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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Baldo wissen.
    Nachdem der Italiener geendet hatte, gab Bastian ihm ein Zeichen und übersetzte. »Wir werden gleich einen Dolmetscher zugewiesen bekommen.«
    »Na, wunderbar«, fiel Baldo ihm sichtlich erfreut ins Wort, »dann können wir ja endlich auch an den Unterhaltungen teilnehmen.«
    Bastian strich sich übers Kinn. »Ja, nur … ehrlich gesagt bin ich nicht sicher, ob Euch gefallen wird, was die Venezianer angeordnet haben.«
    »Nun redet schon, Bastian«, sagte Cristin und warf dem allmählich ungeduldig werdenden Italiener einen vorsichtigen Blick zu.
    »Wir bekommen damit nicht nur einen Dolmetscher, sondern auch einen Schatten, der uns rund um die Uhr bewacht.«
    Cristin musterte den Freund. »Was? Soll das heißen, der Mann …«
    »… wird Euch den ganzen Tag über begleiten und erst vor der Schlafkammer allein lassen«, vervollständigte Bastian den Satz und senkte dann die Stimme. »Glaubt mir, das gefällt mir ebenso wenig wie Euch. Aber ich fürchte, es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu tun, was sie von uns verlangen.«
    Bastian redete ein paar Sätze mit dem Italiener, um dann das Wort wieder an Baldo und Cristin zu richten.
    »Wir sollen hier warten«, erklärte er ihnen. »Der Dolmetscher wird gleich da sein. Er wird uns zuerst unsere Kammern zeigen und dann zu einer Trattoria begleiten, wenn wir es wünschen.«
    Wenig später trat ein schmalbrüstiger Mann mit dunklen, schütteren Haaren zu ihnen. Kurz redete sein Kollege mit ihm, dann wandte sich der Italiener an die drei und nickte ihnen kurz zu.
    »Kommt bitte mit mir, Signora e Signori «, forderte er sie mit rauer Stimme auf.
    Baldo, Bastian und besonders Cristin hatten Mühe, ihm zu folgen. Sie konnte nicht behaupten, dass der Mann, der sich ihnen bisher nicht einmal vorgestellt hatte, sonderlich sympathisch war.
    Die Kammern, die er ihnen kurz darauf zuwies, waren klein, aber sauber. Bastian hat recht, dachte Cristin, als sie wenig später das Gebäude verließen, immer ihrem Aufpasser nach, wie sie den Mann inzwischen insgeheim getauft hatte. Wenigstens müssen wir uns nicht noch eine Bleibe suchen, überlegte sie.
    Sie passierten eine Reihe von Backsteingebäuden, dann ging es über einen gepflasterten Platz mit einem kleinen Brunnen. Die junge Frau entzifferte mühsam ein Holzschild, das an einer Häuserwand angebracht war: Campo di San Polo . Von diesem Platz zweigten mehrere Gassen ab. Sie rümpfte die Nase ob des Unrats, den die Einwohner offenbar aus den Fenstern warfen. Als eine fette Ratte auf der Flucht vor einer noch fetteren Katze ihren Weg kreuzte, zuckte sie zusammen. Als Nächstes überquerten sie eine Brücke, die einen der schmalen Kanäle überspannte. Aus dem Wasser stank es noch erbärmlicher, als aus den Gassen zwischen den zu beiden Seiten aufragenden Häusern und Läden. Frauen lehnten sich aus den Fensternund unterhielten sich lautstark über die Straße hinweg. Leinen waren zwischen den Häusern gespannt, an denen die Wäsche der Bewohner im Wind flatterte.
    Endlich erreichten die vier ein einstöckigesHaus. Über der halb geöffneten Eingangstür prangte ein großes Holzschild mit dem Bild eines liegenden Löwen. Hinter dem Dolmetscher betraten sie die Trattoria , und der Duft von gebratenem Fisch und Gelächter hüllte sie augenblicklich ein. Am Ende eines langen Tisches, an dem einige Männer in Arbeitskleidung saßen, vor sich Becher mit rotem Wein, ließen sich die drei mitihrem Begleiter nieder.
    Wie anders diese Stadt ist, dachte Cristin, nachdem sie sich scheu umgeschaut hatte. Die Italiener schienen ein lebensfrohes Volk zu sein, denn sie unterhielten sich stets mit Händen und Füßen und laut genug, um alle Gäste mühelos unterhalten zu können. In ihrer Heimatstadt würde man ihnen sofort missbilligende Blicke zuwerfen, wenn sie die Stimmen auch nur annähernd so laut erheben würden. Sie lächelte bei der Vorstellung und begann den allgemeinen Trubel zu genießen. Schon näherte sich mit schwingenden Hüften eine junge Schankmagd in einem farbenfrohen Rock und einer weißen Leinenbluse.
    Der Übersetzer wechselte einige Worte mit ihr, um sich dann Cristin zuzuwenden. »Das Mädchen sagt, sie hätten heute Morgen frische Muscheln bekommen. Dazu empfiehlt sie Spaghetti.«
    »Wisst Ihr, worüber ich mir schon die ganze Zeit Gedanken mache?«, bemerkte Cristin, als die leeren Teller abgeräumt wurden. »Wir solltendie Rückreise besser mit ein paar Maultieren antreten. Die scheinen mir im

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