Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
Vom Netzwerk:
Kaufmann zurufen.
    Der Narr konnte nicht verstehen, was dieser darauf entgegnete, doch sie lachten und schlugen sich gegenseitig auf die Schultern. Er drehte sich auf dem Absatz um und half Marianka vom Wagen. Da sie inzwischen weit genug vom Wawel entfernt waren, konnte er es wagen, eines seiner Lieder über die »schönste und tugendhafteste Königin« anzustimmen, die Polen je regiert hatte. Als er endete und sich mit einem wehmütigen Lächeln verbeugte, hatten nicht wenige der Männer und Frauen, die ihm aufmerksam zuhörten, feuchte Augen.
    Ein junger Mann trat auf ihn zu. »Das war wunderschön«, brachte er sichtlich bewegt hervor. Ehe Piet es sich versah, zog der Mann ihn an sich und hielt ihn einige Augenblicke fest. »Entschuldige bitte, aber dein Lied hat mich sehr berührt.«
    Dann ließ der Mann den Narr los, nickte ihm zu und verschwand in der Menge.
    Auch die anschließende Vorstellung war von viel Beifall begleitet, und Piet zog seine Frau zufrieden an sich, als sich der Marktplatz allmählich leerte.
    »Puh, da haben wir ja noch mal Glück gehabt, nicht wahr? Ich dachte schon, die Priester jagen uns von hier fort.« Er wirbelte Marianka herum, bis sie kicherte, hob sie hoch und setzte sie auf den Wagen. »Lass uns unsere Einnahmen zählen.« Er setzte sich zu ihr und griff an seinen Gürtel, an dem immer sein Leinensäckchen mit den Münzen hing. »Er ist weg.«
    Mariankas dunkle Augen weiteten sich. »Aber, Piet, das kann nicht sein. Du hast die Münzen doch vorhin …«
    »Denkst du, das weiß ich nicht?«, fuhr er sie an. »Er war hier, an meinem Gürtel.« Er fluchte.
    »Was sollen wir jetzt tun?«
    » Ich weiß es nicht, Liebes.« Geistesabwesend strich er ihr übers Haar. Einige Herzschläge standen sie da, wortlos vor Empörung. » Der Kerl, der sich so überschwänglich für mein Lied bedankt hat … Er muss mir den Beutel abgeschnitten haben«, brachte er schließlich hervor. Zum Glück haben wir noch unsere heutigen Einnahmen.« Er zählte die wenigen Münzen, die die Zuschauer ihnen in einen alten Hut geworfen hatten. »Davon kann ich uns wenigstens morgen ein Frühstück besorgen.«
    Piet wischte ihr mit der Hand die Tränen von den Wangen, dann brachen sie auf. Sie hofften, noch vor Einbruch der Dunkelheit das nächste Dorf zu erreichen, doch vergebens. Die Nacht senkte sich über sie, kaum dass sie die ersten Meilen gefahren waren. Die Straße, der sie folgten, führte durch einen nicht enden wollenden Wald. Kaum ein Lichtstrahl des Mondes erhellte ihnen den Weg, und Marianka wurde zunehmend stiller. Nebel zog auf und erschwerte ihnen die Sicht. Schon nach kurzer Zeit drang die Feuchtigkeit durch ihre wollenen Umhänge und ließ sie frösteln.
    Piet verfluchte sich insgeheim, Mariankas Drängen, sie mitzunehmen, nachgegeben zu haben, und schwor sich, seine Frau nie wieder in Gefahr zu bringen, ganz gleich, was das Schicksal noch für sie vorgesehen hatte. Schweigend fuhren sie durch die Nacht, bis sie endlich eine kleine Ortschaft erreichten. Während Piet den Eselkarren durch den Flecken lenkte, hielt er in der Dunkelheit Ausschau nach einer Herberge, aber in diesem winzigen Nest schien es keine Unterkunft zu geben. Außer dem gelegentlichen Blöken eines Schafes aus einem der Ställe und dem Flügelschlag eines Nachtvogels über ihnen herrschte vollkommene Stille.Sie waren bereits am Ortsausgang, als Piet den Karren zum Stehen brachte und vom Kutschbock stieg.
    »Komm.«
    Marianka folgte seinem Beispiel. Er legte den Arm um sie und führte sie zu einer Scheune, deren Tür offen stand.
    » Wir können doch nicht …«
    » Doch, wir können, Liebes. Wir brauchen ein paar Stunden Schlaf, und hier draußen ist es viel zu ungemütlich und kalt. Den Karren verstecken wir hinter dem Schuppen.«
    Im Gegensatz zu der herbstlichen Kälte war es in dem Stall geradezu wohlig warm. Piet breitete seinen Umhang in einem Winkel hinter einigen Strohballen aus, und Marianka ließ sich widerstandslos darauf nieder. Von hier aus, so hoffte er, könnten sie am frühen Morgen unbemerkt hinausschlüpfen, denn er wusste aus Erfahrung, wie ungehalten die Bauern werden konnten, wenn Fremde – noch dazu Gaukler – bei ihnen Quartier suchten.
    » Heute Nacht werden wir nicht frieren. Wie schön, dass wir noch unsere Umhänge besitzen, nicht wahr?«Nachdem Marianka nicht antwortete, bat er: »Zieh den deinen aus, Liebling, wir können uns damit zudecken.«
    Mariankas Hände und Füße waren eisig kalt, doch

Weitere Kostenlose Bücher