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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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gemacht.«
   

    »Was
denkst du, wer die Männer im Keller sein könnten?«,
fragte Dóra. »Bestimmt
Ausländer.«
    »Ja,
Engländer, soweit ich gehört hab.« Die Geschichte
war zweifellos in aller Munde. »Als der Vulkan ausgebrochen
ist, waren keine Engländer hier, falls das deine Frage
ist.«
    »Und
kurz davor? Irgendwelche Ausländer, die verschwunden sein
könnten? Die Leute denken bei so was ja nicht direkt an ein
Verbrechen. Vor allem nicht, wenn es sich um mehrere Personen
handelt.«
    »Ungefähr
eine Woche vor dem Ausbruch waren ein paar Ausländer
hier«, sagte Paddi. »Aber die waren schon wieder weg,
als die Katastrophe über uns hereingebrochen ist. Schon
längst weg.«
    »Bist du
sicher?«    
 
    »Ja.«
Paddi zeigte auf einen Basstölpel, der vom Wasser aufflog, als
sich das Boot näherte. »Ich hab sie wegfahren sehen.
Diese Idioten. Sind bei ziemlich schlechtem Wetter ausgelaufen. Ihr
Kahn war nicht ganz in Ordnung, und es wäre mir lieber
gewesen, wenn sie ihn vor der Weiterfahrt reparieren lassen
hätten. Deshalb hab ich sie beobachtet. Sie sind ganz sicher
von hier weggefahren.«
    »Das hat
noch niemand erwähnt, obwohl ich schon mit vielen Leuten
geredet habe«, sagte Dóra verwundert. »Hast du
ein so gutes Gedächtnis, oder steckt was anderes
dahinter?«
    Paddi drehte
sich zu ihr um und lächelte. »Natürlich haben die
Leute ein unterschiedliches Erinnerungsvermögen. Aber in
diesem Fall ist die Erklärung einfach die, dass das Segelboot
nicht lange hier war. Er ist gegen Abend eingelaufen und früh
am nächsten Morgen wieder losgefahren. Das hat kaum jemand
mitbekommen.«
    »Und du
hast es gesehen?«
    »Ja, ich
war immer mit einem Bein am Hafen. Und bin es heute noch. Da hat
sich nicht viel geändert. Meine Frau hat immer gesagt, wir
sollten uns einen Bulldozer besorgen und unser Haus runter zum
Hafen schieben, damit ich es nicht mehr so weit habe.« Er
blickte traurig zum Himmel. »Gott hab sie selig.« Zu
Dóras Erleichterung sprach er weiter. »Ich war wie
gesagt am Hafen, hab das Motorboot vertäut, weil schlechtes
Wetter vorhergesagt war, als dieses Segelboot in den Hafen gefahren
kam. Die Männer haben mir was in einer fremden Sprache
zugerufen, und obwohl ich kein Wort verstanden hab, war mir klar,
dass sie nach einem Liegeplatz gefragt haben. Ich hab ihnen einen
freien Platz gezeigt, und das
war’s.«
    »Weißt
du, woher sie kamen und wie viele es waren?«, fragte
Dóra.
    Paddi
schüttelte den Kopf. »Verdammte Tommys, glaub
ich«, sagte er dann. »Ich hab zwei Männer gesehen,
aber vielleicht waren noch mehr an Bord. War ein hübsches
Segelboot.«
    »Und
wann hast du sie wegfahren sehen? Mitten in der
Nacht?«
    »Nein,
meine Liebe«, sagte Paddi. »Sie haben gewartet, bis das
schlimmste Unwetter vorbei war – schließlich war ihr
Boot nicht im allerbesten Zustand. Wenn ich vernünftig
Isländisch mit ihnen hätte sprechen können,
hätte ich ihnen gesagt, dass sie das meiste hier bei uns
reparieren lassen können. Aber als ich frühmorgens
aufgestanden bin und aus dem Küchenfenster geguckt hab, sind
sie ausgelaufen. Es war zwar dunkel, aber sie waren es garantiert.
Der Hafen war beleuchtet. Ihr Segelboot ist rausgefahren. Daran
besteht kein Zweifel.«
    »Weißt
du noch, wie dieses Boot hieß?«
    »Nein.«
Paddi wich ihrem Blick aus. »Ich kann nicht besonders gut
lesen. Mich hat das nie gestört, ich arbeite lieber mit den
Händen, da ist es besser, wenn einem Bücher gar nicht
erst in die Quere kommen.«
    Dóra
lächelte ihn an. »Aber ein gutes Gedächtnis hast
du! Wie kommt es, dass du dich noch so gut daran erinnerst? Es sind
doch schon Tausende von Booten aus dem Hafen ausgelaufen. Was war
das Besondere an diesem Segler?«
    »Eigentlich
nichts.« Er schaute wieder voraus übers Steuerrad.
»Ich kann mich so gut daran erinnern, weil Tolli am
nächsten Morgen das Blut auf dem Kai entdeckt hat, genau an
dem Platz, wo das Segelboot lag.«
    Dóra
ließ sich ihre Gespanntheit nicht anmerken. »Das war
doch an dem Wochenende vor dem Vulkanausbruch, oder? Davon hab ich
gehört. Soweit ich weiß, hatte an dem Platz längere
Zeit kein Boot gelegen.« Sie erzählte ihm nicht, woher
sie das wusste, denn sie wollte auf keinen Fall wegen der
Schnüffelei in Guðnis Unterlagen Ärger
bekommen.
    »Tja, es
wusste einfach niemand außer mir, dass das Segelboot dort
gelegen hat. Als ich den Hafen verlassen hab, war es noch da, aber
aus irgendeinem Grund haben die Männer es vom Kai

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