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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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nach.
    „Hier, hilf mir mal damit.“ Ich reichte ihr ein Ende der Lichterkette und löste geübt den Knoten. „Jetzt geh auf die andere Seite – nicht auf die Kugeln treten! Ja, genau so.“
    Sie hielt still, während ich die Kette um den Baum wand, wobei ich für die höchsten Zweige eine Stange mit Haken zu Hilfe nehmen musste.
    „Was hast du denn mit Henry geplant?“
    „Mein Geheimnis“, erwiderte ich, und als ich um den Baum herumtrat und ihren Gesichtsausdruck sah, verdrehte ich die Augen. „Nicht das . Was machst du mit Xander?“
    „Das.“ Sie warf mir einen schelmischen Blick zu, und ich sah sie finster an. „Was? Ich bin tot. Ist ja nicht so, als würde das noch eine Rolle spielen.“
    „Spiel nicht mit ihnen, Ava.“ Ich beugte mich hinab, um ein paar der zerbrechlichen Glasfiguren aufzuheben, und ignorierte das Bild von Henry und Persephone, das vor meinem inneren Auge Gestalt annahm. Ich musste einfach daran glauben, dass Ava jemandem, den sie liebte, so etwas nicht antun würde. „Ich mein’s ernst. Das ist kein Spiel. Henry ist nicht gut zu sprechen auf Leute, die so mit anderen umgehen. Und ihn gegen dich aufzubringen ist das Letzte, was du willst. Bitte. Für mich.“ Ich war so schon haarscharf daran, zu versagen. „Hier, nimm mal welche davon.“
    Ava ergriff die Anhänger und fing an, sie wahllos zu verteilen, dicht an dicht oder an Zweige, die sich unter dem zusätzlichen Gewicht bedrohlich bogen. Ich zog eine Grimasse und begann,sie umzuhängen. So machten wir ein paar Minuten weiter, bis Ava plötzlich herumwirbelte und sich vor mir aufbaute. Erschrocken ließ ich die Glaskugel fallen, die ich in der Hand hielt, und sie landete auf dem Stück Teppich, das ich zu genau diesem Zweck dort hingelegt hatte.
    „Du hältst mich für ’ne Schlampe, oder?“
    „Was?“ Überrascht nahm ich ihre geröteten Wangen und die vor Tränen schimmernden Augen wahr. Sie stand kurz davor, loszuheulen. „Warum glaubst du, ich würde so was denken?“
    „Darum.“ Sie wandte sich wieder dem Christbaumschmuck zu und brachte den gesamten Baum zum Klimpern, als sie zu heftig an einem Anhänger zog. Als eine weitere Kugel fiel, ließ Ava sich schwer zu Boden plumpsen. „Ich glaub, Xander mag mich nur, weil ich gesagt hab, dass ich mit ihm schlafe.“
    „Warum denkst du das?“, fragte ich vorsichtig, als ich mich neben sie kniete. Die Chancen standen gut, dass sie recht hatte, aber es musste nicht der einzige Grund sein. Außer Henry starrten ihr alle Typen hinterher, wohin sie auch ging, deshalb wusste ich nicht so recht, was sie anderes erwartet hatte.
    „Ich weiß nicht“, murmelte sie. „Er redet nie mit mir. Er erzählt mir Sachen oder zeigt mir was oder küsst mich, aber wenn ich nicht mit ihm schlafe, hat er ganz plötzlich was anderes zu tun. Oder er versucht, mich mit anderen Mädchen eifersüchtig zu machen.“
    „Dann ist er ein Arschloch“, stellte ich fest. „Und du bist ohne ihn besser dran.“
    Sie schniefte. „Meinst du?“
    „Ja, meine ich.“ Ich hielt kurz inne. „Was ist mit Theo? Der war doch nett, oder?“
    Ava verdrehte die Augen. „Der war so fürsorglich, dass ich kaum atmen konnte. Aber ja“, fügte sie leise hinzu, „er war nett. Empfindlich, aber nett.“
    „Warum machst du dann nicht Schluss mit Xander?“, bohrte ich nach. „Vor allem wenn’s dir ohne ihn besser gehen wird.“
    „Aber das würde es nicht.“ Mit tränenerfüllten Augen sah siemich an. „Es ist einsam hier, Kate, du weißt das. Du bist immer so beschäftigt, und Ella mag mich nicht, und ich mag Calliope nicht, und – wenn ich Xander nicht hab, wer bleibt mir dann?“
    Ich versuchte die richtigen Worte zu finden, doch mir wollte einfach nichts einfallen. Ava war hier genauso allein wie ich, und obwohl wir einander hatten, irgendwie zumindest, hatte sie genauso einen Verlust erlitten wie ich, als sie gestorben war. Sie hatte ihre Eltern verloren, und obwohl sie es gut verbarg, waren es Momente wie dieser, die mich daran erinnerten.
    „Es tut mir leid“, flüsterte ich und umarmte sie. „Selbst wenn ich manchmal beschäftigt bin, ich bin immer für dich da, und du wirst immer mich haben. Versprochen. Sei einfach vorsichtig, okay?“
    Einige Sekunden lang reagierte sie nicht, doch als es so weit war, barg sie das Gesicht an meiner Halsbeuge und schlang die Arme um mich. Ihre Schultern bebten, und ihr Atem kam stoß-weise, als sie nun wirklich anfing zu weinen. Ich streichelte ihr so

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