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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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nahm diese das dampfende Getränk entgegen.
    »Wir möchten erst morgen weiterreisen«, wandte Baldo sich an den Mann. »Habt ihr noch zwei Kammern für die Nacht frei?«
    Der Wirt machte eine Kopfbewegung zu einer schmalen Stiege hin, die unter das Dach des Hauses hinaufführte, und nannte ihnen den Preis.
    »Gut«, nickte Baldo mit einem Blick auf ihre Habe, die sie neben dem Tisch abgelegt hatten. »Dann bringen wir nach dem Essen unser Gepäck nach oben.«
    Den Rest des Tages verbrachten sie miteinem Würfelspiel, das Paolo bei sich trugund bei dem Baldo jedes Mal gewann, sowie einer weiteren kräftigen Mahlzeit. Bis Cristins Augen schließlich immer schwerer wurden, sie allen eine gute Nacht wünschte und sich in die ihr und Baldo zugewiesene Kammer zurückzog. Bastian und der Bergführer verbrachten die Nacht in einer zweiten Kammer .
    Am nächsten Morgen war Cristin als Erste auf den Beinen und stieg auf Zehenspitzen die schmale Treppe hinab. In der Gaststube war noch niemand zu sehen. Sie rümpfte die Nase, denn esstank nach Wein, Bier und kaltem Rauch. Sie zog die Tür auf, denn sie sehnte sich nach klarer Luft. Das blendende Weiß frisch gefallenen Schnees empfing sie. Die Schwangere traute ihren Augen nicht und kniff sie zusammen, doch das Bild, das sich ihr bot, blieb.Die Bäume trugen schwer an der weißen Last, die mit dem frühen Morgenlicht um die Wette glitzerte. Bei jedem kleinen Windzug rieselte etwas von dem Schnee zu Boden. Der Weg, auf dem sie hergekommen waren, war nicht mehr auszumachen. Der Schnee musste ihr ungefähr bis zu den Waden reichen. Hinter sich hörte sie Schritte.
    »Um Himmels willen!«, stöhnte Bastian auf. »Das hat uns gerade noch gefehlt! Ich fürchte, wir werden einige Tage hierbleiben müssen. «
    Cristin starrte blicklos auf die weiße Pracht. »Noch vor kurzem hatte ich gehofft, zum Christfest wieder zu Hause zu sein. Nun liegt bereits der Jahreswechsel vor uns. Was meint Ihr, Bastian, werden wir morgen oder übermorgen weiterreisen können?«
    Der Laienprediger legte den Arm um sie. »Leider sieht es nicht so aus«, prophezeite er mit ernster Miene. Sein aufmerksamer Blick kam auf ihrer Gestalt zur Ruhe. »Eine schwangere Frau gehört bei diesem Wetter ins Haus vor den Kamin.«
    »Glaubt mir, auch ich hätte liebend gern einen anderen Zeitpunkt gewählt.«
    Seine Stimme wurde weich. »Selbst einem einfachen Mann wie mir konnte nicht auf ewig verborgen bleiben, dass Ihr in anderen Umständen seid. Im Stillen habe ich allerdings immer auf ein offenes Wort gewartet.«
    »Glaubt mir, ich wollte es Euch sagen, habe es mir immer wieder vorgenommen. Doch wenn sich mal eine gute Gelegenheit ergab, war ich zu feige.« Cristin befeuchtete ihren trocken gewordenen Mund. »Ich kann nur hoffen, Ihr nehmt mir mein Verhalten nicht übel.«
    »Das habe ich nie getan.« Er suchte ihren Blick und lächelte. »Mir war sehr wohl klar, warum Ihr geschwiegen habt. Aber Ihr habt Euch geirrt, denn ich hätte Euch trotz Eurer Verrücktheit begleitet.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Wirklich?«
    »Oh ja, jemand muss doch auf Euch aufpassen, oder?«
    Sie tätschelte ihm den Arm. Einmal mehr fragte sie sich, womit sie die Freundschaft dieses Mannes verdient hatte.
    »Danke für alles, Bastian.«
    Ich fürchte, wir werden einige Tage hierbleiben müssen. Cristin dachte an die Worte des Bernsteinhändlers zurück. Aus einigen Tagen waren mehr als zwei Wochen geworden, denn der Schnee wollte nicht weichen und begrub die Wege unter sich . Die Enge der Kammer und die Ausweglosigkeit ihrer Situation machten ihr zu schaffen. Zusätzlich wuchs das Ungeborene rasch, das Reisegewand war ihr bald zu eng, und der Bauch schien überall im Weg zu sein.
    Immer wieder schaute sie aus dem Fenster und warf sehnsüchtige Blicke in die Ferne, doch der Schnee wollte einfach nicht schmelzen. Im Gegenteil, an manchen Tagen schneite es ununterbrochen, sodass er inzwischen einen halben Klafter hoch lag. Nur selten wurde die Eintönigkeit unterbrochen, etwa wenn sich einer der Dörfler zu dem am Ortsrand liegenden Gasthaus durchkämpfte, um den Wirt und dessen unfreiwillige Gäste mit Lebensmitteln und Brennholz zu versorgen. Der Kamin in der Schankstube brannte ununterbrochen. Einzig die Freude auf das Wiedersehen mit Elisabeth konnte die trüben Gedanken vertreiben, die sich Cristins immer wieder bemächtigten.
    Doch eines Nachts hörte es auf zu schneien, und die Sonne warf am nächsten Morgen ihre wärmenden Strahlen

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