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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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machte sich sorgfältig zurecht. Diesmal trug sie ihr kupferglänzendes Haar offen, und flocht an jeder Seite eine Strähne zu einem dünnen Zopf.
    Bastian, Baldo und sie sprachen kaum, nur Doria schien die in der Luft liegende Spannung zwischen ihnen nicht wahrzunehmen. Munter plauderte er über das Wetter und die neuesten Klatschgeschichten der Nobili , der adeligen, einflussreichen Familien Venedigs. Cristin musste sich auf die Zunge beißen, um den Italiener nicht ungeduldig in seinem Redeschwall zu unterbrechen. Von dem Dogen Antonio Venier war die Rede und von seinem missratenen Sohn, der im Kerker saß und kränkelte und den der Doge nicht begnadigen wollte.
    Cristin seufzte leise. In ihren Schläfen pochte der Schmerz, während sie ihr Gewand glättete und die blank geputzten Schuhe überstreifte. Sie holte tief Luft und sah von einem zum anderen. »Können wir jetzt bitte gehen?«
    Baldo nickte und nahm ihren Arm.
    Als die vier endlich vor der Casa der Montebellos ankamen, war die Sonne gerade im Begriff, hinter den Dächern und Palazzi der Stadt unterzugehen.
    Mit einem Male überfielen Cristin Zweifel. »Baldo, sollten wir nicht lieber bis zum Abend warten? Ich meine … ist es vielleicht noch zu früh?«
    »Ach was«, brummte er und betätigte den Türklopfer.
    Kurze Zeit später fanden sie sich in dem luxuriösen Raum wieder, den sie vom ersten Treffen her kannten. Der Hausherr trat ihnen mit einem freundlichen Lächeln und ausgestreckten Händen entgegen.
    » Buona sera , Signora Schimpf. Wie schön, Euch zu sehen!« Sein Händedruck war fest. »Meine Gemahlin ist schon ausgesprochen gespannt auf Eure Arbeiten, nicht wahr, meine Liebe?«
    Elena Montebello nickte. »So ist es, Sebastiano. Guten Abend, Signora Schimpf.«
    Giacomo Doria übernahm wieder die Übersetzung. Abermals war Cristin von der Eleganz der Hausherrin geblendet, während diese sie aus ihren ausdrucksvollen Augen unverhohlen neugierig musterte.
    »Ich frage mich, was Ihr mir zeigen werdet. Habt Ihr die drei Entwürfe für mich dabei?«
    »Wenn Ihr so freundlich wärt und Euch zunächst einmal diese Zeichnung hier ansehen würdet?«, antwortete Cristin und hoffte, die Signora würde das Beben ihrer Stimme nicht bemerken. »Ich bin mir sicher, sie wird Euch gefallen.«
    Mit diesen Worten löste sie die Schnüre der Pergamentrolle, die sie in den Händen gehalten hatte, und übergab sie Elena Montebello. Diese nickte und entfaltete die Rolle auf einem der Tische. Schweigend beugten sich der Hausherr und seine Gattin über das Modell, während Cristin und Baldo über ihre Köpfe hinweg einen Blick wechselten. Doria verschränkte die Hände auf dem Rücken und sah aus dem Fenster. Bastian tat es ihm gleich.
    In diesem Moment war Cristin dankbar, dass sie vor dem Treffen in der Casa nichts zu sich genommen hatte, denn eine heftige Welle der Übelkeit überrollte sie jäh. Schwer lehnte sie sich gegen einen der Tische und umklammerte das Holz, wartete.
    Als Elena Montebello nach einer gefühlten Ewigkeit den Kopf hob, war ihrer Miene keine Gemütsregung zu entnehmen.
    »Die Farbgebung ist etwas ungewöhnlich, gar blass im Gegensatz zu unseren kräftigen Rot- und Grüntönen beispielsweise. Ganz anders als jene, die ich für meine Gewänder bevorzuge. Weshalb habt Ihr dieses helle Blau gewählt? Warum habt Ihr Euch für diese verschiedenen rötlich braunen Töne auf den Umhängen entschieden? Und was haben diese schräg einfallenden Goldfäden zu bedeuten?« Sie hielt Cristins Blick beharrlich fest.
    Sebastiano Montebello nickte ihr aufmunternd zu. Alle Aufmerksamkeit richtete sich nun auf sie. Cristin wischte sich unauffällig die Finger an ihrem Gewand ab. Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. Auf dem Weg zu der Casa der Montebellos hatte sie sich ihre Worte sorgfältig zurechtgelegt, doch in diesem Augenblick schien in ihrem Hirn nur gähnende Leere zu herrschen. Sie befeuchtete ihre Lippen.
    »Um ehrlich zu sein«, begann sie zögernd, »habe ich nach etwas Exquisitem gesucht, Signora. Wo auch immer ich hinsah, fand ich lediglich die schönen, wenn auch gewöhnlichen Strukturen, Stoffe und Farben. Das jedoch erschien mir zu einfallslos.«
    Plötzlich wurde es Cristin heiß vor Aufregung, allerdings auch vor Freude, denn die Neugierde der Anwesenden konnte sie deutlich spüren. Also nahm sie einen tiefen Atemzug und weitete ihre kleine Kunstpause noch aus. Mit einem leichten Lächeln betrachtete sie zunächst die Signora, dann ihren

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