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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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länger sie diesen Gedanken weiterspann. Mirke blickte vorsichtig durch das Küchenfenster. Die Tochter betrat die Küche und streichelte einen großen Hund, der unter dem Tisch lag und sofort eifrig mit dem Schwanz wedelte. Die Schimpf lächelte, rief die Kleine zu sich und zog sie an. Die Art, wie sie dem Mädchen über den Kopf strich, versetzte Mirke einen schmerzhaften Stich ins Herz, und sie ballte die Hände zu Fäusten. Trautes Heim, Glück allein, wie rührend.
    Ja, dachte sie mit aufeinandergepressten Lippen, es war Zeit, Cristin Schimpf ins Gesicht zu blicken, um darin zu forschen, ob sie wenigstens bereute. Entschlossen ging Mirke zur Tür und klopfte. Wenige Augenblicke später wurde ihr geöffnet, und sie sah die Frau vor sich, die einst ihre Herrin gewesen war.
    »Was wünscht Ihr?« Cristin Schimpf musterte sie gleichmütig, während sie sich die Hände an einem Tuch abwischte.
    Aus dem Inneren des Hauses drang wohlige Wärme, und der Hund schlug an. Mirkes Mund wurde trocken, als sie die rosigen Wangen ihrer früheren Herrin bemerkte.
    »Erkennt Ihr mich denn nicht? Ich bin es, Mirke.«
    Cristin Schimpfs Augen weiteten sich. »Oh, ja natürlich. Was führt dich hierher?«
    Die junge Frau trat von einem Fuß auf den anderen. »Ich war hier in der Nähe und habe Verwandte besucht«, log sie und bemühte sich, ihrer Stimme einen sorglosen Klang zu geben. »Vielleicht dürfte ich einen Moment reinkommen und mich aufwärmen? Es ist schrecklich kalt heute, und ein Becher Würzwein würde mir guttun.«
    Die Schimpf schien zu zögern, doch dann öffnete sie die Tür weit und bat den Gast herein.
    »Setz dich«, forderte Cristin sie auf und wies auf die gemütliche Sitzecke in der Küche . Sie nahm einen Becher aus dem Schrank und stellte ihn auf den Tisch. »Ich muss den Herd erst wieder anheizen«, erklärte sie, während sich Mirkes Blick auf Elisabeth heftete, die sie ebenfalls aufmerksam musterte.
    »Das Kind ist groß geworden«, stellte sie fest, ließ sich auf einen der Stühle fallen und streckte die Beine von sich.
    »Ja, es ist lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben«, erwiderte Cristin und biss sich sogleich auf die Zunge. »Elisabeth, gehe bitte hinauf in deine Kammer«, sagte sie und legte etwas Reisig auf das nahezuheruntergebrannte Feuer. Als die dünnen Zweige lichterloh brannten, gab sie nochein dickeres Stück Holz darauf.
    Wie es Mirke wohl seitdem ergangen ist?, dachte sie, während Elisabeth die Küche verließ. Als Cristin sich umwandte und den finsteren Ausdruck in der Miene der jungen Frau entdeckte , erschrak sie.
    »Es tut mir leid«, murmelte Cristin. »Ich wollte die Vergangenheit nicht wieder heraufbeschwören. Ich kann mir vorstellen, wie schrecklich das alles für dich gewesen sein muss.«
    »So, könnt Ihr das?« Mirkes Lächeln wirkte spöttisch . »Ach ja, ich vergaß. Auch Ihr standet ja schon vor der Lübecker Gerichtsbarkeit und wurdet verurteilt. Zum Tode gar, vor dem Euch nur der Henkerssohn gerettet hat. Habt damals alles verloren, erst den Mann, dann Euer Kind, das Geschäft. Ihr konntet einen schon dauern.« Cristin wollte etwas erwidern, doch Mirke bedeutete ihr mit einer Handbewegung zu schweigen. »Heute geht es Euch ja wieder ganz prächtig, wie man sieht. Habt einen Mann … wenn’s auch der Sohn eines Henkers ist … habt Euer Kind zurückbekommen, und ein zweites ist unterwegs, wie es aussieht.«
    Die junge Frau blickte sich um . »Ein neues Heim und ein neues Geschäft habt Ihr Euch auch aufgebaut. Überhaupt scheint Ihr immer wieder auf die Füße zu fallen. Wie macht Ihr das eigentlich, Frau Schimpf? Seid Ihr am Ende doch mit dem Gottseibeiuns im Bunde, wie es damals hieß?«
    Cristins Handflächen wurden feucht . »Was fällt dir ein, so mit mir zu reden? Verlass sofort mein Haus!«
    Der ungewohnt scharfe Ton weckte den Hund, der sofort den Kopf hob und sich aufsetzte. Mit gespitzten Ohren verfolgte er das Gespräch.
    Mirke beugte sich vertraulich vor und seufzte . »Früher wart Ihr gastfreundlicher. Ach, waren das schöne Zeiten! Ich erinnere mich noch gern an das schöne Fest, das wir gefeiert haben, kurz bevor Euer Mann starb.«
    »Wobei du an seinem Tod nicht ganz unschuldig warst.«
    Erneut verdüsterten sich Mirkes Züge. »Dafür habe ich einen hohen Preis bezahlt. Auch ich hätte heute ein Kind, werte Frau Schimpf.«
    »Das tut mir leid, aber nun geh.« Cristin schielte mit wild klopfendem Herzen zur Tür. Wo blieb Baldo?
    Mirke

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