Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
er hatte
einen alten Santana-Song und noch ein paar andere Schätze ausgegraben, auf die außer Julian nie im Leben jemand gekommen wäre – ein düsteres Uraltstück von den Rolling Stones, ein längst vergessener Bluegrass-Gospelsong und ein altes Stück von CCR, das er liebte. Wie Elenas Gewürze erschien die Zusammenstellung ein wenig schräg – bis man sie probierte.
Elena arbeitete schweigend vor sich hin, lauschte der Musik, nickte, wippte mit dem Kopf im Takt. Sie schob ein Blech voll Mini-Enchiladas in den Ofen, dann wischte sie die Arbeitsplatte ab. »Ziemlich düster«, bemerkte sie. »Sämtliche Songs haben so etwas Sehnsuchtsvolles. Hungriges.«
Mit einem Anflug von Verlegenheit sah er sie an, während er im Geiste die Stücke noch einmal durchging. »Ja, ich glaube, das stimmt.«
»Was nicht unbedingt schlecht sein muss. Ich meine, die Leute hören ja nicht so genau hin, und es schafft eine angenehme Stimmung, aber vielleicht haben Sie ja Lust, noch etwas anderes einzuarbeiten. Etwas Instrumentales, das ein bisschen schneller ist, nicht zu hektisch. Ein bisschen Segovia oder Flamenco. Matt Skellenger?«
»Den kenne ich nicht.«
»Ich habe eine CD, die ich Ihnen gern leihen kann. Sie lief an dem Abend, als Sie zum Abendessen bei mir waren.«
Lächelnd nippte Julian an seinem Weinglas. Sie stützte sich auf der Arbeitsplatte ab, so dass er ihre Handgelenke erkennen konnte, die zarte Haut, die Venen darunter. Er hob sein Glas. »Hervorragende Vorschläge«, sagte er. »Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich mit jemandem einigen konnte, der meine Soundtracks kritisiert hat.«
Ihre Lippen kräuselten sich. »Musik hat mir heute schon mal Ärger eingebracht.«
»Was ist los?«
Sie setzte sich auf einen Hocker und kreuzte die Arme auf dem Tresen vor ihr. »Ivan provoziert mich. Angefangen hat es mit dem Foto in der Zeitung, aber es hat sich schon vorher abgezeichnet. Als ich von der Masseurin zurückkam, hatte er Rapmusik eingelegt, die einfach grauenhaft war. Und zwar mit Absicht.« Sie holte tief Luft. »Also habe ich ihn zum Pokern herausgefordert.«
Julian runzelte die Stirn. »Poker?«
»Es ist ein Männerspiel, und diese Küche ist eine reine Männerküche. In Wahrheit sind sie das alle, aber wegen des Personalmarkts in Aspen habe ich jede Menge Männer aus Orten, an denen man es nicht gewöhnt ist, eine Frau als Boss zu haben.«
Leichte Besorgnis zeichnete sich auf seiner Miene ab, doch sie hob die Hand. »Wir werden nun doch nicht pokern. Ivan wollte lieber ein Kochduell, was ohnehin klüger ist.« Sie kniff die Augen zusammen. »Vielleicht. Der Typ ist ein unglaublicher Koch.«
»Das sind Sie auch.«
»Ich weiß«, erklärte sie ohne Umschweife. »Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen.« Der Timer am Ofen piepte, woraufhin Elena das Blech herausnahm, jeweils vier oder fünf kleine Enchiladas auf einen Teller gab und alles mit Käse und Chili anrichtete. Sie schob den Teller Julian zu und begann, einen zweiten für sich selbst zuzubereiten. »Isst Ihre Tochter mit uns?«
Er verdrehte die Augen. »Das hier ganz bestimmt nicht. Vielleicht ein Salatblatt.« Elena setzte sich gegenüber von Julian und machte sich über ihren üppig beladenen Teller her. »Sie wollen das alles doch nicht etwa essen, oder?«
»Oh, doch.« Sie grinste. »Ich muss mich für die Schlacht wappnen.«
»Schlacht?«
»Ja. Ich habe drei Vorteile in dieser Küche.« Sie zählte sie an den Händen ab. »Erstens spreche ich fließend Spanisch, so dass sie nicht vor meinen Augen über meinen Arsch oder meine Titten lästern und mich auslachen können, weil ich keine Ahnung habe, was sie sagen. Zweitens bin ich eine erstklassige Köchin mit eigenem Stil und eigener Handschrift. Und drittens«, sie nahm einen Bissen, »kann ich mit Tequila so gut wie jeden unter den Tisch trinken.«
Sie sah so selbstzufrieden aus, dass Julian lachte. »Das ist ja ein seltenes Talent. Dazu muss es eine Geschichte geben.«
»Ich war Teenager in einer Stadt, in der es sonst nicht viel zu tun gab. Wir haben getrunken. Die Jungs dachten, sie seien so viel besser als wir, deshalb haben meine Schwester Isobel und ich trainiert wie für ein wissenschaftliches Experiment. Was wir vorher essen mussten, wie schnell wir die Schnäpse kippen konnten, welche die beste Marke war.«
»Ah, die Wissenschaftsmethode. Ich nehme an -«, sagte er und zeigte auf ihren Teller, »das ist ein Teil davon.«
»Man muss vorher sehr viel essen und auch
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