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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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meine Hand weg. „Wäre ich nicht gewesen, wäre sie jetzt nicht tot.“
    „Sie wäre schon vor Wochen gestorben, wärst du nicht gewesen.“
    „Nein, wäre sie nicht“, widersprach ich. „Sie hätte niemals versucht, mir diesen dämlichen Streich zu spielen, hätte ich nicht zugestimmt mitzugehen. Sie hätte sich nicht den Kopf angeschlagen, wäre ich nicht nach Eden gezogen. Nichts von all dem wäre passiert, wenn ich nicht hierhergekommen wäre.“
    „Also bloß weil du hergezogen bist, ist das alles deine Schuld.“ Wütend umklammerte er das Lenkrad fester. „Ava war diejenige, die kopfüber in diesen Fluss gesprungen ist. Du warst diejenige, die sich dazu bereit erklärt hat, die Hälfte vom Rest deines Lebens aufzugeben, um ihr Leben zu retten. Du hast ihr mehr Zeit verschafft, Kate, kapierst du das nicht?“
    „Was bringen denn ein paar Wochen mehr?“, erwiderte ich zornig und wischte mir die Wangen trocken. „Das ist gar nichts wert. Nichts von all dem hätte je passieren dürfen.“
    „Kate …“, setzte James an, doch ich wandte mich von ihm ab. Endlich war das Schulgelände außer Sichtweite.
    „Fahr einfach, James. Bitte.“
    „Wohin denn?“
    „Wenn er sie einmal wieder zum Leben erweckt hat, kann er das auch ein zweites Mal tun.“
    James seufzte und sagte so leise, dass ich nicht hätte beschwören können, dass ich ihn richtig verstanden hatte: „Ich bin mir nicht sicher, ob das so funktioniert.“
    Ich versuchte den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. „Wenn du Ava je wiedersehen willst, dann hoff mal lieber, dass es so ist.“
    Zehn Minuten später waren James und ich am großen schmiedeeisernen Tor angelangt. Mittlerweile zitterte ich am ganzen Körper, hin- und hergerissen zwischen Verzweiflung und Wut. Wie konnte Henry es wagen, das zu tun? Er musste gewusst haben, dass ich nicht verstanden hatte, wovon er gesprochen hatte, oder zumindest, dass ich nicht daran geglaubt hatte. Und trotzdem hatte er es getan.
    Er musste sie zurückbringen. Was es auch kosten würde, dazu würde ich ihn bringen.
    Statt verschlossen zu sein wie damals, als meine Mutter und ich vorbeigefahren waren, standen die Torflügel weit genug offen, dass ich mich zu Fuß hindurchschlängeln konnte. Ich blickte hinüber zu James, unsicher, was ich sagen sollte.
    „Du solltest das nicht tun“, versuchte er es noch einmal. „Es gibt keine Garantie dafür, dass er Ava zurückbringen kann, und wenn du einmal da reingehst, kommst du vielleicht nicht wieder raus.“
    „Das ist mir egal. Ich bringe ihn dazu, sie wieder gesund zu machen.“
    „Kate, du weißt, dass das unmöglich ist.“
    Ich biss die Zähne zusammen. „Ich muss es versuchen. Ich kann sie nicht sterben lassen, James. Ich kann’s einfach nicht.“
    „Sie ist nicht deine Mutter“, erinnerte er mich sanft. „Egal, wie sehr du auch um Avas Leben kämpfst, es wird nichts an dem än-dern, was bereits geschehen ist. Es wird sie nicht retten, und es wird auch deine Mutter nicht retten.“
    „Das weiß ich“, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während sich ein kleiner Teil von mir fragte, ob das stimmte. Doch ich hatte Henry schon einmal das Unmögliche vollbringen sehen. Er konnte es wieder tun, dessen war ich mir sicher – und wenn ich tat, was er wollte, könnte er diesmal vielleicht sogar nicht nur Ava retten. „Es ist meine Entscheidung, und wenn es auch nur die geringste Chance gibt, das hier zu ändern, werde ich rausfinden, wie. Bitte“, flehte ich, und meine Stimme versagte. „Bitte lass mich das tun.“
    Einen Moment lang schwieg James, doch schließlich nickte er, den Blick von mir abgewandt. „Tu, was immer du tun musst.“
    Meine Hände bebten, als ich versuchte, mich abzuschnallen. James griff hinüber und löste den Gurt für mich.
    „Aber was, wenn er es ernst meint?“, bohrte er nach. „Was ist, wenn er will, dass du für sechs Monate bei ihm bleibst?“
    „Dann werde ich das tun.“ Ich starrte zu den gigantischen Torflügeln hinauf, erfüllt von einem Gefühl der Vorahnung. Ich würde auch das ganze Jahr bleiben, wenn es bedeutete, dass er sie rettete. Dass er sie beide rettete.
    „Sechs Monate sind nicht das Ende der Welt. Ich werde tun, was ich tun muss.“
    Er nickte noch einmal, einen abwesenden Ausdruck in den Augen. „Dann werde ich hier auf dich warten. Aber Kate …“ Er zögerte. „Glaubst du wirklich, er ist, was er zu sein behauptet?“
    Mein Herz hämmerte. „Ich glaube nicht,

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