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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Erleichterung ließ ich die Schultern sinken. „Wir sehen uns im Frühling. Und Kate?“
    Stumm blickte ich zu ihm auf, während der Park verblasste.
    „Es tut mir leid“, sagte er, und das war das Letzte, das ich hörte, bevor mich Dunkelheit umhüllte.
    Obwohl ich immer noch wütend auf ihn war, als ich keuchend aufwachte, allein in meinem Bett, hatte er mich zum Nachdenken gebracht. Denn während ich so hart um Moms und Henrys Leben kämpfte, war vielleicht alles, was James versuchte, mich am Leben zu erhalten.
    Weihnachten war der einzige Feiertag, den meine Mutter und ich begingen, und es war immer sehr festlich. Unser Apartment in New York war eigentlich nicht groß genug gewesen für einen Weihnachtsbaum, doch wir hatten trotzdem immer einen in eine Ecke des Wohnzimmers gequetscht und ihn dann stundenlang geschmückt. Wenn wir schließlich zurücktraten, um unser Werk zu bewundern, hatte Mom es immer „ein kleines Stück Natur in einem Dschungel aus Metall“ genannt.
    Neben den gewaltigen Weihnachtsbäumen, die auf Eden Manor aufgestellt waren, hätten unsere Apartment-Bäumchen wie Bonsais gewirkt. Fast über Nacht waren die riesigen Tannen überall im Haus aufgetaucht, und schon seit Wochen zog Plätz-chenduft durch die Flure. Das Personal sprudelte förmlich vor Aufregung, und selbst an schlechten Tagen konnte ich ein gewisses Gefühl der Vorfreude nicht abschütteln. Eigentlich hatte ich gedacht, auf Eden Manor würden sie eher die Wintersonnenwende feiern, doch Ella hatte mir klargemacht, dass sie meinetwegen Weihnachten feierten.
    Mir war nicht entgangen, dass keins der anderen Mädchen Weihnachten überlebt hatte, und egal, wie wütend ich auf James war, sorgte ich doch dafür, niemals allein zu sein. Doch je näher das Weihnachtsfest rückte, desto rarer machte sich Henry, unddas erschwerte das Ganze. Im Herbst hatte er sich noch manchmal auf meinen Streifzügen zu mir gesellt, doch jetzt sah ich ihn nur noch abends. Und diese Treffen waren weiterhin furchtbar. Trotz des Rats, den mir meine Mutter gegeben hatte, wollte mir ums Verrecken nichts einfallen, wie ich seinem Dasein den Sinn geben konnte, den er zu vermissen schien. Ich hoffte, Weihnachten zu überleben würde dabei helfen, doch es war keinesfalls sicher, dass das auch funktionieren würde. Den Gedanken, ich könnte es nicht schaffen, verbannte ich aus meinem Kopf.
    Doch ich wusste, ich wollte, dass er ein schönes Fest verlebte. Für den gesamten Haushalt würde es ein herrliches Essen geben, und während ich das schon einen netten Anfang fand, wollte ich ihm unbedingt zeigen, wie meine Mutter und ich immer feierten. Wenn ich ihn an einem privaten Teil meines Lebens teilhaben ließ, würde er das vielleicht auch tun – oder mich wenigstens nicht mehr so finster anstarren. Außerdem wollte ich, selbstsüchtig, wie ich war, Weihnachten nicht allein verbringen.
    Am vierundzwanzigsten Dezember wartete nach dem Früh-stück ein riesiger Baum in meinem Zimmer auf mich, und daneben standen zwei Kartons voll mit Christbaumschmuck. Mein Unterricht fiel zur Feier des Tages aus, und so schleppte ich Ava in mein Zimmer, damit sie mir beim Schmücken half, bevor wir uns für das Festessen fertig machen mussten. Wenn Henry nicht da war, traute ich ausschließlich Ava so weit, dass ich für längere Zeit mit ihr allein blieb. Immerhin war sie, als die anderen Mäd-chen noch gelebt hatten, nicht hier gewesen. Und ich war mir auch relativ sicher, dass sie nicht versuchen würde, mich dafür umzubringen, dass ich auf Henrys erstes Angebot zur Tagundnachtgleiche nicht eingegangen war.
    Als es früher Nachmittag wurde, begann ich jedoch zu bereuen, sie eingeladen zu haben.
    „Wenn ich zu spät zu meinem Date mit Xander heute Abend komme, mach ich dich persönlich dafür verantwortlich“, grummelte Ava, während sie an einer wirr verknoteten Lichterkette zerrte. Neben uns beobachtete mein kleiner Hund – mittlerweilehörte er auf den Namen Pogo – interessiert, was wir taten.
    „Zieh nicht so“, rief ich und sprang über einen Haufen Lametta, um die Lichterkette aus Avas Klauen zu retten. „Die ist empfindlich. Und du kommst schon nicht zu spät zu … Ich dachte, du bist mit Theo zusammen?“
    „Nicht mehr“, antwortete sie in leisem Singsang. „Jetzt ist wieder Xander angesagt, und er hat mich auf sein Zimmer eingeladen, damit wir unsere eigene kleine Party feiern können, statt auf dem Bankett rumzuhängen.“
    Ich fragte nicht

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