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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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schimmernde Blase und hüllte es vollständig ein, und mir fiel die Kinnlade herunter.
    „Wie hast du …“
    „Ich muss es öffnen“, fiel er mir wieder ins Wort. „Dies ist der sicherste Weg.“
    Ohne sichtbaren Anlass hob sich der Deckel von der Schachtel. Darin aufgereiht lag eine Auswahl von Pralinen, jede in einer anderen Farbe und Form. Eine mit einer violetten Blume darauf erhob sich über die anderen und zerbrach in zwei Stücke.
    Statt Nugat oder Erdbeerfüllung troff eine grüne Flüssigkeit heraus, und als die Tropfen auf das rosa Seidenpapier trafen, ertönte ein Zischen, das ich noch aus zwei Metern Entfernung hörte.
    „Sagt das Festessen ab“, befahl Henry den Wachen. „Sorgt dafür, dass alle auf ihren Zimmern bleiben. Ich will eine vollstän-dige Durchsuchung von Eden Manor.“
    Ich brauchte einen Moment, um die Sprache wiederzufinden, und als ich es schaffte, hörte ich mich krächzen: „Du kannst nicht einfach das Weihnachtsessen absagen.“
    „Ich kann und ich werde“, erwiderte er. „Und du wirst heute Abend in deinem Zimmer bleiben, hast du verstanden?“
    Ob ich verstanden hatte? War er durchgedreht?
    „Nur unter zwei Bedingungen bleibe ich in meinem Zimmer“, gab ich in scharfem Ton zurück. „Erstens, nachdem ihr das Gebäude durchsucht habt, lässt du alle ihr Festessen haben. Es sollte reichlich Zeit für beides sein.“
    Sein Mund zuckte verärgert, aber er nickte. „Na gut. Deine zweite Bedingung?“
    Ich zögerte. Es stand mehr auf dem Spiel als bloß fröhliche Feiertage, und wenn er sich weigerte … Aber ich musste es wenigstens versuchen.
    „Zweitens, du verbringst den Abend mit mir. Und genießt ihn, so gut du kannst. Und“, fügte ich hinzu, „hör auf, dich ständig so gereizt zu benehmen. Das geht mir auf die Nerven.“
    Mehrere Momente lang antwortete er nicht, und als er es tat, beließ er es bei einem bloßen Nicken. Doch für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, einen Hauch von einem Lächeln auf seinem Gesicht entdeckt zu haben.
    „Ich werde hier sein, nachdem wir das Anwesen gesichert haben. Bis dahin: Lass die Finger von merkwürdigen Päckchen.“
    Als er hinausging, winkte er Ava, ihm zu folgen. Mit einem entschuldigenden Schulterzucken berührte sie ihre neuen Ohrringe und zwinkerte, bevor sie hinter ihm hinausging und mich in meinem Zimmer allein ließ. Ich seufzte und ließ mich aufs Bettfallen, während ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie lange sie brauchen würden, um Eden Manor auf den Kopf zu stellen – und woher Ava überhaupt die Eingebung gehabt hatte, dem vergifteten Geschenk gegenüber so misstrauisch zu sein.
    Den Rest des Nachmittags verbrachte ich damit, mein Zimmer zu schmücken, um mich von dem Gedanken an das abzulenken, was passiert war. Bei gedämpftem Licht sah der Baum herrlich aus, und ich hatte es sogar geschafft, einen Stern auf die Spitze zu setzen. Doch das Beste waren die funkelnden Lichterketten, die sich über die gesamte Zimmerdecke spannten, und als ich darunter entlangging, sah ich ihren goldenen Schimmer auf meiner Haut. Es duftete sogar nach Keksen, und das Einzige, was fehlte, war Musik.
    Als ich schließlich fertig war, war ich überzeugt, dass Henry nicht mehr auftauchen würde. Es war schon dunkel und so spät, dass mein Magen knurrte, und egal, wie oft ich meine Wachen fragte, niemand schien bereit, mir zu sagen, wann er kommen würde.
    In der Erwartung, Heiligabend allein zu verbringen, zog ich meinen Schlafanzug an und baute mir auf dem Boden vor dem Weihnachtsbaum ein Nest aus Decken und Kissen. Gerade als ich mich einmummelte, hörte ich jedoch die Tür aufgehen. Henry trat ein, in der Hand ein Silbertablett, beladen mit Leckereien. Cerberus und Pogo waren ihm dicht auf den Fersen. Stumm bot er mir eine Tasse heiße Schokolade an.
    Ich nahm den Becher entgegen und nippte an dem Kakao, als ich auf dem Tablett etwas entdeckte, das sehr nach Baklava aussah. Sie roch genauso, wie meine Mutter sie immer machte, und mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    „Da du das Festessen verpasst hast, dachte ich, du könntest hungrig sein.“ Sein Ton war schmerzhaft neutral, als gäbe er sich die größte Mühe, höflich zu sein. Unsicher warf er einen Blick auf meinen behelfsmäßigen Deckenhaufen. „Ist da Platz für noch jemanden?“
    „Reichlich“, erwiderte ich und versuchte, einladend zu klingen. „Wenn es nicht so dein Ding ist, auf dem Boden zu sitzen, kannst du dir auch einen Stuhl ranziehen.

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