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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Hände.
    »Was ist denn? So sprecht endlich!«
    »Unsere verehrte Königin. Sie … sie braucht … sie verlangt nach Euch!«
    Jadwiga! Cristin machte sich nicht die Mühe, ihre rotblonde Lockenmähne zu bändigen, schlang stattdessen nur ein Band um die Haare und warf sich ihren Umhang über das Nachtgewand. Schon eilte sie mit der Hofdame zur Tür hinaus.
    »Was ist mit der Königin?«, fuhr sie die Frau an. »Muss ich Euch denn jedes Wort aus der Nase ziehen?«
    Im nächsten Moment, als sie das verräterische Blinzeln der Dame bemerkte, bereute sie bereits ihr unwirsches Verhalten.
    »Bitte erzählt mir alles«, ergänzte sie versöhnlicher, während sie neben der Frau durch stille, schwach beleuchtete Flure hastete. Das Geräusch ihrer Schritte hallte unnatürlich laut in ihren Ohren wider. Nie war ihr der Weg bis zu den königlichen Gemächern weiter erschienen als in jener Nacht.
    »Schmerzen«, keuchte die füllige Hofdame atemlos. »Sie klagt … über heftige Schmerzen im Rücken. Den Leibarzt habe ich schon gerufen. Aber die Königin hat nach Euch geschickt.«
    Cristin biss die Lippen aufeinander. Ihre Gedanken überschlugen sich und machten es ihr schwer, Ruhe zu bewahren. Sie rief sich zur Ordnung und schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter. Gründe gibt es viele für einen plötzlichen Schmerz, redete sie sich gut zu. Dann stand sie endlich vor der schweren Tür, die zu Jadwigas Gemächern führte. Ein Diener, der davor Wache hielt, nickte zum Gruß und öffnete ihr wortlos.
    Die Königin stand im Raum, gegen ihren Lehnsessel gestützt, eine Hand in den Rücken gepresst. Einige dicke Strähnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und fielen ihr wirr ins Gesicht. Sie schien das Kommen ihrer Vertrauten gar nicht bemerkt zu haben, denn sie sah nicht auf.
    Cristin erschrak. »Hoheit, Ihr habt nach mir rufen lassen?«
    Sie legte Jadwiga eine Hand auf den Arm. Diese hob den Kopf. Auf ihrer Stirn standen Schweißperlen, der Mund war zu einem schmalen Strich verengt.
    »Mein Rücken. Es tut so weh.« Ihre Stimme klang rau wie ein Reibeisen, als bereitete ihr das Sprechen große Mühe.
    Cristins Blick wanderte zu dem gewölbten Bauch der Königin. »Wo schmerzt es Euch? Zeigt mir die Stelle genau!«
    Jadwiga wies auf den unteren Rücken. Der Schmerz strahle von dort aus bis in den Bauch aus, erklärte sie.
    »Wie lange geht das schon so?«
    »Ich … weiß es nicht. Eine Stunde, vielleicht mehr«, keuchte die Königin, beugte sich vor und legte den Kopf auf die Lehne ihres Sessels. Kurz darauf entspannte sich Jadwigas Gesicht, und sie atmete tief.
    »Ihr legt Euch am besten nieder, damit ich nach Euch und dem Kinde schauen kann«, sagte Cristin sanft, aber bestimmt.
    Sie legte der Hochschwangeren einen Arm um die Schultern, um sie zu ihrer Schlafstatt zu geleiten. Auf eine Anweisung der Regentin hin verließen die Hofdamen das Gemach. Nur zwei Dienerinnen blieben und zogen sich nahe dem Kamin zurück, immerzu bestrebt, ihrer Königin jeden noch so kleinen Wunsch von den Augen abzulesen. Cristin ließ sich neben Jadwigas Bett nieder und wartete, bis die hastig davoneilenden Schritte der Hofdamen in den Fluren verstummten. Auf dem ausladenden Bett wirkte die Königin schmächtig und blass.
    »So ist es gut, Hoheit.«
    Ungefragt öffnete Jadwiga die Schnüre ihres Nachtgewandes. Ihre Brüste waren schwer und voll, als würden sie nur darauf warten, den Thronfolger endlich nähren zu dürfen. Cristin erinnerte sich an jenen unvergesslichen Moment, als sie Elisabeth das erste Mal an die Brust gelegt hatte. Vorsichtig tastete sie über den Bauch der Hochschwangeren. Mit geübten Fingern fuhr sie die sich abzeichnenden Umrisse des Kindes nach – und verharrte. Sie fühlte, wie sich die Bauchdecke zusammenzog. Jadwiga stöhnte leise auf. Wenn es nur kein Geburtsschmerz ist, dachte Cristin. Ihr Puls beschleunigte sich. Sie spürte die verängstigten Blicke der Dienerinnen im Nacken.
    »Soll ich Weihrauch entzünden, Herrin?«, vernahm sie die dünne Stimme einer der Frauen.
    »Nein, um Himmels willen!«, erwiderte Cristin scharf, ohne sich umzuwenden. »Wenn du etwas tun willst, dann lass frische Luft herein, beschaffe mir warmes Wasser und …« Sie erhob sich und sah dem jungen Mädchen ins Gesicht. »Kannst du mir Lavendelöl bringen?«
    »Gewiss, Herrin. Doch das wird eine Weile dauern. Ich müsste erst …«
    »Nein, wir brauchen es jetzt«, unterbrach Cristin sie unwirsch. »Dann besorgt mir ein anderes Öl, gut

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