung, und die feinen Linien links und rechts neben seinem Mund. Er musste etwa zehn Jahre älter sein als sie. Er hatte drei Ehefrauen gehabt, mit einer davon war er sogar zweimal verheiratet gewesen. Der scharfe Geruch nach Sauerrahm und Kartoffeln stieg ihr in die Nase – Latkes, so hießen sie doch? Jüdisches Essen. Natürlich.
Seine Augen hingegen verrieten nichts – nur diese flüssige Schwärze.
»Wo sind Sie eigentlich aufgewachsen?«, fragte Elena und wandte sich ab.
»In New Jersey.«
»Tatsächlich? Sie haben gar keinen Akzent.«
»Wir sind nach Pasadena gezogen, als ich zwölf war.«
Sie warf ihm ein Lächeln über die Schulter zu. »Und dort sind Sie der Welt der Filme verfallen.«
»Das haben Sie in irgendeiner Zeitschrift gelesen, jede Wette.«
»Kann sein.« Sie gab den Eintopf in die Schalen und garnierte
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