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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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wie er es unzählige Male zuvor schon getan hatte. Dieser bestimmte, ihr eigene Geruch sorgte immer dafür, dass es ihm vorkam, als wäre alles in seinem Inneren auf einmal weich und nachgiebig. Sie schlang die Arme um seinen Hals. Still verharrte er in der Freude, ihren Körper so nahe bei sich zu fühlen. Es war nicht nötig zu sprechen, Baldo wusste auch so, was in seiner Frau vorging. Er küsste sie sanft, während seine Hand unter Cristins Nachthemd glitt und ihr Rückgrat entlangfuhr. Sie bekam eine Gänsehaut und reckte sich ihm entgegen.
    »Du hast mir so sehr gefehlt«, murmelte er heiser und presste sich enger an sie, um ihre verführerischen Rundungen näher zu erforschen.
    »Und du mir erst«, war Cristins gepresste Antwort.
    Baldo warf die Bettdecke beiseite, denn es war ohnehin zu warm in der Kammer. Er stützte sich auf die Ellenbogen und beobachtete, wie das Mondlicht gleich einer Liebkosung über ihre Haut strich. Dann lag sie auf einmal unter ihm, und in ihre Augen trat ein Schimmer. Er beugte sich zu ihr hinunter, suchte ihre Lippen. Sie waren warm und voller Verheißung. Wie eine Welle brach die Sehnsucht über ihnen zusammen und riss sie mit sich fort.

21
    D as tägliche Einerlei holte die Familie Schimpf rasch wieder ein. Seit Cristin vor knapp zwei Wochen mit Elisabeth nach Hamburg zurückgekehrt war, hatte ie einige kleinere Aufträge von neuen Kunden erhalten. Vermutlich hatten Minna und Baldo dafür gesorgt, dass die Einladung der polnischen Königin den Hamburgern nicht verborgen geblieben war. Cristin war es nur recht. Sollten die Leute ruhig neugierig auf die Goldspinnerin werden, die sogar Verbindungen zum polnischen Hof unterhielt, solange es ihr und ihrer Familie das Überleben sicherte.
    Nunsaß sie in der Stube und hob den Kopf von der Stickarbeit an dem liturgischen Gewand, mit der sie sich des Abends zu beschäftigen pflegte. Es waren die letzten Stiche an dem kostbaren Stoff, am folgenden Morgen wollte Baldo es an das Kloster Herwardeshude ausliefern. Die Oberin war sicher hocherfreut, das Gewand bereits früher als vereinbart zu bekommen. Dann war ihre Arbeit vollbracht. Cristin breitete das Gewand auf dem Tisch aus und begutachtete es eingehend. Hatte sie wirklich keinen Stich vergessen? Waren auch alle Goldfäden richtig gesetzt? War ihr bei dem komplizierten Muster, das Brot und Wein zeigte, auch ja kein Fehler unterlaufen? Sie hielt es dichter an die Augen und fuhr mit dem Finger das Muster nach. Mit einem Lächeln ließ sie es schließlich sinken. Die Klosteroberin war ganz gewiss zufrieden, die Farben wirkten lebendig und das Motiv voller Kraft.
    Jadwiga war von ihrer Arbeit fasziniert gewesen, und Cristin erinnerte sich der vielen Stunden, in denen sie im königlichen Gemach gestickt und mit ihrer Freundin geplaudert hatte. Sie wischte sich über die Augen und zwang ihre Gedanken zurück. Sorgfältig packte sie das Gewand in die Kiste, die sie schon auf der Reise zum Wawel begleitet hatte, und verschloss sie.
    In diesem Moment horchte sie auf. Deutlich hatte sie das Pochen des Türklopfers vernommen. Wer mochte das noch sein zu dieser späten Stunde? Es dämmerte bereits, und Baldo würde sicherlich bald heimkehren, denn er war noch auf einen Krug Bier in die kleine Schänke am Ende der Gasse gegangen. Da klopfte es erneut.
    Kurz darauf hörte sie ihre Lohnarbeiterin mit jemandem an der Haustür sprechen. Die Frauenstimme kam ihr bekannt vor. Cristin erhob sich und ging in den Flur.
    »Seht nur, wer Euch besuchen kommt, Frau Schimpf.« Minna trat zur Seite und gab den Blick auf eine unscheinbar wirkende Frau in Cristins Alter frei.
    Das glanzlose, hochgesteckte Haar wurde von einem Hennin bedeckt, ein halb durchsichtiger Schleier lag über dem schmalen Gesicht. Dennoch erkannte Cristin die Frau sofort.
    »Mechthild! Wie schön, dich wiederzusehen!«
    Sie ging auf ihre Schwägerin zu, um sie in die Arme zu schließen. Ihre Freude war aufrichtig. Noch vor einem Jahr war ihre Verachtung für Lynhards Frau abgrundtief gewesen, niemals hatte Cristin sie wieder sehen wollen. Mechthild, jene Person, die sie der Hexerei und des Mordes an ihrem Ehemann Lukas Bremer beschuldigt hatte. Vor Gericht hatte sie bezeugt, Cristin sei mit dem Teufel im Bunde. Nach dem Freispruch jedoch hatte sie lange Gespräche mit Mechthild geführt und erkannt, dass die abgöttische Liebe der Schwägerin zu Lynhard der wahre Grund für ihr Verhalten gewesen war. Mit seinen klug eingefädelten

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