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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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ihre Wangen rosig, und sie strahlte von einem Ohr zum anderen. Ohne zu zögern, hakte sie sich bei mir unter.
    „Wir haben uns schon gefragt, ob du überhaupt noch kommst,Liebes. Wie geht es deiner Mutter?“
    Ich brauchte eine Sekunde, bis ich meine Stimme wiederfand. „Sie stirbt“, erklärte ich kurz angebunden. „Was tun Sie hier?“
    „Ich lebe hier.“ Sie begann mich zum Haus zu führen, und ich ließ sie gewähren.
    „Sie kennen Henry?“
    „Natürlich kenne ich ihn. Jeder kennt Henry.“
    „Können Sie auch Tote zum Leben erwecken?“, murmelte ich, und Sofia schnalzte mit der Zunge.
    „Kannst du es?“
    Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
    „Ich muss ihn sehen.“
    „Ich weiß, Liebes. Wir sind auf dem Weg zu ihm.“
    Unsicher sah ich sie an. Behandelte sie mich wie ein Kleinkind, oder wich sie mir aus oder beides? Sie ignorierte meinen Blick und führte mich die gewundene Zufahrt entlang, bis wir an einer großen Doppeltür mit wunderschönen Bleiglasfenstern ankamen, die sich ohne Sofias Zutun öffnete. Statt ihr hineinzufolgen, blieb ich wie angewurzelt stehen.
    Das Äußere des Gebäudes war nichts im Vergleich zu der herrlichen Eingangshalle. Sie war schlicht und geschmackvoll, nicht einmal ansatzweise protzig und doch alles andere als gewöhnlich.
    Der Boden bestand größtenteils aus weißem Marmor, und am anderen Ende der Halle konnte ich einen üppigen Teppich erkennen. Wände und Decke waren vollständig verspiegelt und ließen die beeindruckende Halle noch gigantischer erscheinen, als sie ohnehin schon war.
    Doch es war der Fußboden in der Mitte des Raums, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein perfekter Kreis aus Kristall war in den Boden eingelassen, und der war mit Abstand das Unglaublichste an der Halle. Er schimmerte, Farben verschwammen ineinander, verschmolzen und lösten sich wieder voneinander, wäh-rend ich wie gebannt zusah. Mein Mund stand offen, doch das war mir egal – alles daran war unwirklich, und ich konnte kaum glauben, dass ich immer noch in Michigan war.
    „Kate?“
    Ich riss mich von diesem unglaublichen Anblick los und schaffte es endlich, meine Aufmerksamkeit Sofia zuzuwenden. Sie stand ein paar Meter weiter vorn und lächelte mich freundlich an.
    „Tut mir leid.“ Ich ging zu ihr und machte dabei einen Bogen um den kristallenen Kreis, als bestünde er aus Wasser. Soviel ich wusste, hätte das tatsächlich sein können. „Es ist nur …“
    „… wunderschön“, vervollständigte sie meinen Satz fröhlich, hakte mich erneut unter und führte mich an einer breiten Wendeltreppe vorbei, die zu einem Teil des Anwesens hinaufführte, den ich nicht sehen konnte. Ich wagte nicht einmal den Versuch, einen Blick darauf zu erhaschen, denn ich wollte keine weitere Minute verlieren.
    „Ja.“ Mehr brachte ich nicht heraus, mir fehlten schlichtweg die Worte. Was auch immer ich erwartet hatte, damit hatte ich nicht gerechnet.
    Sie führte mich durch mehrere angrenzende Räume, jeder einzigartig und prachtvoll dekoriert. Ein Zimmer war ganz in Rot und Gold gehalten, ein anderes war himmelblau und hatte Fresken an der Wand. Wir schritten durch Wohnzimmer, Spielzimmer, Arbeitszimmer und sogar zwei Bibliotheken. Es schien unmöglich, dass all diese Räume in einem Haus sein sollten – und anscheinend einem einzigen Jungen gehörten, der nicht viel älter war als ich.
    Schließlich gingen wir durch einen weiteren Flur und betraten ein Zimmer mit dunkelgrünen Wänden und goldenen Verzierungen. Hier wirkten die Möbel etwas abgenutzter und bequemer als in den anderen Räumen, und Sofia führte mich zu einer schwarzen Ledercouch.
    „Nimm Platz, Liebes. Ich lasse dir ein paar Erfrischungen bringen. Henry sollte bald bei dir sein.“
    Ich setzte mich, obwohl ich nicht wollte, dass Sofia mich allein ließ, doch ich würde das schaffen. Ich musste es schaffen. Avas Leben stand auf dem Spiel, und dies war meine einzige Chance,meine Argumente für sie vorzubringen. Wenn Henry mich hierbehalten wollte, gut. Solange er Ava zurückbrachte, würde ich alles tun, was er wollte. Selbst wenn das hieße, dass ich den Rest meines Lebens in diesem Gemäuer verbringen müsste. Ich schob den Gedanken an das, was James vorhin im Wagen zu mir gesagt hatte – dass Ava nicht meine Mutter war –, beiseite. Das war nicht der Grund, aus dem ich hier war.
    Doch noch während ich mir das einzureden versuchte, wusste ich, dass ich mir etwas vormachte. War es nicht schon die bloße

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