Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
währenddessen. Fettes und Kohlehydratreiches – sprich, Bohnen, Tortillas und Käse sind sehr gut, aber im Lauf der Jahre habe ich herausgefunden, dass auch Proteinhaltiges geeignet ist, weil es dafür sorgt, dass das Essen länger im Magen bleibt.«
»Und das Timing?«
»Nicht mehr als zwei pro Stunde.«
»Aber was ist, wenn eine Extrarunde geschmissen wird?«
»Ich trinke Wasser. Literweise, und notfalls tue ich einfach so, als würde ich den Tequila trinken und spucke ihn gleich danach aus. Wenn die Leute erst mal angetrunken sind, bekommen sie sowieso nicht mit, ob man schluckt oder nicht. Und zwischen den meisten Marken gibt es keinen großen Unterschied, nur bei den billigen würde man am nächsten Tag am liebsten sterben.«
»Tut man das nicht sowieso?« Er erschauderte bei der Vorstellung, einen ganzen Abend lang nichts als Tequila zu trinken.
»Oh, ein Vergnügen wird es bestimmt nicht, aber ein Mädchen muss nun mal tun, was ein Mädchen tun muss.« Sie tupfte sich den Mund ab und stützte sich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab, als müsste sie eine Verschnaufpause einlegen. Auf ihrem Teller war noch jede Menge übrig.
Er betrachtete ihren Mund, so weich und üppig. Diesen Mund, den er geküsst hatte.
»Wie kommen Sie nach Hause?«
»Ich nehme ein Taxi. Oder Patrick ist rechtzeitig aus Denver zurück.«
Julian runzelte die Stirn. »Rufen Sie mich an.«
»Oh, nein, ich habe keine Lust, dass mein Boss mich mit einem Zacken in der Krone sieht.«
Ihr Boss. Boss . So nannte sie ihn immer. Um ihm seinen Platz zuzuweisen. »Ich hätte Lust, mir das anzusehen. Wer ist die Jury?«
»Sie laden ein paar Leute aus der Branche ein. Köche, Servicepersonal, Barkeeper aus anderen Restaurants.« Sie nahm einen weiteren Bissen. »Tut mir leid, aber Sie können da nicht auftauchen.«
»O bitte. Ich würde so gern Mäuschen spielen.«
»Nein, das muss ich allein durchziehen.« Sie musterte ihn ernst. »Das ist ein äußerst wichtiges strategisches Manöver, Julian. Ich muss in der Küche der General sein, und ich muss meine Autorität nach ihren Regeln behaupten. Wenn Sie dazukommen, bin ich nur ein weiterer Fick.«
Ihre derbe Ausdrucksweise schockierte ihn, gleichzeitig wuchs sein Respekt vor ihr. Ihr ungewaschenes, zu einem Zopf gebundenes Haar, das ungeschminkte Gesicht, das schlichte graue Shirt, das ihre Brüste verbarg, die leicht ausgebeulte
Jeans, die nicht dazu beitrug, ihren kurvigen Hintern zu betonen – all das war Teil der Strategie.
Elena war wesentlich schlauer, als ihm bislang bewusst gewesen war. Aber ohne Intelligenz und eine anständige Portion Mumm in den Knochen schaffte eine Frau es nicht, sich in der Hierarchie der Nobelküchen hochzuarbeiten. So einfach war das.
Vielleicht hatte er ja geglaubt, sie sei nur ein weiterer Fick. Oder etwas in dieser Art. Schamesröte zog sich von seinen Ohren über seinen Hals. »Botschaft angekommen.«
»Danke.«
»Aber rufen Sie mich bitte trotzdem an, wenn Sie zu Hause sind, ja? Ich mache mir sonst Sorgen.«
Ihr hinreißend sarkastisches Grinsen erreichte ihre Augen. »Ja, Boss, das kann ich machen.«
Einen scheinbar endlosen Moment lang sah er sie unter sich, sie beide nackt, ihre wohlgeformte weiße Schulter unter seinen Lippen, seine Finger in ihrem Haar vergraben – ein Bild so heiß und lebendig, dass er keine Ahnung hatte, woher es gekommen war. Großer Gott!
Er griff nach seiner Gabel und versenkte sie betont konzentriert in seinem Essen. »Danke.«
Um sieben Uhr betrat Elena das Restaurant. Ihre Hüfte und ihr Bein schmerzten wieder, aber sie konnte es sich nicht leisten, etwas einzunehmen. Sie machte ihre Runde durch den Gästebereich und nahm erfreut die elegante Atmosphäre südländischer Lebenslust zur Kenntnis, die Patrick erschaffen hatte.
Juan und seine Familie saßen an einem der Tische. Sie trat zu ihnen, um sie zu begrüßen. Seine Frau war ein hübsches, schüchternes Mädchen von höchstens fünfundzwanzig und hochschwanger mit ihrem dritten Kind. Ihre beiden Jungs,
vier und zwei, fuhren mit Lastwagen um ihre Teller herum und stopften sich immer wieder einen Bissen Enchilada in den Mund, während sich ihre Eltern leise unterhielten. Als Juan Elena erblickte, stand er auf. »Bitte, Jefa , setzen Sie sich doch zu uns.«
Elena nickte Juans Frau zu. » Hola , Penny, wie geht’s?«
»Gut.« Sie sprachen Spanisch. »Die Jungs lernen gerade Zahlen. Vielleicht kriegen wir sogar ein neues
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