Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)
angewärmt. So lauft schon!«
Die Dienerinnen eilten hinaus und schlugen die Tür hinter sich zu.
Eine Hand klammerte sich an ihren Arm. »Kommt das Kind schon, liebste Freundin?« Jadwigas Augen schimmerten feucht.
»Das will ich nicht hoffen, Majestät.«
»Du sollst mich doch nicht …«
»Verzeiht.«
Cristin schob der Königin ein Kissen in den Nacken und half ihr, sich etwas aufzurichten.
»Das Kind braucht Euren warmen Leib noch.« Sie versuchte ein aufmunterndes Lächeln. »Bedeckt Euch. Die Nacht ist warm, der Wind jedoch kräftig. Ich öffne das Fenster, ja?«
Jadwiga gehorchte, ließ sich einen Umhang um die Schultern legen und zog die Decke über sich. Cristin atmete befreit auf, als warme Frühsommerluft durch die Fenster hereinwehte. Sie nahm die Hand der Freundin in die ihre.
»Ihr werdet sehen, alles wird wieder gut.« Aufmerksam musterte sie das Gesicht der Schwangeren. »Habt Ihr noch Schmerzen?«
»Nur ein leichtes Ziehen im Rücken.«
Kurz darauf betrat die Zofe mit einem Tiegel in der einen und einem Krug in der anderen Hand den Raum und stellte die Utensilien auf einen kleinen Tisch. Cristin murmelte einen Dank und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder der Königin zu.
»Ich werde Euch jetzt massieren, das wird Euch gewiss guttun.«
Jadwiga nickte und öffnete das Gewand erneut. »Was immer du für richtig hältst.«
Cristin schloss die Fenster wieder. Sie tunkte die Hände in das warme Öl und verteilte es auf dem Bauch ihrer Freundin. Mit kreisenden Bewegungen rieb sie es in die Haut ein, sacht, um der Königin keine zusätzlichen Schmerzen zuzufügen. Immer und immer wieder, bis Jadwiga sich sichtlich zu entspannen begann.
»Seht nur«, entfuhr es Cristin erfreut, als sich unter ihren Fingern etwas bewegte, »wie kräftig Euer Kind tritt. Es scheint ihm gut zu gehen.«
»Meinst du wirklich?«
Jadwigas Wangen nahmen einen rosigen Ton an. Die Hoffnung, die sich plötzlich in ihrer Miene spiegelte, ließ Cristins Brust eng werden. Die Zeit verstrich nur zäh. Während sie mit der Massage fortfuhr, kam es ihr jedoch so vor, als würden die Abstände von Jadwigas Krämpfen sich vergrößern.
Die ersten Sonnenstrahlen färbten bereits den Morgenhimmel, und das Leben bei Hofe erwachte, als die Schmerzen endlich verebbten. Cristin rieb sich die brennenden Augen. Vermutlich waren es nur die Vorboten der nahenden Geburt gewesen.
»Ich sagte doch, alles wird gut«, flüsterte sie.
Aber die Königin war längst in einen gnädigen Schlaf gesunken und hörte die Worte nicht mehr. Cristin erteilte den Dienerinnen noch einige kurze Anweisungen und verließ wankend das königliche Schlafgemach.
15
N ach einigen Stunden tiefen Schlafes wusch sich Cristin gründlich und schlüpfte in ein einfaches Gewand, als sie vom Burghof her Stimmengewirr vernahm. Sie trat ans Fenster. Die Musikanten reisten ab, flankiert von einer Anzahl Ritter. Das königliche Wappen zierte die Umhänge der Männer, und die Pferde tänzelten erregt. Begleitet wurden sie von einem kleinen Tross Pferdewagen, der die kostbaren Instrumente der Musikanten und deren Reiseproviant transportierte. Cristin sah dem munteren Treiben zu.
Für den heutigen Tag hatte Jadwiga eigentlich zu einem weiteren Konzert eingeladen. Der Umstand, dass die hohen Gäste bereits abreisten, erfüllte die junge Frau mit Erleichterung. Offenbar war die Königin nach dem Schrecken der vergangenen Nacht zu der Einsicht gelangt, sich mehr Ruhe zu gönnen, um das Leben ihres Kindes und ihre eigene Gesundheit nicht zu gefährden.
Elisabeth war mit Janek zu den Stallungen gegangen. Mit strahlenden Augen hatte er in der Tür gestanden und stockend von dem neuen Hengstfohlen erzählt, das in den frühen Morgenstunden geboren worden war. Cristin hatte ihre Tochter nur mit großer Überredungskunst dazu bewegen können, noch schnell ein Stück Brot zu essen, das sie eilig aus der Küche besorgt hatte. Dann war die Kleine an Janeks Hand aus dem Raum gestürmt. Das stumme Verständnis zwischen dem Jungen und Elisabeth rührte sie. Cristin schmunzelte, während das Mädchen an seinen Lippen hing, als würde er das Evangelium verkünden. Bis zum Abschied bleibt ihnen ja noch etwas Zeit, dachte sie mit einem Anflug von Wehmut und machte sich auf den Weg zum königlichen Gemach.
Jadwiga war wohlauf. Ihr Leibarzt hatte bestätigt, dass kein Grund zur Sorge bestand. Allerdings hatte er ihr für die nächsten Tage absolute Bettruhe verordnet, wie die Königin mit
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