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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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auf das kleine Tal. Langsam begann auch der Schnee zu schmelzen, und Baldo, Cristin und Bastian konnten zusehen, wie die Schneedecke dünner und brüchiger wurde, bis Paolo zwei Tage später endlich die erlösenden Worte sprach.
    »Ich glaube, nun können wir es wagen. Morgen früh reisen wir weiter.«
    Und so brachen sie auf und folgten dem Bergführer durch das Tal der Etsch über schneebedeckte Wege, ihrem nächsten Ziel entgegen, der Stadt Trient. Doch bis dahin waren es noch mindestens fünf, vielleicht auch sechs Tage, je nachdem, wie gut sie auf den mit knöcheltiefem Schnee bedeckten Wegen vorankamen. Der Bergführer ritt ihnen stets wenige Schritte voraus, und an besonders engen Stellen, an denen es kaum zwei Klafter neben ihnen in die Tiefe ging, stieg er von seinem Maulesel und forderte Bastian, Baldo und Cristin auf, es ihm nachzutun. Im Winter war es nahezu unmöglich, die Alpen innerhalb von zwei Wochen zu überqueren, das hatte Paolo ihnen noch am Tag ihrer Abreise mitgeteilt. Die Schwangere rechnete in Gedanken nach. Hamburg würden sie vermutlich nicht vor Ende Februar erreichen, nur wenige Wochen, bevor ihr Kind auf die Welt kommen sollte.
    Tag um Tag verging, Woche um Woche. Die Reise über die Berge verlangte Cristin alle Kräfte ab. Manches Mal, wenn ihr der Wind entgegenwehte und ihr Gesicht von den feinen Schneekörnern schmerzte wie von tausend Nadelstichen, glaubte sie, es nicht mehr bis zur nächsten Herberge zu schaffen. Als sie nach über drei Wochen die Stelle erreichten, an der sie auf der Hinreise den Ochsen und den Karren verloren hatten, griff die Angst nach Cristin, doch sie zwang sich zur Ruhe, um die furchtbaren Bilder abzuschütteln, die sich ihr aufdrängten.
    Einige Stunden später verließen sie das Silltal, um ihre Reittiere in Richtung der Stadt zu lenken. Die kommende Nacht wollten sie in Innsprucke verbringen, sich von Paolo verabschieden und am nächsten Morgen gen Augsburg weiterreisen. Bastian, Baldo und Cristin hofften, die alte Bischofsstadt binnen zwei Tagen zu erreichen.
    Es dämmerte schon, als sie an einem der Stadttore den Zoll bezahlten und ihre Reittiere hindurchtrieben. Auf der Suche nach einem Schlafplatz zogen die Reisenden mehr alseine Stunde lang durch die kalten, zugigen Gassen der Stadt, bis Landsberg, den sonst so schnell nichts aus der Ruhe brachte, der Kragen platzte.
    »Dann gehen wir eben ins Spital«, stieß er grimmig und mit zusammengezogenen Brauen hervor. »Dort wird man es ja wohl hoffentlich nicht wagen, einer Schwangeren bei diesem Wetter die Tür zuweisen!« Er wandte sich an ein Paar, das ihren Weg kreuzte, und erkundigte sich nach dem Weg dorthin.
    In dem außerhalb der Stadtmauern errichteten Heilig-Geist-Spital fanden die Reisenden gegen Bezahlung Aufnahme. Am nächsten Morgen verabschiedeten sie sich von Paolo und wünschten dem Mann, der sie sicher über die Berge geleitet hatte, eine gute und sichere Heimreise.
    Während sie über die teilweise gefrorene Reichsstraße nach Norden ritten, kam Cristin Ulrych von Dormitz in den Sinn, der in der Bischofsstadt lebte. Immer noch bewegten sie zwiespältige Gefühle, wenn sie an den hochgewachsenen Mann mit der Narbe auf der Stirn dachte. Gewiss, er hatte Menschenleben – das ihre und das Baldos – gerettet, aber ebenso Blut vergossen. Wog das eine das andere auf, wenn der ehemalige Söldner dereinst vor seinem himmlischen Richter stand?

26
    Augsburg
    A m übernächsten Abend erreichten die drei Augsburg, und während sie langsam an einer Reihe vornehmer Patrizierhäuser vorüberritten, hoffte Cristin, nicht wieder in einem Spital um Aufnahme bitten zu müssen. Das Bett, in dem sie eine unruhige Nacht verbracht hatten, war hart gewesen und die Wäsche unsauber.
    »Gott zum Gruße«, sprach Baldo einen Nachtwächter an, der ihn und seine Frau argwöhnisch beäugte. »Kannst du uns ein anständiges Gasthaus für die Nacht empfehlen?«
    Der Mann nickte. »Der Adler ist nicht weit von hier. Dort findet Ihr ein weiches Bett, und die Küche soll gut sein. Geht einfach weiter in Richtung St. Jakobi, bis ihr zum Handelshaus der Fugger kommt. Das Gasthaus ist gleich gegenüber. Hans Fugger bringt seine Geschäftspartner dort unter, heißt es. Ihr könnt es gar nicht verfehlen.« Er tippte sich an die Mütze und ging weiter.
    Während die drei ihre Maultiere über das von dünnem Pulverschnee bedeckte Pflaster dem Gasthaus zulenkten, fielen der Schwangeren ein halbes Dutzend Männer auf, die einer

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