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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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bei ihr, er zog sie an sich und bedeckte ihren Hals mit Küssen. »Erinnerst du dich? Wir waren gerade auf dem Wawel angekommen, und die Dienerin hatte uns ein Bad bereitet.«
    Bilder aus der Vergangenheit tauchten vor ihr auf. Sie wusste noch genau, wie peinlich berührt sie gewesen war, als sie Baldo und Piet im Waschzuber erblickt hatte. Lustig gemacht hatten die Männer sich über sie, weil sie sich geziert hatte, zu ihnen ins Wasser zu steigen. Immerhin hatte sie die beiden als ihre Brüder vorgestellt, weshalb es der Dienerin Ewa völlig natürlich erschienen war, sie gemeinsam baden zu lassen.
    »Oh ja, Baldo, ich erinnere mich. Ich erinnere mich sogar sehr gut.« Mit den Lippen liebkoste er ihre Ohrläppchen.
    »Damals schon habe ich mir gewünscht, dich im Wasserlieben zu können. Ich habe es kaum ertragen, dich so nahe bei mir zu wissen und dennoch nicht berühren zu dürfen«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    »Jetzt darfst du es, Liebling.« Cristin schlang die Arme um seinen Hals, fühlte, wie seine Hände Besitz von ihr ergriffen und alle anderen Gedanken in ihr auslöschten.
    Sie blieben noch eine Weile im warmen Wasser, bis es allmählich abkühlte. Wie gut, dass Minna und Elisabeth in die Stadt gefahren waren, um Einkäufe zu erledigen. Cristin blinzelte träge zu Baldo hinüber, der inzwischen aus dem Zuber gestiegen war und Hemd und Hose angezogen hatte. Mit leisem Bedauern verließ auch sie das Wasser und kleidete sich an. Zuletzt nahm sie einen beinernen Kamm und fuhr damit durch ihr halblanges Haar, bis es glänzte.
    Baldo griff nach seinem Wams. »Wollen wir?«
    Sie musste zugeben, dass Baldo recht hatte. Den Weg durch die halbe Stadt sollte sie wirklich nicht allein gehen, zumal es wieder zu schneien begonnen hatte, als sie aus dem Zunfthaus auf die Gasse getreten waren. Schon auf dem Weg zurück zur Johannisstrate wäre sie auf dem glatten Pflaster zweimal beinahe ausgeglitten. Da halfen auch die hölzernen Trippen nichts, die sie sich unter die Schuhe geschnürt hatte.
    »Fünfundzwanzig Gulden bietet Ihr mir?« Der Sohn des Schneiders wiegte den Kopf mit der dunklen Leinenkappe. »So kommen wir nicht ins Geschäft. Außerdem gibt es seit gestern noch jemanden, der das Haus kaufen will.«
    »Für den von Euch verlangten Preis?«, wollte Baldo wissen. Der Mann schien zu zögern. »Für achtundzwanzig Gulden«, sagte er dann.
    Cristin konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er log. »Fünfundzwanzig Gulden sind mein letztes Wort«, erklärte sie mit fester Stimme.
    Als der Mann nicht antwortete, drehte sie sich auf dem Absatz um, um die Dornse zu verlassen. Baldo folgte ihr in den Flur. Sie legte die Hand auf die Türklinke.
    »Wartet, Frau Schimpf.«
    Cristin wandte sich um. »Ja?«
    »Wann könnte ich das Geld bekommen?«
    Lübeck
    Emmerik Schimpf trat an das Fenster seines Hauses und blickte hinaus auf die enge Gasse. In der Nacht hatte es heftig geschneit, doch längst hatten die Leute die weiße Pracht zu schmutzig-grauem Matsch zertreten. Zwei Jungen näherten sich ihm. In sicherer Entfernung, nureinen Steinwurf vom Henkershaus entfernt, blieben sie stehen und steckten die Köpfe zusammen. Einer bückte sich, klaubte etwas Schnee zusammen und holte aus. Schon flog ein Schneeball gegen die trübe Scheibe und zerplatzte mit einem lauten Knall. Als der zweite Bursche Anstalten machte, es seinem Freund gleichzutun, lief der Henker zum Eingang und hob drohend die zur Faust geballte Hand.
    »Macht, dass ihr weiterzieht, sonst komm ich raus!«
    Erschrocken wirbelten die beiden Burschen herum und rannten davon. Lausejungen! An der Wand des Flures hingen – ordentlich aufgerollt über einem langen Haken – zwei fingerdicke Hanfstricke. Sein Arbeitszeug, neben dem zweischneidigen Scharfrichterschwert, das er in einer Truhe aufbewahrte.
    Gedankenverloren ließ der Henker eines der Seile durch die Finger gleiten. Nach Lynhard Bremers Hinrichtung im September hatte er sie nicht mehr benutzen müssen. Seit er Mirke Pöhlmann aufgefordert hatte, aus seinem Leben zu verschwinden, dachte Emmerik Schimpf nur noch selten an die junge Frau. Nein, bei Gott, er vermisste diese Verrückte nicht, und es war ihm gleichgültig, ob sie sich wieder als Hübschlerin verdingte oder im Armenhaus lebte. Einmal noch war er ihr begegnet, in der Bleschhowerstrate, wenige Tagenachdem er aus Hamburg zurückgekehrt war. Der junge Bursche, den er in der Nähe der Brandstelle angesprochen hatte, konnte ihm nicht sagen,wo

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