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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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aus, das hell und strahlend war wie eine Sonne. Sie betrachtete die Gesichter ihrer Begleiter, lächelte und blickte gen Himmel. Mittlerweile waren dort die ersten Sterne zu erkennen, und der kühle, aber seichte Wind spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. Das Licht der Öllampen in den Fenstern der Palazzi spiegelte sich im Wasserund ließ die Rialtobrücke sowie die Prachtbauten auf der anderen Seite des Canal Grande wie verzaubert wirken. Von irgendwo her drang der Duft gebratenen Fisches zu ihr hinüber, Gelächter erklang aus einem der Wirtshäuser in unmittelbarer Nähe, wo sich die Händler nach getaner Arbeit einen Krug Wein und ein deftiges Essen genehmigten.
    Baldo zog sie an sich. »Ich bin sehr stolz auf dich, Cristin Schimpf.« Ungeachtet der Gegenwart ihrer Begleiter küsste er sie zart auf den Mund.
    Sie strich ihm über die Wange. »Danke, Liebling.« Dann wandte sie sich an ihre Begleiter. »Zunächst möchte ich mich von Signor de Gaspanioso verabschieden. Außerdem wird er wissen wollen, wie das Gespräch mit seinen Freunden ausgegangen ist.«
    Wenig später stand sie vor Enrico Raffaele de Gaspanioso und berichtete ihm alles, was sich zugetragen hatte. Nachdem sie geendet hatte, schlug er sich auf den Oberschenkel. Sein tiefes Lachen hinterließ eine Reihe feiner Fältchen um seine Augen.
    »Wunderbar, Signora Schimpf! Wie sehr ich mich für Euch freue!« Er griff nach einer Glocke, die auf einem Tisch in seinem Empfangsraum stand, und läutete. Auf Cristins fragenden Blick entgegnete er: »Wenn das kein Grund zum Feiern ist!«
    Gleich darauf betrat eine Hausangestellte den Raum. Der Tuchhändler sprach mit ihr, und das Mädchen entfernte sich.
    »Ihr bleibt zum Essen, und ich möchte jetzt keinen Widerspruch hören, meine Liebe! Heute werdet Ihr das beste Mahl von ganz Venezia serviert bekommen!«
    Es wurde ein fröhlicher Abend. Unzählige Wachskerzen brannten verschwenderisch im ganzen Raum, und der Tisch bog sich unter allerlei Köstlichkeiten. Gebratener Fisch, Früchte, die Cristin nie zuvor gesehen und gekostet hatte, sowie tiefroter Wein wurden gereicht.
    Der Italiener bat sie, ihm alle Einzelheiten des Gespräches mit Signora Montebello wiederzugeben. Er schmunzelte, während sie erzählte, oder schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, als Baldo zu fortgeschrittener Stunde die Stimme der Montebello nachäffte. Selbst Doria, der sonst eher zurückhaltend war, amüsierte sich offenbar köstlich. In den Straßen Venedigs war es längst still geworden, als die vier sich schließlich von de Gaspanioso verabschiedeten.
    »Passt gut auf Euch auf, Signora.« Seine Stimme klang warm. »Und gebt mir bitte Nachricht, wenn das Kind auf der Welt ist.«
    »Gern«, erwiderte Cristin gerührt und ließ es zu, dass der Tuchhändler sie in die Arme schloss und ihr auf jede Wange einen Kuss hauchte. »Gott mit Euch, Mädchen. Mögen sich unsere Wege bald wieder kreuzen.«
    »Danke für alles, was Ihr für uns getan habt«, erwiderte sie. »Sollte Euch das Leben eines Tages nach Hamburg führen, seid Ihr uns jederzeit herzlich willkommen.«
    In der folgenden Nacht schlief sie das erste Mal seit ihrem Aufbruch nach Venedig tief und traumlos.

23
    Mestre
    A m nächsten Vormittag verabschiedeten sie sich von Giacomo Doria, der ihnen ebenfalls eine gute Heimfahrt wünschte. Auch für Bastian hatte sich diese Reise ausgezahlt. Nach dem Frühstück war es ihm gelungen, einem Schmuckhändler in der Nähe des Handelshauses, in dem sie die Nacht verbracht hatten, seine Bernsteine zu verkaufen.
    Gegen Mittag setzten die drei nach Mestre über. Auf dem Festland kauften die beiden Männer drei Maultiere und zwei große Satteltaschen für ihre Habseligkeiten sowie den Proviant für sie und die Tiere, außerdem Pelzmützen und Handschuhe. In Verona wollte sich Landsberg auf die Suche nach einem Säumer machen, der sie über die Alpen bis nach Innsprucke bringen sollte. Bis Nürnberg würden die drei noch gemeinsam weiterreisen, dann wollte Bastian sich von ihnen trennen.
    Letzteres eröffnete er den Freunden, als Baldo und er die Lasttiere beluden, und offenbarte ihnen, Richtung Osten nach Pilsen weiterreiten zu wollen. In der böhmischen Stadt wollte er eine größere Gemeinschaft seiner Glaubensgeschwister besuchen. Dies war kein ungefährliches Unterfangen, hatte er doch in Venedig erfahren, dass ein neuer Inquisitor Roms in Böhmen unterwegs war, der mit äußerster Härte gegen die in seinen Augen vom wahren

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